Mehrere Lehrkräfte äußern Kritik an den neuen Verträgen, die die Musikakademie Villingen-Schwenningen aufgesetzt hat. Foto: dpa

Neue Verträge sorgen für Unmut unter Lehrkräften. Gute Lehrer stellen Tätigkeit ein.

Villingen-Schwenningen - Voll des Lobes waren die Stadträte bei der Vorstellung des Jahresberichts, was die Arbeit der Musikakademie VS betrifft. Doch nun wird unter anderem Kritik an den Mitarbeiterverträgen laut.

Die Vorwürfe, die an unsere Redaktion herangetragen wurden, sind weitreichend: Unübliche Verhältnisse zwischen festangestellten Lehrern und Honorarkräften, keine Vergütung von abgesagten Stunden und auf ein Jahr befristete Verträge.

Gute Lehrer, so heißt es in dem Schreiben, würden ihre Tätigkeiten bei der von der Stadt subventionierten Musikakademie einstellen – schuld seien die dortigen Arbeitsbedingungen. Denn: Bei einem Großteil der Lehrer, die Rede ist von über 50, sei das Deputat gedeckelt – lediglich fünf Kräfte seien fest angestellt. Die Gefahr sei, dass hierdurch keine Identifikation mit der Akademie aufgebaut werden könne. "So ein großer Anteil an Honorarkräften sind mir von anderen Musikschulen nicht bekannt", berichtet ein Insider im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Doch die Vorwürfe reichen noch weiter. So wird aus dem Umfeld der Musikschule für Kinder, Jugendliche und Erwachsene berichtet, dass insbesondere neue Verträge für Verärgerung unter den Lehrern gesorgt hätten. Man hätte zwar angekündigt, dass es neue Verträge geben würde – einen Einblick erhielt das Kollegium im Vorfeld jedoch nicht. Innerhalb von wenigen Tagen hätten die Lehrer unterschreiben müssen. "Das Kollegium wurde vor vollendete Tatsachen gestellt", heißt es weiter. Ein besonderer Dorn im Auge: Die Verträge laufen nur über ein Schuljahr. "Da fehlt völlig die Motivation, die Klasse auszubilden – die Lehrer haben kaum eine Perspektive."

Das ist allerdings noch nicht alles. Von mehreren Seiten erhielt die Redaktion die Information, dass in dem Vertrag auch die Honorierung von relativ kurzfristig abgesagten Unterrichtsstunden neu geregelt sei. Diese dürften seitens der Lehrer nun nicht mehr abgerechnet werden, obwohl die Schüler diese Stunden voll zahlen müssten. Stattdessen sei den Lehrern geraten worden, nicht mehr an das Telefon zu gehen, um eine Absage zu verhindern und das Honorar zu kassieren Das kommt für viele Lehrkräfte aber nicht in Frage: "So kann ich mit meinen Schülern doch nicht umgehen!"

Seitens der Musikakademie reagierte Geschäftsführer Gerhard Wolf mit einer schriftlichen Stellungnahme auf eines der Schreiben, die ebenfalls an seine Adresse gingen. Dort heißt es zu den Honorarkräften, die zehn Stunden in der Woche für die Akademie tätig sind: "Die Begrenzung der Wochenstundenzahl ist aufgrund der eingeschränkten räumlichen Ressourcen der Musikakademie unumgänglich."

Ein überwiegender Teil der Lehrkräfte würde in den Räumlichkeiten, die von der Musikakademie zur Verfügung gestellt werden, unterrichten. Wolf: "Da die Lehrkräfte regelmäßig zu bestimmten Kernzeiten unterrichten, lässt sich eine Erhöhung der wöchentlichen Stundenzahl der einzelnen Honorarkräfte derzeit nicht darstellen."

Die Verträge seien für das anstehende Schuljahr zudem "an die veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst" worden. "Die Musikakademie hat sich nach eingehender rechtlicher Beratung für ein Vertragsmodell entschieden, das den Anforderungen an die Tätigkeit von Honorarkräften gerecht wird. Die ausgearbeiteten Honorarverträge orientieren sich an den Vorgaben des Verbandes deutscher Musikschulen."

Für weitere Nachfragen hinsichtlich der anderen Vorwürfe war Gerhard Wolf für die Redaktion allerdings nicht zu erreichen – er befinde sich derzeit außer Haus hieß es auf Anfrage.