Ursula Kretschmer-Stumper freut sich: ihrem verstorbenen Vater Werner Stumper ist in Norddeutschland derzeit eine große Ausstellung gewidmet. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Niedersächsische Stadt würdigt Schaffen des 2010 verstorbenen Werner Stumper mit großer Ausstellung

Villingen-Schwenningen (bn). Von 1955 bis zu seinem Tod im Mai 2010 lebte und arbeitete der Künstler Werner Stumper in Villingen. Jetzt ereilt ihn später Ruhm.In Zeven, einer niedersächsischen Kleinstadt, in der der gebürtige Bremerhavener aufwuchs, ist derzeit eine große Ausstellung einiger seiner Werke zu sehen. Zu verdanken hat Stumper das seiner Tochter Ursula Kretschmer-Stumper – aber nicht nur. Sie sponn zwar die Fäden, doch die Erkenntnis ob seines vielseitigen Könnens scheint mehr und mehr die bundesweite Kunstszene zu durchdringen. Am ersten Todestag ihres Vaters hatte die Erzieherin eine Internetseite mit 100 Werken ihres Vaters online gestellt. "Bilder muss man angucken, die dürfen nicht in einer Rumpelkammer verschwinden", sagte sie damals. Täglich registriert sie mehrere Klicks (www.stumper-werner.de).

Angesichts der Fülle von Aquarellen, Linoldrucken, Ölbilder, Monotypien und Bleistiftzeichnungen, die Stumper 83-jährig hinterließ, bot Tochter Ursula einige der schönsten der Stadt Zeven an, wo der Name Stumper kein unbekannter ist. Schon Vater Anton hinterließ dort kulturelle Spuren, Sohn Werner absolvierte dort seine Malerlehre. Die Stadt reagierte anders als erwartet: "Die wollten gleich eine große Ausstellung machen", war Ursula Kretschmer-Stumper überrascht und machte kurz vor Weihnachten 60 Bilder versandfertig. Seit 3. März und noch bis 26. April sind sie nun im Königin-Christine-Haus, der städtischen Galerie Zevens und einzige im gesamten Elbe-Weser-Dreieck, zu sehen, und die Resonanz ist erheblich. "Ich bekomme Anrufe, Postkarten und Mails von Ausstellungsbesuchern", sagt die Tochter und kann die Aufregung kaum fassen.

Was ihr Vater dazu sagen würde? "Der hätte sich geärgert, dass er selbst nicht auf die Idee gekommen ist", lacht Ursula Kretschmer-Stumper. Besonders ergriff sie das Urteil des Zevener Kurators Jan Jaap Roosing. Der war vor allem von den in den letzten Lebensjahren Stumpers entstandenen "Schuhkartonbildern" beeindruckt, die so heißen, weil sie dort hineinpassen und Stumper ihre Fülle auf diese Weise fasste. Roosing schrieb: "Die Zeichnungen, Drucke und Aquarelle bestechen mit teilweise expressiver Farbigkeit, einem sicheren Gespür für Form und Farbe und einer außergewöhnlich lockeren Leichtigkeit. Allesamt kleine Meisterwerke, die zu Recht als reifes Spätwerk angesehen werden können".

Stumpers künstlerisches Schaffen begann 1949 mit dem Besuch der Staatlichen Kunstschule in Bremen, die er als 25-Jähriger abschloss. Freischaffend verdiente er sein Geld danach mit Bühnenbildern und als Porzellanmaler, unter anderem für die Firma Rosenthal.

Mit seiner Familie zog er 1955 in den Schwarzwald und sicherte sein Einkommen bis zur Rente als Mitarbeiter beim Vermessungsamt. Die Kunst blieb aber immer seine Leidenschaft. "Er hat bis zuletzt täglich ein bis zwei Bilder gemalt", erinnert sich seine Tochter. Auch Gedichte und Geschichten schrieb Stumper, teilweise auf plattdeutsch.

Das künstlerische Talent ihres Vaters habe sie nicht geerbt, bedauert die Tochter, dafür umgibt sie sich gern mit seinen Werken. In ihrem Wohnzimmer hängen viele und jedes hat seine Geschichte.