Gut 80 Interessierte – mehr als erwartet – kamen zur Fachtagung "Rechtsextremismus und Islamismus" als Thema in der Jugendarbeit ins Kreishaus. Referent war Günter Bressau (in Türkis) vom Demokratiezentrum Baden-Württemberg. Foto: : Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Fachtag: Interesse an Vorträgen zur Jugendarbeit größer als erwartet / 80 Interessierte finden sich im Landratsamt ein

Von Birgit Heinig

Dass ihr Angebot eines Fachtages zum Thema "Rechtsextremismus und Islamismus – ein Thema in der Jugendarbeit?" so große Resonanz erfahren würde, damit hatten die Veranstalter aus dem Landratsamt dann doch nicht gerechnet.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Rund 80 Interessierte, tätig in Gemeinschaftsunterkünften, in der Schulsozialarbeit, bei der Polizei, aus der freien und institutionellen Jugendarbeit sowie der islamischen Gemeinde, wollten erfahren, wie man dem wachsenden Rechtspopulismus frühzeitig entgegentreten kann. Als Mitveranstalter trat das Demokratiezentrum Baden-Württemberg auf, die bei der Jugendstiftung angesiedelte Koordinierungsstelle für Extremismus in jede Richtung. "Wir müssen uns dem Thema stellen", betonte Landrat Sven Hinterseh die Wichtigkeit dieser Veranstaltung und aller weiteren zum Thema. Mit Blick auf den Schwarzwald-Baar-Kreis machte Günter Bressau vom Demokratiezentrum in Stuttgart deutlich, dass sich der Rechtsextremismus hier längst breit gemacht hat. Von Auftritten der Sbh-Gida über Onlinehetze gegenüber Asylbewerbern, Demos vor der Erstaufnahmestelle, asylkritische Aufkleber auf Straßenlaternen, bis hin zur Flugblattaktion vom "3. Weg" und der Keimzelle der aggressiv rechten Internetplattform "altermedia" reichen die Vorfälle. Der Schwarzwald-Baar-Kreis zeichne sich aber auch darin aus, dem etwas entgegenzusetzen, sagte Bressau und zollte dem heute im Schwenninger Hilbenstadion von "VS ist bunt" ausgetragenen antirassistischen Fußballturnier "großes Lob". Gerade verfasse das Demokratiezentrum ein Handbuch für derlei Angebote, um die Nachahmung zu erleichtern. Man setze im Kampf gegen den Rechtspopulismus auf regionale Strukturen, unterstütze lokale Akteure und bilde aus, umriss Bressau das Angebot und stellte Förderprogramme für Jugendprojekte in der Flüchtlingsarbeit vor. Mit dem Kreisjugendreferenten von Konstanz, Stefan Gebauer und Jens Ostwaldt von der Fachstelle PREvent!on im Demokratiezentrum entwickelten die Teilnehmern Umsetzungsstrategien. "Es war wichtig, das Thema zu öffnen", resümierte am Schluss der Tagung Susanne Bordbeck von der Koordinationsstelle für Sozialraumarbeit und kündigte die Einrichtung einer Anlaufstelle im Landratsamt an.

Der Schwarzwald-Baar-Kreis hat seit Jahren keinen Kreisjugendreferenten mehr. Sozialdezernent Jürgen Stach begründete das mit dem Willen des Kreistages, der die eigenständige Vereins- und Jugendarbeit in den Gemeinden als so gut bewerte, dass man einen solchen nicht brauche. Als "Ersatz" sieht Stach die vor drei Jahren mit einer zusätzlichen Stelle geschaffene Sozialraumorientierung an, die inzwischen mit der halben Stelle der Familienbeauftragung zur "Koordinationsstelle für Familien- und Sozialraumarbeit" zusammengefasst wurde.