Hayati Özal muss seine Shisha-Bar wegen der Allgemeinverfügung schließen. Foto: Marc Eich

Neue Allgemeinverfügung ist Problem. Viele Betreiber vor dem Aus. Lüftungsanlagen nun Pflicht.

Villingen-Schwenningen - In einigen Shisha-Bars in der Doppelstadt bleiben seit Freitag die Kohlen kalt. Der Grund ist eine Allgemeinverfügung, die seit Mitternacht gültig ist. Für andere hat sie gar das Aus ihrer Bar zur Folge.

Die Shishas sind aufgereiht auf den Tischen platziert, Sitzgarnituren stehen gestapelt daneben, daran lehnt ein Müllsack. So sieht es aus – das Ende von "Hayal Lounge" in der Oberdorfstraße in Schwenningen. Die Shisha-Bar hat ab sofort geschlossen – schuld daran ist eine Allgemeinverfügung, die vor einer Vergiftung durch Kohlenmonoxid schützen soll. Das giftige Gas entsteht auch beim Rauchen von Wasserpfeifen.

"Am Mittwoch Abend ist die Polizeibehörde gekommen", berichtet Betreiber Hayati Özal. "Sie haben gesagt: ›Herr Özal, wir haben schlechte Nachrichten für Sie.‹" Dies war der Moment, in dem klar wird: Der 42-Jährige muss seine Bar schließen. "Man hat mir mitgeteilt, dass ich ab Freitag 0 Uhr keine Shishas mehr verkaufen darf." Eine Shisha-Bar ohne Wasserpfeifen? Das macht wenig Sinn.

Doch was ist der Hintergrund? Özal erhält von der Polizeibehörde ein achtseitiges Schreiben der Stadt. Es ist die Allgemeinverfügung, die am 23. November veröffentlicht wurde und zwei Wochen später gültig wird. Dieser Tag war nun gekommen.

Beschrieben wird darin unter anderem, dass alle Gaststätten, in denen mit Wasserpfeife geraucht wird, ab sofort über eine Lüftungsanlage verfügen müssen, die pro brennender Shisha 130 Kubikmeter Luft pro Stunde nach draußen befördert. "Das ist ja quasi eine Industriebelüftungsanlage", schüttelt der 42-Jährige den Kopf.

Özal habe sich informiert und erfahren, dass eine solche Be- und Entlüftungsanlage um die 20.000 Euro kostet. Zu viel für ihn, der die Bar zusammen mit seiner Frau seit einem Jahr betrieben hat. "Ich wollte mir etwas aufbauen und habe mich deshalb selbstständig gemacht – jetzt darf sich das Arbeitsamt freuen."

Vorfälle habe es bei ihm nie gegeben. Die schon zuvor notwendigen CO-Warnmelder habe er installiert gehabt, "wenn die losgegangen sind, dann haben wir gelüftet, das hat alles geklappt." Dass er quasi von einen Tag auf den anderen seinen Betrieb schließen muss, obwohl es keine Zwischenfälle gab, stößt ihm bitter auf.

Vier Bars vorerst betroffen

Bei der Stadt macht man jedoch klar: Der Allgemeinverfügung liegt ein Erlass des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg zugrunde. Man habe diese am 23. November als amtliche Bekanntmachung veröffentlicht, berichtet Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadt auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. "Dass wir die Betreiber zwei Tage vor Ende der Frist noch mal erinnert haben, war im Grunde genommen eine Service-Leistung von uns – dazu sind wir nicht verpflichtet", so Falke. Man sei aufgrund der Dringlichkeit "jetzt sofort am Thema dran". Schließlich gehe es hier angesichts des heimtückischen weil geruchslosen Gases um eine mögliche Lebensgefahr.

Das heißt auch: In den kommenden Tagen und Wochen wird seitens der Stadt genau hingeschaut, wenn es um die neuen verschärften Vorgaben geht. Bislang habe es in den Shisha-Bars keine Beanstandungen gegeben, was die Vorschriften hinsichtlich der CO-Warnmelder und Feuerlöscher betrifft. Nun aber sind aber seit Freitag auch spezielle Lüftungen notwendig.

Von den insgesamt 15 Shisha-Bars, die es in Villingen-Schwenningen gibt, verfügen laut Einschätzung der Stadt elf über Lüftungsanlagen. "Ob sie den Anforderungen der Allgemeinverfügung genügen, können wir aber noch nicht abschätzen", so Falke. Jedoch dürfen diese Betriebe vorerst ihre Shishas anbieten. Klar sei jedoch auch: Die Betreiber seien angehalten, möglichst schnell die Nachweise zu bringen, dass sie "sehr restriktiven Vorgaben" umgesetzt wurden. Schlecht sieht es derweil bei vier weiteren Bars aus, darunter auch diejenige von Hayati Özal. Bei dreien sei unklar, ob sie über eine ausreichende Lüftungsanlage verfügen, eine hätte definitiv keine Anlage. "Diese dürfen seit Mitternacht keine Shishas mehr anbieten", macht die Pressesprecherin klar.

Es ist also damit zu rechnen, dass in den kommenden Tagen und Wochen weitere Schließungen, wie die von "Hayal Lounge", folgen werden. Und was macht Özal nun? "Ich habe keine Ahnung", sagt er während er die Shishas putzt. Diese stellt er anschließend ins Internet, um sie zu verkaufen. Schließlich hat er seit Mitternacht keine Verwendung mehr dafür. Denn die Kohle bleibt ab sofort kalt bei ihm.