Steter Wandel – aber auch zahlreiche Schließungen: In das Geschäftsleben der Villinger Innenstadt kommt wieder Bewegung. Foto: Eich

Obere Straße wird zum Problemfall. Kaum ein Geschäft kann sich langfristig halten.

Villingen-Schwenningen - Steter Wandel – aber auch zahlreiche Schließungen: In das Geschäftsleben der Villinger Innenstadt kommt wieder Bewegung.

Wegen Überfüllung geschlossen? Die Obere Straße ist das genaue Gegenteil einer stark frequentierten Innenstadt-Zone: Leere Schaufenster und teils lang anhaltende Leerstände prägen das Bild einer Straße, in der sich bedingt Neues tut.

Zwei Vitrinen spiegeln noch Geschäftsleben mit ausgestellten Mänteln, Jacken und Hosen wider. Eine andere weist deutlich darauf hin, dass es ein für allemal vorbei ist mit dem Bekleidungsgeschäft Hauck Moden. "Wir haben für immer für Sie geschlossen", zeigt ein kleines Schild die Geschäftsaufgabe an. Bei Bedarf könne man eine Telefonnummer kontaktieren. Diese gehört zu Peter Seeburger, der zusammen mit Amapola Schneider die Abwicklung der Hauck GmbH übernommen hat. Noch müsse er sich mit Informationen zurückhalten. Doch eines kann er schon jetzt bestätigen: "Das Interesse am Kauf der Immobilie ist ordentlich", es gebe mehrere Interessenten für das Haus direkt am Oberen Tor. "Mehr kann ich noch nicht sagen." Generell ist für Seeburger die Obere Straße alles andere als ein "toter Fleck": Vermutlich werde es im ehemaligen Hauck erneut auf das generell favorisierte Modell "Ladengeschäft und Wohnung" hinauslaufen.

Kaum noch einem Laden ähnlich sieht erneut ein paar Meter weiter eine Fläche, die vor neugierigen Augen mit Zeitungsseiten und Planen abgeschottet wird. Was wird aus dem Geschäft, in dem eine Zeit lang und eher erfolglos Feinkostprodukte angeboten wurden? Allein das Schild "Baufreigabe" deutet darauf hin, dass sich hier demnächst etwas tun wird. Dem Vernehmen nach lässt der neue Besitzer das Haus renovieren und hegt Verkaufsabsichten.

Während auf der westlichen Seite der Oberen Straße noch eher "tote Hose" herrscht, ist auf der gegenüberliegenden Seite schon etwas mehr Leben. "Räumungsverkauf, alles muss raus": Das lassen sich vor allem die Stammkunden des "Hosen Eck" nicht zweimal sagen: "Gerade unsere Stammkunden kaufen auf Vorrat", meint Ursula Franek, deren Mann das Geschäft vor fast 60 Jahren gestartet hatte, und packt die nächsten Jeans ein. Was aus dem Geschäft werde? Ja, es sei verkauft, so die Geschäftsfrau, doch was der Neubesitzer damit anfangen werde? Das wisse sie nicht, das sei auch allein seine Angelegenheit.

Während Ursula Franek weiter fleißig einpackt, legen Hüsseyin Akcan und sein Mitarbeiter letzte Hand an. Am Samstag wollen sie "das erste türkische Restaurant" im Stadtgebiet eröffnen. Dort, wo früher diverse Ladeninhaber ihr Glück versucht hatten und im hinteren Teil das Café Om untergebracht war, plant seine Frau Aynur Akcan, die jetzt noch eine Änderungsschneiderei inne hat, mit dem neuen Lokal "Gönül Sofrasi" Großes: Es wird Frühstück geben, wechselnde Mittagessen und türkische Spezialitäten. "Das hier wird kein Imbiss", bekräftigt ihr Mann Hüsseyin Akcan.

Händeringende Suche

Bewegung kommt auch in das ehemalige Kindermodengeschäft "United Colours of Benetton". Dorthin wird das Tattoo-Studio "My Story" aus der Niederen Straße ziehen, welches im November 2017 eröffnet hatte. Wie der Inhaber berichtet, wolle man sich vergrößern, weswegen sich die Fläche in der Oberen Straße anbieten würde. Die Neueröffnung des "Tattoo & Concept Stores" ist am 31. August geplant. Für die bisherigen Räumlichkeiten wird derzeit händeringend ein Nachmieter gesucht. Angesichts weiterer, zahlreicher Leerstände in direkter Nachbarschaft dürfte dies jedoch nicht so einfach sein. Denn in den Schaufenstern des Juweliers Blumenstock, der 3D-Druckerei Fine Print (mittlerweile Umzug in die Wöschhalde), dem Handyladen Yourphone sowie dem Bekleidungsgeschäft St. Kilda prangen die Schilder von Immobilienbüros, um die Geschäfte neu zu vermieten. Neu eröffnet hat in der Niederen Straße hingegen der "Laden des Lebens", in dem Marzena und Ralf Mackenroth Nahrungsergänzungsmittel verkaufen.

Ein paar Meter weiter, direkt ums Eck in der Rietstraße, hat bereits seit einigen Wochen das "Blumen Ateljé" seinen Laden geräumt, keine Veränderung gibt es weiterhin bei der Stadtapotheke. Von der Umwandlung zu einem Gastrobetrieb ist derzeit nichts zu sehen. Ein solcher hat hingegen in der Färberstraße eröffnet. In der ehemaligen "Créperia La Dolce Vita" hat vor wenigen Tagen die Bar "Hausverbot" ihre Tore eröffnet und bietet damit inklusive Terrasse einen neuen Anlaufpunkt für Nachtschwärmer.