OB Rupert Kubon wünscht sich ein konstruktives Miteinander. Foto: Kienzler

Oberbürgermeister zeigt unschöne Bilder der Doppelstadt und fordert konstruktives Miteinander.

Villingen-Schwenningen - Ein konstruktives Miteinander, um die Stadt voranzubringen, wünscht sich Oberbürgermeister Rupert Kubon für die Zukunft, wie er beim städtischen Neujahrsempfang sagte.

Mit Fotos von unschönen Ecken der Doppelstadt, die vor Beginn seiner Rede gezeigt wurden, irritierte Kubon die Gäste im Theater am Ring. Doch der OB klärte auf: Dies seien Bilder, die ihm im vergangenen Jahr per IPhone zugesandt wurden, teilweise mit Kommentaren versehen.

"Der Gemeinderat und ich persönlich wissen, dass es in Villingen-Schwenningen viele Defizite gibt", so Kubon. Er kenne die Schlaglochpisten und die Situation in vielen Schulen. Der Erhaltungs- und Sanierungsstau sei bekannt. Er versuche seit zehn Jahren Wege zu finden, wie der enorme Investitionsbedarf in der Stadt gestemmt werden könne.

Breiten Raum in Kubons Rede nahm auch die Diskussion um das zentrale Rathaus und den Bürgerentscheid ein. Am Anfang des Projekts habe das Bemühen gestanden, das bestehende Dilemma zu lösen: "Im Kern ging es darum, die Leistungsfähigkeit unseres städtischen Haushalts wenigstens schrittweise zu verbessern." Um nichts dem Zufall zu überlassen, sei ein externes Unternehmen beauftragt worden. "Das Ergebnis ist uns allen bekannt: Ein Neubau im Zentralbereich wurde als die wirtschaftlichste Lösung für unsere Stadt ermittelt", so Kubon. "Die Komplexität des Projekts und die damit verbundenen Wechselwirkungen konnten jedoch nicht vermittelt werden." Es sei nicht gelungen, mit den Vorteilen des Vorhabens zu überzeugen. Der daraus resultierende Konflikt hat Kubon zufolge zu dem eindeutigen Votum gegen eine vollständige Zentralisierung der Verwaltung geführt. "Der Bürgerentscheid hat uns allen einen klaren Weg vorgegeben. Ich stehe hinter der Entscheidung des Bürgerentscheids". Es reiche aber nicht, nur "dagegen" zu sein. "Wir müssen uns auch darauf verständigen, was gewollt wird und was davon überhaupt umgesetzt werden kann". Als Grundlage werde ein konstruktives Miteinander benötigt mit der gemeinsamen Zielsetzung, "unsere Stadt voranzubringen", so der Oberbürgermeister.

"Der Investitionsbedarf für unsere öffentlichen Bauten, Wege und Plätze überfordert unser mittelfristiges Leistungsvermögen um ein Vielfaches. Wenn wir also – etwa mit Blick auf die erforderliche Breitbandverkabelung – handlungsfähig bleiben wollen, müssen wir uns auch dazu bekennen, welche Straßen wir in den nächsten Jahren nicht grundhaft sanieren können und welche öffentlichen Gebäude wir aufgeben müssen", so der OB. Es werde nicht gehen, dass nur Wünsche und Ansprüche an die Verwaltung herangetragen werden, die Bereitschaft zum Verzicht an anderer Stelle aber kaum vorhanden sei.

Für die bevorstehenden Entscheidungen gab Kubon einige Regeln vor. So seien etwa alle gesellschaftlichen Akteure gefordert, nicht nur die Verwaltung. "Fortwährende gegenseitige Unterstellungen, auch auf persönlicher Ebene und unter der Gürtellinie sollen ein Ende finden", wünscht sich Kubon.

VS müsse sich in seiner Rolle als Oberzentrum weiter entwickeln können. Ein Schritt dorthin sei eine Zusammenfassung von Verwaltungseinheiten zur Steigerung der Effizienz und zur Senkung der Kosten, insbesondere für alte und ungeeignete Gebäude. Lösungsvorschläge könnten durch eine Arbeitsgruppe gefunden werden, einschließlich einer Einbindung der Bürger.

Kubon ging auf die unterdurchschnittliche Arbeitslosigkeit ein, lobte bedeutende Firmen und sprach die Eröffnung des neuen zentralen Klinikums im Juli an. "Darauf können wir gemeinsam – Stadt und Landkreis – stolz sein. "Villingen-Schwenningen eine Jammerstadt oder ein Hidden Champion?", fragte Kubon. "Wir sind eine Stadt mit teilweise erheblichen Defiziten und großen Potenzialen, eine Stadt mit Schatten und Licht, eine Stadt in der jeder Einzelne die Chance hat, Weichen zu stellen. Die Frage, welchen Bildern wir welchen Stellenwert einräumen hängt davon ab, welche wir sehen wollen. In diesem Sinne lade ich Sie ein, den eigenen Blick auf die richtigen Bilder zu lenken". Und von diesen von Kubon gemeinten Bildern wurden am Schluss einige präsentiert – nämlich solche, die VS von seiner besten Seite zeigen.