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Befristete Sperrung abgelehnt. Hitzige Diskussion um Verbindungsstraße. Landkreis in der Pflicht?

Villingen-Schwenningen - Die Gemeindeverbindungsstraße zwischen der Stumpenkreuzung und Weilersbach bleibt offen. Nach einer emotionalen Debatte hat sich der Gemeinderat durchgerungen, den Willen des Weilersbacher Ortschaftsrats zu akzeptieren und die Strecke zwischen Weilersbach und Obereschach über den Oberen Kottenweg und die Kapellenwaldstraße trotz der Gefahrensituation an der Stumpenkreuzung nicht zu sperren.

Es wird Zeit

Gleichzeitig zeigte sich bei allen, dass sie die Situation möglichst schnell entschärfen wollen, um schwere Unfälle in Zukunft zu vermeiden. In den Augen der Gemeindräte ist der Landkreis in der Pflicht, den Kreisverkehr an der Stumpenkreuzung bald zu bauen.

Um sofort Abhilfe zu schaffen und den Kreis unter Druck zu setzen, gleichzeitig jedoch den Befürchtungen des Ortschaftsrats entgegenzutreten, dass eine einmal gesperrte Straße für immer geschlossen bleibt, hatte sich Dirk Sautter von der CDU Gedanken gemacht und einen bis ins Detail ausgearbeiteten Antrag vorgelegt, der auch bei Oberbürgermeister Rupert Kubon auf Zustimmung stieß. Zur Vermeidung weiterer Unfälle forderte Sautter die sofortige Sperrung der Straße bis Ende des Jahres. Berate doch der Kreistag im Dezember den Haushalt. Wenn dann der Bau des Kreisverkehrs Eingang in den Etat finde, solle die Strecke weiterhin bis zum Ende der Bauarbeiten gesperrt bleibe, längstens bis Dezember 2019. Falls jedoch der Kreis kein Geld für das Projekt zur Verfügung stelle, müsse sich der Gemeinderat Anfang 2019 erneut mit dem Thema beschäftigen und nach anderen Lösungen suchen, "damit die Straße nicht für immer und ewig gesperrt ist".

Einen eindringlichen Appell, die Strecke nicht dicht zu machen, hielt indes Ortsvorsteherin Silke Lorke. Die Sorge, dass die Verkehrsbelastung in der Straße zur Zolltafel und der Wilhem-Becker--Straße steigt, treibe die Bürger um. Für die Lehrer, die an der gemeinsamen Grundschule in Obereschach und Weilersbach arbeiten, sei dies die schnellste Verbindung zwischen den beiden Standorten. Zumal die zweite Einmündung von Weilersbach in die Kreisstraße Richtung Kappel viel gefährlicher sei. Und sie befürchte weiterhin, dass die Straße auf unabsehbare Zeit zu sei. Nur die Anwohner der Kapellenwaldstraße seien für die Stilllegung der Verbindungsstrecke. "Der gesamte Ortschaftsrat und 99 Prozent der Einwohner sind gegen die Sperrung", beschrieb Silke Lorke die Reaktion in Wei lersbach auf die Pläne der Stadt.

Die Frage, ob der Gemeinderat überhaupt den Spielraum hat, diese Entscheidung zu treffen, stellte Kubon in den Raum. Eigentlich sei es an der Stadt als unterer Verkehrbehörde, in Gefahrensituationen einzugreifen und die Sperrung anzuordnen.

Wenig Verständnis für die Diskussionen in Weilersbach zeigte Ordnungsamtsleiter Ralf Glück. Verkehrsmessungen an 47 Tagen hätten gezeigt, dass die meisten Autos den Oberen Kottenweg und die Kapellenwaldstraße nur als Abkürzung in Richtung Autobahn, Klinikum und Neuem Markt nutzen. So trage eine Sperrung vielmehr zu einer Entlastung bei. Und diese Verbindung weise zudem den wenigsten Verkehr von allen drei Strecken durch den Ort auf, argumentierte Glück.

Kreuzung immer noch gefährlich

Doch zahlreiche Gemeinderäte stellten sich hinter den Ortschaftsrat. Die Kreuzung bleibe weiterhin gefährlich, auch wenn eine Ein- und Abbiegemöglichkeit wegfalle, stellte Helga Baur von den Grünen fest. Einzig ein Kreisverkehr sei sinnvoll. Auch Frank Banse, SPD, forderte seine Kollegen, die im Kreistag sitzen, auf, sich für den Umbau einzusetzen, kündigte zunächst aber an, dass sich die Fraktion dem Antrag der CDU anschließt. Die FDP teile die Einschätzung der Ortsvorsteherin, betonte Marcel Klinge, FDP, der sich vehement gegen die Sperrung aussprach. Es sei nicht nachvollziehbar, weshalb die Bürger von Weilersbach für die Fehler auswärtiger Fahrer büßen müssten. "Wir sollten unsere Energie auf den Kreisverkehr konzentrieren, das ist die beste Lösung." Die Sperrung sei das falsche Signal an den Kreistag, stellte Rudolf Nenno von den Freien Wählern fest. Ein solcher Kompromiss führe vielleicht dazu, dass der Kreisverkehr erst gar nicht kommt, da kein Handlungsbedarf mehr bestehe.

Schließlich zeigte sich, dass die CDU nicht geschlossen hinter dem Antrag Sautters stand, der nicht mit der Fraktion abgesprochen war. Sowohl Antonio Piovano als auch Maria Noce machten sich für andere Lösungen bis zum Bau des Kreisverkehrs stark. Angesichts der emotionalen Diskussionen ziehe die CDU ihren Antrag zurück, erklärte schließlich die Fraktionsvorsitzende Renate Breuning. Einstimmig stellte sich der Gemeinderat hinter den Beschluss, dass dringender Handlungsbedarf an der Stumpenkreuzung besteht und ein Kreisverkehr zu bauen ist. Mit großer Mehrheit lehnte das Gremium jedoch den Vorschlag der Verwaltung ab, die Gemeindeverbindungsstraße zu schließen – ebenso den Antrag von Bernd Lohmiller, SPD, eine Einbahnregelung ortsauswärts einzurichten, da die meisten Unfälle aus Richtung Obereschach zu beobachten seien.

Applaus für dieses Votum war den Gemeinderäten von Weilersbacher Orschafsräten aus den Rängen sicher.