Lagermöglichkeiten für radioaktive Abfälle testet die Schweiz Felslabor Monte Terri im Kanton Jura bei St. Ursanne. Die Kreisräte waren bei einem Besuch beeindruckt vom offenen Umgang der Schweizer mit dem heiklen Thema. Foto: Winkelmann-Klingsporn

Kreisräte nähern sich bei Besuch im Felslabor Mont Terri hochradioaktiven Castoren.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Bedenken gegen Benken, seit Jahren begleiten die Kommunen und Kreise in Südbaden die schweizerischen Planungen zur Einrichtung eines Endlagers für radioaktive Abfälle aus Industrie, Medizin und Kernkraftwerken aufmerksam und mit Sorge.

Bei einem Besuch im Zwischenlager für solche Abfälle (zwilag) in Würenlingen und im Felslabor der schweizerischen Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (nagra) im Mont Terri/Kanton Jura ließen sich 40 Schwarzwald-Baar-Kreistagsmitglieder über den aktuellen Stand der Endlagertechnik informieren. "Wer radioaktive Abfälle verursacht, trägt auch Veranwortung für ihre Entsorgung", heißt es bei der nagra. Ziel ist der sichere Verschluss der strahlenden Abfälle über Zeiträume, die menschliches Planungs- und Vorstellungsvermögen überschreiten.

Die Schwarzwald-Baar-Besuchergruppe zeigte sich beeindruckt, wie ungewohnt offen und punktgenau man bei den Schweizer Nachbarn mit dieser bedrängend aktuellen Aufgabe umgeht.

30 Castoren mit hochradioaktivem Inhalt

Auch hier gibt es wachsende Mengen hochradioktiver Abfälle, die für Ewigkeiten sicher verwahrt werden müssen. Wie man damit auch in Deutschland umgehen könnte, dafür liefern die Nachbarn gute Beispiele. Im Zwischenlager Würenlingen, das wie ein üblicher Industriepark anmutet, fühlte man sich hinter der Sicherheitsschleuse und im Blick auf 30 Castoren mit hochradioaktivem Inhalt allerdings doch plötzlich wie im Film. Für den deutschen Geschäftsführer Heep alles kein Problem, solange alles vorschriftsgemäß läuft. Und den Eindruck können die Schweizer vermitteln.

Sogar anfassen durfte man die tonnenschweren Gussbehälter mit dem tödlichen Inhalt, strahlenden und Hitze erzeugenden ausrangierten Brennstäben. Der erste Castorriese, der hier eingelagert wurde, ist inzwischen kalt. Der jüngste strahlt durch seine dicken Wände noch Wärme ab wie ein gut beheizter Ofen. Kachelofen-Gemütlichkeit aber konnte sich im Wissen um den gefährlichen Inhalt nicht breit machen. Beruhigend war schließlich die Ausgangskontrolle am Strahlendosimeter, Millisievert gegen Null. Nicht weniger beeindruckend und vielleicht sogar einzigartig ist das Felslabor im Kanton Jura. Geologen und Physiker testen die geologische Formation im Mont Terri, dem "schrecklichen Berg", auf Möglichkeiten für ein geologisches Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle im Opalinuston.

Neben dem Betreiber nagra sind rund zehn weitere Einrichtungen und Nationen involviert, die ihre Endlagerprobleme lösen müssen und an den Forschungsergebnissen interessiert sind, unter anderem auch die Bundesrepublik.

Derzeit laufen in den kilometerlangen Felsgängen 300 Meter unter der Bergspitze über 30 Tests.

Der Opalinuston, wie er auch südlich von Blumberg bei Benken vorkommt, kann aufgrund seiner Feinstruktur und Quellfähigkeit, anders als Granit, Rissbildungen schließen und abdichten. Dass ihn gerade diese Eigenschaft für Endlagerplanungen in bis zu 1000 Meter Tiefe und über riesige Zeiträume besonders interessant macht, führte der Physiker Markus Fritschi vor.

Derzeit läuft das Standort-Auswahlverfahren, zu dem auch die deutschen Nachbarn gehört werden. Die nagra hat dazu sechs mögliche Regionen vorgeschlagen, unter anderem Benken südlich von Blumberg. In 20 Jahren soll ein Tiefenlager nur für die Schweiz gebaut werden. Die nächste Generation muss den ersten Castorbehälter einlagern und in weiteren 20 Jahren könnte das Tiefenlager verschlossen werden.