Ein eindeutiges "Ja" für Expressguthalle und Ostbahnhof gibt es vonseiten der jungen Generation. Foto: Bloss

Diskussion zeigt Verwaltung fehlende Jugend- und Vergnügungskultur in VS auf. Bahnhofs-Disco für alle unverzichtbar.

VS-Schwenningen - Auch wenn oder gerade weil die Zukunft des Jugendzentrums in VS wohl erst im September im Gemeinderat entschieden werden soll, sorgt das Thema derzeit für Gesprächsstoff. So fand am Donnerstagabend in der Expressguthalle im Bahnhof eine Podiumsdiskussion statt – an jenem Ort, der auch für ein Jugendzentrum infrage kam – und von dem die Stadt jetzt wieder Abstand nimmt.

Das Fazit des Abends ist bei allen Beteiligten, egal ob Bürgermeister, Stadtrat, Jugendlicher oder Student, gleich: Die Expressguthalle und das Café Ostbahnhof müssen bleiben und dürfen dem Kauf des Bahnhofs nicht zum Opfer fallen. Bürgermeister Detlef Bührer setzte klare Signale, dass – im Falle eines Bahnhofskaufs durch die Stadt – sich an der bestehenden Nutzung der Räumlichkeiten nichts ändern werde.

Und auch die Stadträtinnen Renate Breuning und Cornelia Kunkis-Becker stimmten zu, dass Kneipe und Disko für die Jugend aus VS unverzichtbar sind.

Von einem zunächst angedachten Jugendzentrum am Standort Schwenninger Bahnhof hält Sozialdemokrat und Erzieher Magnus Frey gar nichts: "Es ist totaler Schwachsinn, eine Jugendgruppe zu verdrängen, um eine neue Jugendgruppe zu etablieren." Frey stellt gleichzeitig die Brisanz der Jugendarbeit in VS heraus. Es dürfe mittlerweile nicht mehr bloß um die Frage gehen, dass etwas Neues kommt, sondern auch, wohin es genau kommt, so Frey, der sich auf das ehemalige Burger-Spritzguss-Gebäude in der Villinger Goldenbühlstraße bezieht. Um dort ein Jugendzentrum eröffnen zu können, müssten zunächst eine Gesamtplanung für das Gelände gemacht und die Kosten genau berechnet werden.

Ein Freund klarer Worte ist auch Simeon Disch, Vorsitzender des Jugendförderungswerks, der die Jugendzentrum-Variante im ehemaligen Klosterhof auf den Tisch bringt. Die Jugend in VS benötige keine weitere Jugendhilfe-Einrichtung, sondern eine "Location, wo man feiern kann". Gleichzeitig plädiert Disch aber auch dafür, Jugendlichen Räumlichkeiten zu überlassen, in denen "sie sich verwirklichen können und die ohne finanzielle Schranke verfügbar sind."

Disch, der auch für seine Stimmungsmache bekannt ist, sieht die Interessen der 6000 Studenten in der Doppelstadt nicht ausreichend vertreten, kritisiert aber gleichzeitig einen mangelnden Aktionismus der Studenten. "Macht euch laut, macht euch stark, wenn ihr wollt, dass sich etwas ändert. Ein bisschen Randale schadet der Stadt nicht", fordert der Jugendförderwerks-Vorsitzende.

Marvin Schmidt von der Studierendenvertretung der HFU, Campus Schwenningen, stellt in der Diskussion klar, dass bereits seit Jahren die Bedürfnisse der Studenten gegenüber der Stadt kommuniziert werden, jedoch bisher ungehört blieben. Themen wie die frühe Sperrstunde oder der eingeschränkte Ausschank von hochprozentigem Alkohol seien für eine Stadt mit drei Hochschulen nicht tolerabel.

Diesen beiden prägnanten Stichworte gaben der Diskussion ordentlich Zündstoff und riefen bei nahezu allen Anwesenden Unverständnis gegenüber der Stadt hervor: Laut Expressguthallen-Betreiber Jan Christoph Uhl hat selbst der Kurort Bad Dürrheim eine entspanntere Sperrzeit-Verordnung, nämlich bis 3 Uhr unter der Woche, in VS hingegen gehen um 1 Uhr die Lichter aus. Und das sei nicht nur für Studenten bedauerlich, wie Bernd Uwe Ayasse aus den Zuschauerreihen bemerkt: "Auch ein ›normaler‹ Bürger möchte mal länger weggehen."

Der Tenor der anhaltenden Diskussion um die Vergnügungskultur ins VS ist eindeutig: Sowohl Jugendlichen als auch Studenten fällt auf, dass die Stadt die Lösungen auf die lange Bank schiebe und sich damit konsequent vor allem drücke.

Die Stadt sei aufgefordert, die Bedürfnisse aller Bürger zu berücksichtigen und für die Jugendarbeit ein vielfältiges Konzept zu schaffen. Ein Student bringt es schließlich auf den Punkt: "Das Konzept in VS passt nicht zusammen. Es wurde eine Studentenstadt aufgebaut, die aber nichts zu bieten hat."