Lothar Fleck stellte seine Drehorgeln vor. Foto: Brüderle Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Drehorgelspieler verblüfft mit seiner Sammlung bei der "Muettersprochgruppe"

VS-Villingen. Die "Muettersprochgruppe a Brige un Breg" hatte Lothar Fleck eingeladen, einen begeisterten Drehorgelspieler- und sammler. Mitgebracht hatte er eine beachtliche Reihe von Schaustücken, kleinste Stiftwalzenörgele mit einer jeweils gängigen Melodie, Schmuckschatullenspieluhren, Vogelstimmenimitationen und sonstige Kleingeräte.

Und es gab Glanzstücke: ein Ariston, eine sogenannte Tisch- oder Salondrehorgel, die über Papplochscheiben, einen Abtastarm und Blasebalg die Melodie freigibt, eine Bacigalupo, die er wegen ihrer Lautstärke außerhalb des Raumes spielte, eine tragbare Lochbanddrehorgel, zu der das Publikum dann auch mitsingen durfte und eine elektronische Konzertina.

Zu all diesen Instrumenten hielt er einen humorvoll vorgetragenen, wissenschaftlich sehr interessanten Vortrag. Er sprach über die Abspielsysteme wie Lochkarten- platten- oder bänder, Stiftwalzen, und Metallzungen. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Drehorgeln und Orchestrions gebaut, später dann durch Radio und Plattenspieler verdrängt. Heutzutage erleben sie aber wieder eine Renaissance durch den Club Deutscher Drehorgelfreunde.

Dazu wusste er auch Geschichten über die Erbauer sowie die Benutzer zu erzählen. Die Titanic sollte zum Beispiel ein imposantes Orchestrion der Firma Welte erhalten, was aber bis zur Jungfernfahrt nicht fertig wurde. Dies brachte den Konstrukteuren zwar Ärger ein, rettete ihnen aber so das Leben, denn eigentlich sollten sie bei der Fahrt dabei sein. Auch das Instrument blieb somit erhalten und ist heute im Landesmuseum Bruchsal ausgestellt.

Drehorgeln wurden meist von den Herstellern an Straßenmusikanten, Bettler und Invaliden verliehen, die dann einen Teil der Einnahmen dafür abgaben. Schon Maria Theresia sorgte dafür, dass Versehrte aus den Preußenkriegen als sogenannte Werkelmänner ein kleines Einkommen hatten. Die Spieler zogen durch Straßen und Hinterhöfe der Großstädte, allein in Berlin gab es zeitweise über 3000 Leierkastenmänner. Meist hatten sie als weitere Attraktion ein Äffchen dabei, welches die zugeworfenen Geldstücke einsammelte. Heute haben Drehorgelspieler, die sich mehrmals jährlich irgendwo zu großen nationalen und auch internationalen Treffen zusammenfinden, einen Plüschaffen dabei.

Den Abschluss dieses begeisternden Nachmittags bildete das Absingen des Badnerliedes und der Dank an Lothar Fleck.