Foto: SZ-Designs – stock.adobe.com

Gemeinderat in VS diskutiert noch über Ausrufung. Beispiele vieler Städte zeigen mögliche Auswirkungen. 

Villingen-Schwenningen - Während der Gemeinderat in VS noch über die Ausrufung des Klimanotstands diskutiert, sind andere Städte wie Konstanz oder Münster schon dabei Maßnahmen umzusetzen. Welche Folgen das für die Doppelstadt haben könnte, zeigt sich dort.

In Villingen-Schwenningen wird zurzeit noch über den Klimanotstand diskutiert. Doch wie schaut es andernorts aus, wo diese Entscheidung schon gefallen ist? In Konstanz beispielsweise kündigt der Oberbürgermeister den Leasingvertrag für seinen Dienstwagen oder auch ein Verbot von Fleisch in öffentlichen Kantinen steht im Raum.

Konstanz

Konstanz war die erste Stadt in Deutschland, welche am 2. Mai 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat. Seitdem muss jede Entscheidung auf ihre Klimaverträglichkeit geprüft werden und das hat Konsequenzen: Erstes prominentes Opfer ist das Feuerwerk am Seenachtfest, das dieses Jahr wahrscheinlich zum letzten Mal stattfinden wird. Das selbe Schicksal könnte der Langen Nacht der Kultur in Schwenningen blühen, welche traditionell ebenfalls mit einem Feuerwerk endet. Außerdem werden in Konstanz Maßnahmen diskutiert, wie man die Bürger dazu bewegen könnte, auf das eigene Auto zu verzichten. Neben höheren Parkgebühren in der Innenstadt gibt es die Idee, dass Bürger, welche freiwillig ihr Auto abmelden, ein Jahr kostenlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen dürfen. Begleitend zu Bus und Bahn soll auch das Fahrrad immer mehr eine Alternative für das Auto darstellen. So plant Konstanz Zuschüsse für den Kauf eines Lastenrads und die Fahrradwege sollen ausgebaut werden. Auch der Oberbürgermeister hat beschlossen, ab sofort auf seinen Dienstwagen zu verzichten. Durch Förderungen soll ein Anreiz geschaffen werden, alte Gebäude zu sanieren und energieeffizienter zu gestalten. Neubauten sollen so weit wie möglich ihre Energie aus erneuerbaren, regionalen Quellen beziehen.

Münster

Nachdem Münster am 22. Mai den Klimanotstand ausgerufen hat, werden jetzt verschiedene Sofortmaßnahmen diskutiert. Ein Vorschlag ist eine Klimauhr am Rathaus. Diese soll die CO2-Emission in Tonnen pro Sekunde anzeigen. Weitere Vorschläge sind das Verbieten von Inlandsflügen für Mitbarbeiter der Stadtverwaltung oder die Maßgabe, ab 2020 in städtischen Kantinen nur noch vegetarisches oder veganes Essen aufzutischen. Als weiteren Schritt ist Münster eine Klimapartnerschaft mit seiner Partnerstadt Monastir in Tunesien eingegangen. Die beiden Städte wollen sich untereinander austauschen und von der Erfahrung des jeweils anderen lernen. Monastir erhofft sich vor allem in Sachen klimafreundlicher Mobilität Impulse.

Karlsruhe

Eine Maßnahme von Karlsruhe ist es, zu versuchen, den CO2-Ausstoß der ansässigen Industrie zu verringern. Dafür soll eine kommunale Plattform geschaffen werden, auf welcher sich Unternehmen austauschen können. Weiteres Potenzial sieht die Stadt im Ausbau von Photovoltaikanlagen. Würden alle potenziellen Flächen genutzt, könnten 54 Prozent des Strombedarfs von Karlsruhe durch Photovoltaikanlagen gedeckt werden. Um dies umzusetzen, soll ein Informationszentrum eingerichtet werden, in welchem sich die Bürger informieren können. Bei städtebaulichen Maßnahmen könnte es Pflicht werden, Photovoltaikanlagen zu verbauen.

Heidelberg

Heidelberg ist schon seit 2012 eine Modellkommune des Bundesumweltministeriums. Die Stadt beteiligt sich an dem Förderprogramm "Masterplan 100% Klimaschutz", dessen Ziel eine klimaneutrale Kommune bis 2050 ist. Zur Verstärkung dieses Ziels, hat Oberbürgermeister Eckart Würzner jetzt noch den Klimanotstand ausgerufen. Erste Maßnahme ist das Austauschen von Fahrzeugen des kommunalen Fuhrparks. Nach und nach sollen alle Dienstfahrzeuge durch emissionsfreie Elektro-Autos ersetzt werden. Stand jetzt besitzt die Stadt Heidelberg fünf Elektro-Autos für den öffentlichen Dienst.

Erlangen

In Erlangen plant man nun, nach der Ausrufung des Klimanotstands, das Poetenfest möglichst klimaneutral zu veranstalten. Dafür soll der benötigte Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommen und nur regionales Essen verkauft werden. Transporte für das Fest sollen weitestmöglich mit Fahrrädern oder Elektroautos getätigt werden.

Kommentar: Wie aufm Mond

Von Cornelia Spitz

Schon der Volksmund weiß: Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Auch Nachmachen ist manchmal einfach eine gute Idee. Wenn Villingen-Schwenningen sich aufmacht, den Klimanotstand auszurufen, dann lohnt ein Blick auf die Vorreiter, wie ihn unser Autor gewagt hat. Umweltfreundlichere "Stadtfeste", warum nicht?! Beim Einweg-Geschirr könnte man schon mal anfangen und das Verbot endlich umsetzen, das seit Jahren eigentlich beschlossene Sache ist. Doch damit ist das Thema Klimaschutz noch lange nicht gegessen: Viel wichtiger als der große Wurf der Stadt sind die vielen kleinen Maßnahmen derer, die darin leben. Wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt und von anderen lernt, dann wäre passend zum 50. Jubiläum der Mondlandung auch Neil Armstrong genüge getan: Es wäre "ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit."