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Amt für Kultur legt Konzept für Galerie und Museen vor / Museumsquartier bleibt das Ziel

Die Einsparmaßnahmen, um den städtischen Haushalt zu verbessern, machen auch vor den kulturellen Einrichtungen nicht Halt. Insbesondere in Schwenningen stehen Museen und Städtische Galerie auf dem Prüfstand. Das Amt für Kultur legt nun ein Einsparungskonzept vor, verliert das große Ziel "Museumsquartier" aber nicht aus den Augen.

Villingen-Schwenningen. Kunst, Kultur und Geschichte der Stadt dürfen der finanziellen Situation der Stadt Villingen-Schwenningen nicht zum Opfer fallen. So lässt sich das mehrseitige Sitzungspapier, das in der kommenden Gemeinderatsitzung am Mittwoch, 23. September, besprochen wird, zusammenfassen. Nachdem im städtischen Haushalt ein Defizit von rund 21 Millionen Euro ausgeglichen werden muss, stehen nahezu alle Positionen auf dem Prüfstand. So auch die Schwenninger Museen und die Städtische Galerie.

Heimatmuseum

Ist-Zustand: Seit Juli 2019 ist das Heimatmuseum in Schwenningen geschlossen. Lediglich Kleingruppen erhalten auf Anfrage Zutritt. Durch diese Maßnahme werden laut Bericht des Amtes für Kultur die Personal- und Reinigungskosten reduziert. Bauliche Substanz: Das Gebäude an der Kronenstraße müsste für einen Weiterbetrieb des Museums umfangreich saniert und in Sachen Brandschutz, Barrierefreiheit und Sicherheitstechnik erheblich aufgerüstet werden. Zusätzlich müsste laut Kulturamt die Dauerausstellung neu konzipiert werden, was auf die Größe des Museums gerechnet mindestens eine Million Euro kosten würde. Lösung: Das Gebäude sei mit Blick auf die zukunftsfähige Alternative "Museumsquartier Bürk-Areal" nicht weiter tragbar. Deshalb solle das Heimat- und Uhrenmuseum ab 2021 ganz geschlossen bleiben und das Gebäude bis Dezember 2021 aufgegeben werden. Um das kulturelle Angebot und die Stadtgeschichte dennoch weiterhin zu erhalten, könnte die Wechselausstellungsfläche im Uhrenindustriemuseum als vorläufiger Ausweichort dienen. Die Dauerleihgaben der Alamannen-Abteilung und die Hellmut-Kienzle-Uhrensammlung müssten bis zur Neukonzeption eines Museums auf dem Bürk-Areal an das Land Baden-Württemberg zurückgegeben werden.

Städtische Galerie

Ist-Zustand: Die Städtische Galerie findet laut Kulturamt überregionale Beachtung und leiste unverzichtbare Aufgaben für Kunstinteressierte. Zudem sei die Galerie ein Instrument für das Stadtmarketing und das, obwohl der "Ort der Kunst" in minimalster personeller Besetzung betrieben werde. Bauliche Substanz: Auch das Gebäude an der Friedrich-Ebert-Straße ist sanierungsbedürftig. Die Ausstellungsräume seien nicht zeitgemäß, Boden, Wände, sanitäre Anlagen, Elektrik und das Alarmsystem müssten erneuert werden. Hinzu komme, dass das Gebäude nicht barrierefrei ist und ein zweiter Rettungsweg fehlt. Die Kosten für eine Instandsetzung schätzt das Kulturamt auf etwa 507 000 Euro. Diese Hochrechnung basiert auf einem Planentwurf von 2008, der seinerzeit mit 390 000 Euro beziffert wurde. Maßnahmen: Vorgeschlagen wird, die Städtische Galerie noch bis Ende 2022 an der Friedrich-Ebert-Straße zu erhalten, das Gebäude dann beispielsweise an die Hochschulen zu vermieten. Um bis dahin Kosten zu sparen, soll das Programm verkürzt werden und jährlich sollen nur noch vier, statt bisher fünf oder sechs Ausstellungen stattfinden. Davon sollen zwei junges Kunstschaffen zeigen, die anderen beiden sollten aus dem Bestand der Galerie kuratiert werden.

Uhrenindustriemuseum

Ist-Zustand: Das Museum habe nach wie vor eine gewisse Strahlkraft, "konnte diese aber durch eine gnadenlose Unterfinanzierung in den Jahrzehnten, in denen es von einem Trägerverein betrieben wurde, nicht wirklich entfalten", heißt es in der Vorlage. Mit dem Beschluss des Gemeinderats, das UIM in die Abteilung Städtische Museen einzugliedern, wurde 2017 der Bestand und die Handlungsfähigkeit dieses Museums gesichert. Maßnahmen: Wenn die Heimat- und Stadtgeschichte aus dem Heimatmuseum zukünftig auf der Ausstellungsfläche des UIM gezeigt wird, würden dort keine Wechselausstellungen mehr stattfinden. Das würde in den Jahren 2023 und 2024 zu einer Verringerung des Etats um jeweils 20 000 Euro führen. Zukunftsperspektive: Das Uhrenindustriemuseum soll der Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung des Areals der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik sein und den Weg für das "Museumsquartier Bürk-Areal" ebnen.

Personalentscheidungen

Mit der Zukunftsplanung, als auch mit der zukünftigen Einsparung im kulturellen Bereich sind auch personelle Entscheidungen verbunden. So fordert das Amt für Kultur eine "umgehende Nachbesetzung der vakanten Leitungsstelle der Städtischen Galerie", die für eine professionelle Koordination der Zukunftspläne unverzichtbar sei. Jedoch soll die Stadtverwaltung laut Informationen unserer Zeitung hier andere Pläne verfolgen. Zwar soll es zahlreiche Bewerber auf die Stelle gegeben haben, allerdings sei eine zeitnahe Besetzung gar nicht mehr vorgesehen.

Das Kulturamt fordert aber nicht nur neues Personal, sondern zeigt in der Sitzungsvorlage auch auf, welche Einsparungsmöglichkeiten es in Zukunft geben kann. So sollen ab Dezember 2022 die Leitung und Verwaltung der Städtischen Galerie und der Schwenninger Museen zusamengeführt werden. Michael Hütt, aktueller Abteilungsleiter der Museen, werde dann in Altersteilzeit gehen. Seine Stelle soll nicht wiederbesetzt werden, um ab 2023 jährlich Personalkosten in Höhe von etwa 90 000 Euro zu sparen.

Zeitplan

Ein detaillierter Zeitplan ist noch aufzustellen, auch sollen entsprechende Förderanträge zur Finanzierung des Projektes gestellt werden. Dennoch müsse 2021 ein Grundsatzbeschluss für das Vorhaben gefasst werden, auch wenn frühestens 2025 mit einem Spatenstich auf dem Bürk-Areal gerechnet werden könne.