Schwimmmeister Christian Helbig hat immer etwas zu tun, auch wenn sich die Zahl der Freibadbesucher in Villingen wie am Montag in Grenzen hält. Foto: Huber Foto: Schwarzwälder Bote

Freibad: Trotz kühler Witterung kommt der harte Schwimmerkern / Christian Helbig hat immer etwas zu tun

Kalter Wind, gefühlte zehn Grad, leerer Parkplatz: Lediglich der harte Schwimmerkern traut sich da ins Villinger Freibad-Wasser. Schwimmmeister Christian Helbig wird es an einem sehr ruhigen Betriebstag sicher nicht langweilig.

VS-Villingen. Die Dame am Kassenhäuschen hat am späten Montagvormittag nicht viel zu tun. "Wenn es warm ist", erzählt sie, "dann ist hier die Hölle los." Davon kann Mitte Juli und bei wenig sommerlichen Temperaturen kaum die Rede sein. Helbig, einer von vier Schwimmmeistern, die für das Kneippbad verantwortlich sind, steht am schier verwaisten Becken und macht das, was er ansonsten auch immer macht: Aufsicht.

Viel hat er an diesem Montag nicht zu tun. "Tag Herr Helbig", ruft ihm eine braungebrannte ältere Dame zu, die dann gleich wieder weiter ihre Bahnen zieht. "Bei diesem Wetter kommen nur unsere treuesten Gäste", erzählt er, "eben die, die immer kommen, die kämen sogar, bei Schnee". Bis zum Ende der Sommerferien schieben Helbig und seine insgesamt drei festangestellten Kollegen und die beiden Azubis Dienst im Freibad. Anschließend wechselt auch er nahtlos über ins Villinger Hallenbad. An kalten Tagen wie diesen wird ihm jedoch nicht langweilig. Dann lassen sich in Ruhe Arbeiten machen, zu denen er in Hochbetriebsphasen nicht komme: die ganze Palette an Unterhaltsleistungen auf dem weiträumigen Gelände. Dann werden Hecken geschnitten, der Grünschnitt eingesammelt, Unkraut gezupft. Nur das Rasenmähen gehört nicht zu seinem Aufgabengebiet, dies übernehme eine Firma. Wenn sich die Schwimmer an einer Hand abzählen lassen, hat er genügend Zeit dazu, das zu tun, was einmal in der Woche fällig ist: Die Fasernfänger bei der Umwälzpumpe von Partikeln, Haaren, Laub und sonstigen Materialien zu säubern, die hängen bleiben. Vor allem an stürmischen Tagen hat Helbig jede Menge zu tun, weil es einiges ins Becken blase.

Seit 5.30 Uhr ist Helbig auf den Beinen und damit eine Stunde, bevor die ersten Frühschimmer ins 23 Grad warme Wasser steigen. Sinken die Temperaturen, wie jetzt über das Wochenende, muss das Becken mit einer dicken Folie abgedeckt werden, damit sich das Wasser über Nacht nicht zu sehr abkühle. "Wir müssen ja versuchen, den Gasverbrauch einigermaßen niedrig zu halten." Hat er die Folie am frühen Vormittag wieder abgezogen, schiebt er den großen Sauger vor sich her bis zum Beckenrand: Die erste Säuberungsrunde an diesem Tag kann beginnen, damit das Badevergnügen im wahrsten Sinne nicht getrübt wird. "Also langweilig wird es mir nie."

Spaß ohne Randale

Kaum ist der Satz gesprochen, stürmt eine Schulklasse ins Freibad. Wird es stressig, wenn an heißen Tagen sich viele Kinder im Freibad tummeln? "Das ist eher positiver Stress", meint Helbig und freut sich mit den Jungs und Mädchen, die trotz Wolken und Wind ihren Spaß haben. "Wenn was los ist, dann freut’s uns." Gab es Probleme mit unverschämten schlägernden jungen Badbesuchern, wie anderorts in Baden-Württemberg? Helbig schüttelt den Kopf. "Alles blieb friedlich", schreibt Susanna Schmidt, Pressesprecherin der Stadtwerke VS, zu der die Bäder GmbH gehört, die für die Schwimmbäder in der Doppelstadt zuständig sind.

Was sagt der Zahlenspiegel der Bäder GmbH? Die hochsommerliche letzte Juniwoche brachte in Kneippbad und Neckarbad Besucherrekorde. Allein ins Kneippbad strömten 14 211 Besucher, "so viele wie noch nie seit Einführung der elektronischen Aufzeichnung vor 18 Jahren", zeigt Schmidt auf. Ins Neckarbad kamen 4709 Besucher und damit "so viele wie seit 15 Jahren nicht mehr".