Sie feiern Triumphe: der Cellist Benedict Kloeckner, der ­Dirigent Daniel Raiskin und das Staatsorchester Rheinische Philharmonie mit Schostakowitsches erstem Cellokonzert in Es-Dur. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Rheinische Philharmonie und Cellist Benedict Kloeckner begeistern im Franziskaner

VS-Villingen. Mit seinem "russischen" Konzert verlangten die Rheinische Philharmonie Koblenz und der Cellist Benedict Kloeckner im Franziskaner-Konzerthaus in Villingen große Bewunderung ab.

Die Veranstaltung offenbarte Verknüpfungen: Der eher unbekannte Mieczyslaw (Moissej Samuilowitsch) Weinberg war befreundet mit Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch, der beim "russischen Brahms" Glasunow studierte.

Ein extraordinäres Erlebnis war der Auftritt des jungen Cellisten Benedict Kloeckner. Er verband absolut sichere Technik mit musikantischer, expressiv-magischer Interpretationskunst. Er wusste, das Publikum bei Schostakowitschs Cellokonzert in Es-Dur zu bannen. Die Zuhörer waren vom zweiten Satz in atemloser Stille gefesselt. Effektvoll gelang die lyrische, empfindsame Klage mit herrlichen Flageoletten. Das Orchester reagierte einfühlsam und die Solisten (Horn, Klarinette, Konzertmeister, Celesta) eisteten wertvolle Beiträge. Scharf angerissene Pizzicati auch mit linker Hand, Doppelgriffe, Arpeggien, enorme Intervallwechsel, Spannung erzeugende obere Lagen und seelenvoller Vortrag belebten die Cadenza, genauso wie der geschliffene Übergang zum Finale, das in Tempo und austobender Lebensfreude aufging. Kraft, durchgängiges Vibrato, sonor-kantablen Ton und abgefederter geworfener Strich waren im Kopfsatz zu bewundern.

Eine schöne Geste zum 9. November war die Zugabe: Der "Gesang der Vögel" des legendären Pau Casals, das der berühmte Cellist jedem Exilkonzert folgen ließ. Erfreuen konnte auch das Agieren des Dirigenten Daniel Raiskin, der den Taktstock kultiviert in seiner Rechten gleiten ließ und mit großen Gesten das Orchester leitete. Die Philharmoniker ließen Qualität bereits bei Weinbergs "Rhapsondie über moldawische Volksthemen" erkennen in einem Gefühlsbogen von dunkler Einleitung, über orientalische Impressionen bis hin zu jiddischen Zitaten (Harfe/Piccolo) und mächtigem Ausklang mit schmetterndem Blech.

Schließlich erklang Glasunows fünfte Sinfonie mit einem feierlichen und stürmischen Eingang, der russische Volksseele, Romantik und Klassik einfing. Klangvoll dahin tänzelnd war das unbeschwerte Scherzo zu hören, und festliches Schwelgen in herzerwärmenden Harmonien bot das Andante. Marsch, Tempowechsel, straffe Rhythmik und gewaltige Dynamik bestimmten schließlich das Allegro maestoso-Animato.