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Porträt / Peter Müller ist Vorsitzender der Sektion des Alpenvereins und Dirigent des Akkordeonvereins Tannheim

Er selbst unternimmt am liebsten Hochtouren in den Alpen, bezeichnet sich ansonsten aber als "Allrounder". Peter Müller ist seit zwei Jahren Vorsitzender der Sektion Schwarzwald im Deutschen Alpenverein (DAV) – und er ist ein leidenschaftlicher Musiker.

Villingen-Schwenningen. Seine DAV-Sektion kann sich derzeit vor neuen Mitgliedern kaum retten. Während andere Vereine über Mitgliederschwund jammern, boomt der Bergsport. Um rund 500 hat sich der Mitgliederbestand der Sektion in den vergangenen zwei Jahren auf 3556 erhöht. Bundesweit zählt der Deutsche Alpenverein im 150. Jahr seines Bestehens rund 1,2 Millionen Mitglieder, Tendenz ebenfalls steigend.

Nicht zum Strand, sondern in die Berge

Peter Müller ist Mitglied seit er denken kann. Sein Vater Otmar war 1950 Gründungsmitglied der Bergsteigergruppe St. Georgen. "Bei uns gab es keinen Strandurlaub, wir waren in den Ferien und an fast jedem Wochenende auf Hüttentour in den Bergen", erinnert sich der in der Bergstadt geborene und bis heute dort lebende Familienvater.

Begeisterung in der ganzen Familie

Die Begeisterung für die Natur hegt der 50-Jährige mit seiner Frau Martina bis heute, und er hat sie an seine beiden inzwischen erwachsenen Kinder weitergegeben. Die Sektion Schwarzwald besteht aus dem Hauptsitz in Villingen sowie den Ortsgruppen St. Georgen, Furtwangen und Bonndorf. Hier findet jeder Bergsportler je nach Leidenschaft Mitstreiter zum Wandern, für Skitouren, Klettern und Bouldern, Bergsteigen und für Hochtouren.

Peter Müller wuchs in den Verein hinein. Sein erstes Amt war das des Familiengruppenleiters. 2017 folgte er dann auf Martin Kramer als Sektions-Vorsitzender. Den Mitgliederandrang sieht er nicht als seinen Verdienst an. Zwar ermöglichte man in seiner Amtszeit den problemlosen Online-Vereinszutritt, aber darin sieht Müller nicht den Grund für die große Nachfrage. "Der Outdoorsport insgesamt boomt einfach", sagt er bescheiden. Und als DAV-Mitglied genießt man attraktive Vorteile: Im Beitrag ist ein umfassender Versicherungs-schutz für Such-, Bergungs- und Rettungskosten enthalten, und in DAV-Hütten sowie Kletterhallen erhält man Rabatte, sogar in der Schweiz, in Österreich und in Südtirol.

Peter Müller freut es, dass vor allem junge Menschen beitreten. Diese Zielgruppe hatte es in der Regel freilich auf das Klettern und Bouldern abgesehen, das zunehmend nicht mehr in der freien Natur, sondern in den wie Pilze aus dem Boden schießenden Hallen stattfinde. Dem könne sich auch die Sektion Schwarzwald nicht verschließen, sagt Müller. Daher habe man vor Jahren zunächst damit begonnen, Rücklagen für eine eigene Halle zu bilden. Inzwischen entschloss man sich stattdessen, mit dem Investor der geplanten Kletter- und Boulderhalle am Klosterhof zu kooperieren. Sobald sie stehe, werde man darin Angebote für Kurse und Trainerausbildungen machen.

Er warnt: Überschätzt euch nicht

Er selbst ist im Besitz der C-Lizenz und gibt am letzten Juniwochenende auf der Tierbergli-Hütte am Sustenpass einen Grundkurs für Hochtouren. Er weiß: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit kann man erlernen, muss sie trainieren. Und er möchte jedem unbedarften Spaziergänger zwischen den Felsen zurufen: Überschätzt euch nicht! Besonders beim derzeit beliebten Klettersteiggehen sind die Unfallquoten hoch. "Die Tour ist nicht auf dem Gipfel, sondern im Tal zu Ende", mahnt der Experte.

Peter Müller liebt die Natur, die intakte. Daher kann er die Umweltpolitik des Alpenvereins unterschreiben, der sich mehr und mehr für unberührte Berge und Täler und gegen den weiteren Ausbau von Skigebieten einsetzt. "Für den Deutschen Alpenverein ist die Erschließung der Alpen abgeschlossen", weiß er. Es werden keine neuen Hütten mehr gebaut und die Kapazitäten der bestehenden sogar reduziert.

Peter Müller hat aber auch eine andere, eine berufliche, eine musikalische Seite. Er studierte Akkordeon am Hohner-Konservatorium in Trossingen und war lange Jahre als freiberuflicher Musiklehrer tätig. Seit 2001 ist er in einem Schramberger Musikhaus festangestellt.

1992 kam es zum Kontakt mit dem Akkordeonverein in Tannheim, der einen neuen Dirigenten suchte. Peter Müller nahm an und leitet das Ensemble bis heute. Beim Jahreskonzert zur Weihnachtszeit bleibt in der Tannheimer Festhalle kein Zuhörerstuhl unbesetzt, und groß ist auch das Interesse am Frühjahrskonzert zusammen mit der Musikkapelle und den Tannheim Singers. Obwohl den V erein auch keine Nachwuchssorgen plagen – "Mitspieler sind immer willkommen".