Einen guten Griff hatte Dirigent Michael Berner mit der Pianisten des Abends gemacht. Henriette Gärtner brillierte beim Konzert des Jugendsinfonieorchesters St. Georgen-Furtwangen im Villinger Franziskaner Konzerthaus mit pianistischer Technik und Temperament. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Jugendsinfonieorchester St. Georgen-Furtwangen bringt "Highlights aus Amerika"

Von Siegfried Kouba Villingen-Schwenningen. Ein geradezu reißerisches Programm bot das Jugendsinfonieorchester St. Georgen-Furtwangen im Villinger Franziskaner mit den "Highlights aus Amerika". Star am Piano war Henriette Gärtner, die vollkommen frei interpretierte.Die jungen Orchester-Musiker hatten in den vergangenen Tagen einigen Reise- und Auftrittsstress, daher waren Ermüdungserscheinungen durchaus spürbar. Vor allem hätte man sich dem Beifallsdruck nicht unterwerfen müssen, denn nach dem großen Werk von Dvorák wollte Aaron Coplands "Hoedown" nicht so recht passen, obwohl die junge Pianistin Rebekka Ziegler hörenswert war, die Qualität orchestral ließ aber zu wünschen übrig.

Mit dem feurigen "Rumba" George Gershwins wurde das Programm eröffnet. Der Komponist hatte auf einer Ferienreise Leidenschaft, Ambiente und Ausstrahlung karibischer Menschen und Landschaft eingesogen. Die "Cuban Overture" war geboren und gehört zu überzeugender kompositorischer Leistung. Die jungen Musiker rissen das Publikum bei temperamentvollen Tanzorgien mit, und Michael Berner konnte einen Pluspunkt verbuchen. Der Dirigent hat seinen eigenen Stil gefunden, leistet motivische Kleinarbeit und kann sich auf folgsame Musikanten verlassen.

Sein offenes Verständnis ließ er besonders bei der "Rhapsody in Blue" spüren, als er der exzellenten Pianistin Henriette Gärtner genügend Gestaltungsraum einräumte. Das Werk steht und fällt mit dem Klarinettenglissando, das das "blaue" Klanggefüge einleitet. Der Bläser ließ Vorbildliches hören! Alles stimmte: Solistin, Konzertmeisterin, der riesige Konzertapparat. Das immer wiederkehrende Hauptthema des Klaviers wurde in kunstvolle Klangvisionen umgesetzt. Henriette Gärtner kostete die kadenzartigen Zwischenspiele mit pianistischer Finesse und interpretatorischer Deutungskraft bei technisch absolutem Können aus. Knallharte Akkorde und zartfühlende Passagen bezeugten Sensitivität, gepaart mit spielerischer Leichtigkeit. Ein "kleines Da Capo" war Dank für lang anhaltenden Beifall.

Nach der Pause Dvoráks "Neunte" (oder war es die Fünfte?). Der Komponist, von 1892 bis 1895 künstlerischer Leiter des National Conservatory of Music in New York und Verfechter einer national-tschechischen Musik, hatte das Ohr am amerikanischen Volk. Er setzte nichts eins zu eins um, sondern betonte, es sei "Unsinn, dass ich Originalmelodien gebraucht habe; ich habe nur im Geist dieser Nationalmelodien komponiert".

Dies bewies er nicht nur bei der e-Moll-Sinfonie. Zeugnis legen neben anderen ein "amerikanisches Streichquartett", "Indian canzonetta" oder "The american flag" ab. In der im Jahr1893 entstandenen Sinfonie gibt es keine Einseitigkeit, sondern einen gelungenen Mix aus böhmischen Empfindungen und Aufnahme von Motiven des neuen Kontinents: weite Landschaften, Prärie, indianischer Festtanz und Maschinenlärm.