Leerstände belasten die Innenstadt. (Symbolbild) Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Geschäftsleute sehen Fehler in Stadtentwicklung. Rainer Arning: Verwaltung trägt Mitverantwortung. 

VS-Villingen - An einem Vormittag bei einem Bummel durch die Villinger Innenstadt fallen einem zwischen den gut 200 Läden die ungenutzten Ladenflächen unweigerlich auf.

Allein in den Haupteinkaufsstraßen Niedere-, Obere-, Riet-, Bicken-, Gerber- und Färberstraße gibt es eine Menge leerstehende Geschäfte (siehe Karte). Die Gründe dafür sind vielfältig. So meint die Wirtschaftsförderungsbeauftragte der Stadt Villingen-Schwenningen, Beate Behrens, dass die Stadt ein Interesse daran habe, dass es zu keinen Leerständen komme, da die Innenstadt als Aushängeschild für die Stadt diene. Eine belebte Innenstadt mit vielen Läden sei Ausdruck der Lebensqualität und Attraktivität einer Stadt.

Gerade auch wenn es darum gehe, Fachkräfte nach Villingen zu holen, sei eine attraktive Innenstadt ein Faktor, der den Zuzug befördern könne. Auf das Einkaufsverhalten der Bürger, welche Läden wirtschaftlich funktionierten und sich halten können, habe die Stadt jedoch keinen Einfluss.

Komme es demnach zu Leerständen könne die Stadt bei Geschäftseröffnungen lediglich als Kontaktvermittler fungieren. Sie könne aufzeigen, wo es gerade einen Leerstand gibt und den Kontakt zum Eigentümer des Hauses herstellen. Anders als ein Immobilienmakler könne, sie aber nicht dafür werben, einen neuen Ladenbetreiber zu finden.

Auf Tonhallengelände hätte Einkaufszentrum entstehen sollen

Das sieht der Geschäftsführer des Schuhhauses Häsler, das es schon seit über 100 Jahren in der Villinger Innenstadt gibt, Rainer Arning, anders. Seiner Meinung nach trage die Stadt eine Mitverantwortung für die Leerstände in der Innenstadt. So sei es ein Fehler gewesen, dass das alte Tonhallengelände nicht mit einem Einkaufszentrum bebaut wurde. Dieses hätte als Kundenmagnet für die Innenstadt funktionieren können. Eine Bürgerinitiative habe dies damals verhindert. Stattdessen wurde 2000 das Schwarzwald-Baar-Center eröffnet. Dies sei seines Erachtens nicht notwendig gewesen. Dahinter habe eine falsche Politik seitens der Stadt und ihrem damaligen Oberbürgermeister Manfred Matusza gestanden. Hätte die Stadt die Bebauung des alten Tonhallenareals forciert, könnte die Villinger Innenstadt heute wesentlich attraktiver sein. Wobei er hinzufügt, dass sie dies trotz allem immer noch sei. Er könne sich als Einzelhändler in der Villinger Innenstadt vor allem durch speziell an den Bedürfnissen der Kunden orientierten Angeboten und einem guten Kundenservice behaupten. So habe er in den letzten Jahren mehrere Läden in der Innenstadt eröffnet, die eine ganz gezielte Kundengruppe ansprächen.

Auch der Geschäftsführer des ältesten Ladens in Villingen, Bernhard Schaumann, betont die Kundenbindung als Erfolgsgarant. So gebe es den Modeladen Schilling in der Oberen Straße bereits seit 1879. Er sieht vor allem den Händler in der Verantwortung, sich selbst immer anzupassen an sich verändernde Marktbedingungen. Er profitiere aber auch vom mittelalterlichen Flair der Villinger Innenstadt, das gerade in den Sommermonaten für Touristen und damit zusätzliche Kundschaft sorge.

An diesen Punkt knüpft auch Beate Behrens von der Stadt VS an. Für die Villinger Innenstadt sei der Tourismus ein wichtiger Faktor, der diese zusätzlich belebe. Außerdem trügen der Frühjahrs- und Herbstmarkt, die verkaufsoffenen Sonntage sowie Kulturveranstaltungen in der Innenstadt zu dessen Belebung bei. Nichtsdestotrotz sei der Online Handel ein ernst zu nehmender Faktor für eine bevorstehende grundlegende Veränderung des Einzelhandels. Um für diesen Wandel gewappnet zu sein, entwickle die Stadt momentan ein City-Marketing-Konzept. In diesem sollen Ideen gesammelt werden, wie die Stadt und der Einzelhandel auf diesen Strukturwandel reagieren können.

Außerdem tut sich etwas in der Niederen Straße. So zieht der Laden "Vom Fass" aufgrund von Renovierungsarbeiten im eigenen Geschäft vorübergehend bis zum Samstag, 3. Februar, in den ehemaligen Foto-Singer (Niedere Straße 86) ein. In der Niederen Straße 48 hat zudem ein Laden des Schuhhauses Häsler eröffnet.

Wie sich die Leerstände in der Villinger Innenstadt jedoch langfristig entwickeln werden, bleibt abzuwarten.