Schwester Roswitha Wecker zieht nach Brig in die Schweiz.Archiv-Foto: Disch Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Schwester Roswitha Wecker schließt letztes Kapitel der Klostergeschichte

VS-Villingen. In den kommenden Tagen wird die letzte verbliebene Nonne des St.-Ursula-Klosters in der Villinger Bickenstraße die Zähringerstadt verlassen und damit ein Kapitel der Klostergeschichte schließen.

Schwester M. Roswitha Wecker lebte wohl seit 2015 nicht mehr im eigentlichen Kloster, sondern in einer betreuten Wohngemeinschaft in St. Lioba, wo sie bis August vergangenen Jahres auch ihren Cousin Pater Hermann Fuchs CSsR betreute, der hier seinen Lebensabend verbringen durfte. Er starb am 10. November in Gars am Inn.

Für Schwester Roswitha war klar, dass sie in das Mutterhaus ihres Ordens ziehen wird. Dort, in Brig im Kanton Wallis, lebt auch Schwester Sigrun, die einst mit ihr als letzte Klosterschwester in St. Ursula in Villingen lebte.

Zur Föderation der Ursulinen gehören sieben Klöster in Deutschland, der Schweiz, Belgien und Frankreich. Schwester Sigrun betreute zuletzt die Klosterkirche. Und auch Schwester Roswitha wird sich in Zukunft, soweit es ihre Gesundheit und ihr Alter zulassen, mit einigen Aufgaben ins Klosterleben miteinbringen.

Schwester Roswitha wurde 1935 in Aalen geboren und erlernte dort den Beruf der Kaufmännischen Angestellten. Sie war Chefsekretärin der Aalender Palmer AG, in ihrer Freizeit aber auch Diözesanjugendführerin der BDKJ (Bund deutscher katholischer Jugend), bevor sie 1957 als 22-Jährige durch Vermittlung ihres Onkels Pater Anton Wecker in das Kloster St. Ursula in Villingen eintrat.

Am Villinger Wirtschaftsgymnasium machte die junge Ursulinenschwester das Abitur und besuchte die Außenstelle der Pädagogischen Hochschule in Gengenbach. Sie unterrichte zunächst an der Klosterringschule und wurde 1965 Leiterin des Internats in St. Ursula. Schon 2012, als Schwester Roswitha das Amt der Superiorin von der inzwischen verstorbenen Schwester Eva-Maria übernommen hatte, war ihr klar, dass man den Klosterbetrieb nur noch eine Weile aufrechterhalten könnte, nämlich so lange, wie es die Gesundheit zulasse. Damals sagte die beliebte Schwester sachlich und ohne Wehmut: "Das sind Tatsachen und die Zeit bleibt nicht stehen." Für die Superiorin war es eine Realität, dass sie es wäre, die das Kloster auflösen wird.

20 Jahre leitete sie das Internat. Zusätzlich unterrichtete sie als Lehrerin. Nach Schließung des Internats Mitte der 80er-Jahre war sie bis zu ihrer Pensionierung 2001 Leiterin der Tagesheimschule. Danach übernahm Schwester Roswitha die Klosterverwaltung, die sie jahrelang erfolgreich managte. "Immerhin beschäftigte das Kloster 13 Mitarbeiter und hatte damit die Größe eines kleineren Wirtschaftsbetriebes", so die Schwester.

Oft sah man Schwester Roswitha, wie sie mit Pater Fuchs, der 1993 nach Villingen kam, spazieren ging. Nun verlässt die letzte Superiorin die Stadt, die ihr und ihren Mitschwestern so viel zu verdanken hat. Spuren hinterlässt sie, da sie ihre Berufung stets glaubwürdig lebte. Vor zwei Jahren feierte sie ihre diamantene Profess mit Schwester Sigrun zusammen in Brig, wohin sie jetzt zieht. Schon oft war sie in Brig auch im Urlaub, sodass ihr die Bergwelt nicht fremd ist. Das Kloster hat auf dem Simplon auch ein Ferienhaus

Viele Villinger würden sich gerne persönlich bei ihr verabschieden, aber das lässt die Corona-Pandemie nicht zu. Mit ihrem Wegzug endet das klösterliche Leben in Villingen.