Die Prominenz um den Minister für Verbraucherschutz und ländlichen Raum, Peter Hauk (rechts), verfolgt die Begrüßungsrede von Moderator Bernhard Bitterwolf. Fotos: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

Südwest-Messe: Kritik von vielen Seiten an Düngemittel-Reduktion / Minister Peter Hauk zu Gast

Der Tag mit der Landwirtschaft war traditionell eine Standortbestimmung für einen Berufszweig, der zu diesem Anlass mit Kritik an aktuellen Entwicklungen und Vorschlägen zur Optimierung nicht geizt.

VS-Schwenningen. Zum Land-Frühschoppen war der oberschwäbische Kabarettist Bernhard Bitterwolf zu Gast, der sich zwischen den Festrednern vornahm, mit flotten Sprüchen die Stimmung aufzulockern. Manfred Haas, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Rottweil, erinnerte in seiner Begrüßung an eine Landwirtschaft, die sich kontinuierlich jünger und weiblicher zeigt. Einen Seitenhieb hatte er für die Bundesregierung übrig, deren bundesweiter Beschluss, die Düngung um ein Fünftel zu verringern, die Landwirte besonders in den schwer zugänglichen Regionen Baden-Württembergs vor massive Existenzprobleme stellt.

Wer sich bislang an den Regeln einer zielgerichteten Düngung orientierte, sei nun der geschröpfte, weil für ihn die Düngemittel-Reduktion genauso greife, wie für die Bauern, in deren Gegenden der Schadstoffgehalt über den für das Grundwasser gültigen Grenzwerten liege. Haas appellierte aber auch an die Landwirte, sich an der politischen und bürokratischen Basis intensiver einzubringen, um derartige Entwicklungen zu vermeiden.

OB Jürgen Roth ging auf den Wandel der Landwirtschaft im Lauf der vergangenen Jahrzehnte ein. Sie entwickelte sich wegen des technischen Fortschritts von einem der einst größten Arbeitgeber zu einem Minizweig, in dem nur noch ein Prozent der Bevölkerung arbeite. Roth appellierte, alles dafür zu tun, das Spannungsfeld zwischen effizienter Produktion und der Erzeugung von Grundnahrungsmitteln zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen in Einklang zu bringen. Er sicherte für die Stadt zu, ein Gleichgewicht zwischen landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen und jenen, die auf Grund städtebaulicher Entwicklungen verloren gehen, herzustellen.

Für seine Laudatio nahm sich Peter Hauk, Minister für Verbraucherschutz und ländlichen Raum, reichlich Zeit. Dennoch erhielt er nur sporadisch Beifall. Hauk ging auf das neue Gesetz zur Düngemittelreduktion ein und nahm dabei vor allem die Landwirtschaft in Nord- und Ostdeutschland ins Visier, deren Großbetriebe überwiegend für die Überschreitungen des Nitratgrundwertes in vielen Grundwässern mitverantwortlich seien. Die Landwirte im Süden hierfür zu "bestrafen" hielt er für ein Existenz gefährdendes Unding.

Hauk appellierte an die Landwirte, den Dialog mit den Verbrauchern zu suchen, die Vorteile regional erzeugter Lebensmittel hervorzuheben und sich für bewusste Ernährung in den Schulen und Kantinen des Landes einzusetzen. Er verband seine Forderung zur Förderung regionaler Erzeugnisse mit der Erkenntnis, dass es sich auch aus ökonomischen Gründen nicht lohne, auf Billiganbieter zu setzen.

Den Diskussionen zur Ausbreitung des Wolfs im Schwarzwald tritt Hauk mit der Devise gegenüber, dass der Schwarzwald viel zu schade ist, um der Kuh zu schaden. Der Minister begrüßte das mittelfristige Verbot zur Tötung männlicher Küken, sofern es Verfahren gibt, die eine Geschlechtsbestimmung im Ei vorab ermöglichen.

Innovativ zeigten sich die Junglandwirte Thomas Fabry in seiner Funktion als Social-Media-Manager und Annika Ahlers in ihrer Funktion als Bloggerin, die während ihrem digitalen Roadtrip Agrar-Projekt auf 4500 Kilometern Deutschland durchquerten. Ziel war es, in persönlichen Gesprächen den Dialog zwischen Stadt und Land herzustellen. Musikalisch begleitete die Stadtmusik aus Villingen die Veranstaltung.