Fotos: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration von Flüchtlingen steht beim Neujahrsempfang der Stadt im Mittelpunkt

Von Uwe Klausner

Die Flüchtlingspolitik stellte Oberbürgermeister Rupert Kubon gestern in den Mittelpunkt seiner Rede beim Neujahrsempfang der Stadt VS. Schulen und Wirtschaftskraft nahm er ebenfalls in seiner 40-minütigen Rede ins Visier.

Villingen-Schwenningen. Kubon sprach im Theater am Ring in Villingen, in dem zahlreiche Plätze, vor allem auf der Empore, frei blieben. Das Interesse auf den Empfang war schon größer.

Die "Jazz ConneXion" des Schwenninger Deutenberg-Gymnasiums unter der Leitung von Stefan Merkl stimmte musikalisch auf die Rede ein und schloss den Empfang im großen Saal, bevor sich die Gäste nebenan zu Gesprächen, bei Häppchen und Getränken, trafen. Sie erörterten dabei die Rede, die durch zwei, drei Zwischenrufe aus dem rechten politischen Lager gestört wurde, vor allem, als es um Flüchtlingspolitik ging. Überdies vermissten Gäste Themen, wie die Entwicklung des Mangin-Geländes. Auf die Jugend ging Kubon kurz ein.

Flüchtlingspolitik

Kubon ging auf die Ereignisse an Silvester, an dem es sexuelle Übergriffe auf Frauen in Köln und anderen Städten gab, ein, und verlangte: Straftaten mit allen Mitteln zu ahnden. Wichtig sei Präventionsarbeit. Diese gebe es beispielsweise an der Fasnet in der Villinger Färberstraße, machte der OB deutlich.

Weiter machte Kubon klar: "Die Menschen, die zu uns gekommen sind, und die noch kommen, werden lange Zeit, oder dauerhaft bei uns bleiben." Die Menschen werden das Leben in der Stadt verändern. Und dies bedeute Herausforderung und Chance. Und er ermutigte die Gäste im Saal, sich selbst aktiv auf den Weg der Veränderung zu begeben.

Die Rahmenbedingungen seien im Vergleich zu anderen Städten, wo Turnhallen zweckentfremdet wurden, "schlicht entspannt". Die Zahl der Flüchtlinge in VS sei mit derzeit 1200 Menschen, davon zwei Drittel in Sammelunterkünften des Landkreises, "überschaubar". "Wir sollten uns darauf einstellen, dass es in diesem und in den kommenden Jahren dauerhaft mehr werden, und ich bin davon überzeugt, dass wir die damit verbundenen Aufgaben bewältigen werden", erklärte der Oberbürgermeister. Auch wenn im Frühjahr die Messehallen wegfallen, werde es möglich sein, adäquate Unterkünfte bereit zu stellen.

Er lobte die zahlreichen Menschen, die sich ehrenamtlich und beruflich in der Flüchtlingsarbeit engagierten. Sie sorgten ganz konkret dafür, dass "unser Land und die Menschen in unserer Stadt in ihrem persönlichen Beispiel bereits ein Stück weit genau jede Werte vermitteln, die uns allen so wichtig sind. Sie tun damit weitaus mehr als manche, die auf doch sehr krude Weise unser christliches Abendland vor wem und was schützen wollen. Und dafür dankte er von ganzem Herzen. Außerdem kündigte er die Bildung eines Integrationsbeirats im Januar an.

Bildungspolitik

Eineinhalb DIN-A4-Blätter verlas Kubon über Bildungspolitik. Sein Credo: "Wir alle können erstmals seit vielen Jahren feststellen, dass die allgemeinbildenden Schulen in weiten Teilen endlich die Runderneuerung erfahren werden, die sicherstellt, dass der schon so oft und zurecht bemängelte hohe Sanierungsstau wirklich in absehbarer Zeit abgebaut werden wird – ein Kraftakt, der im Mittelpunkt der Investitionen unserer Stadt in den kommenden Jahren stehen wird", zeigt der OB auf. Er nannte dabei Gymnasium am Deutenberg, Gartenschule, Haslachschule, Hirschbergschule und Südstadtschule. Schlagkräftig sei die Stadt, weil sie das Thema Bildung, von den Kindertagesstätten bis zur Hochschule, in einem Amt gebündelt habe. Und das Thema Flüchtlinge spiele auch hier eine wichtige Rolle, gleichwohl die Maßnahmen, auch ohne einen einzigen Flüchtling notwendig gewesen wären. "Aber die Flüchtlinge haben viele Themen auf der Agenda nach oben gespült."

Wirtschaftspolitik

Die Situation der Unternehmen in VS sieht er auf gutem Niveau. Er sprach das neue Gewerbe- und Industriegebiet Salzgrube an, hob das interkommunale Gewerbegebiet mit Dauchingen und den Neubau der IHK hervor. Der OB will Investitionen ins Breitbandnetz beibehalten.

Emotional wurde der OB, als er von seiner Mutter erzählte, die aus Schlesien flüchten musste, und von seiner Tochter, die stolz ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Ich bin eine Villingerin" trug. Er ist sich sicher: "Wir werden eine noch buntere Stadt werden. Und wir alle haben es in der Hand, dass uns diese vie len Farben herrlich schmücken."