Eine Einführung in den Orgelbau gibt Andreas Rütschlin (links) zusammen mit Roman Laub Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Besonderer Orgeltag im Münsterzentrum

VS-Villingen. Dank der Zusammenarbeit von Stadt, Freunden der Villinger Münstermusik und einer Vielzahl an Helfern wurde der "Villinger Kinderorgelgeltag" ein großer Erfolg.

Christoph Maier begrüßte am Samstagmorgen die kleinen und großen Gäste im Münsterzentrum. Er wies auf den organisatorischen Ablauf bei der Begegnung mit der "Königin der Instrumente" hin und wünschte viel Spaß. Gehörige Vorarbeit leistete Markus Kreutz unter dessen Regie die mehrstündige Veranstaltung lief. Professionelle Hilfe erhielt er durch die Organisten Roman Laub und Andreas Rütschlin sowie den Musikpädagogen Matthias Eschbach. Daneben erschien der leibhaftige, mit passendem Outfit ausstaffierte und "Elsässisch schwätzende" Johann Andreas Silbermann (Michael Schonhardt), der als Urheber der Benediktiner-Orgel den Prospekt des Werkes von 1752 nachzeichnen ließ.

Eine erfreuliche Ergänzung waren die Herren Jäger und Brommer von der gleichnamigen Waldkircher Orgelbauwerkstatt. Sie brachten eine kleine Drehorgel und jede Menge Material mit, damit die Kinder perfekte Orgelpfeifen aus Holz bauen konnten.

40 Kinder machen mit

Rund 40 Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren waren der Einladung gefolgt. Mit dabei war auch die noch keine zwei Jahre alte Janina, die gerne Musik hört und tüchtig beim Herstellen ihres Namensschildes mitmachte.

Nachdem die erste Runde geschafft war, konnte man sich am Drehorgelspiel ergötzen, Pfeifen bauen oder mit Plastikklangröhren (Boomwhacker) Musik machen. Einen Einblick in das Innenleben des Orgelnachbaus von Gaston Kern verschafften Roman Laub und Andreas Rütschlin. Pädagogisch geschickt brachten sie Labial- und Zungenpfeifen, Register, Manuale und Pedal sowie die Klangfarben nahe.

Nachhaltig wirkten die fast vier Meter langen Basspfeifen und die Blasebälge, die bedient werden durften. Zur Mittagszeit gab es natürlich eine Stärkung mit Pasta Bolognese und Getränken und nach unkomplizierten Proben stellte Matthias Eschbach ein Konzert zusammen, das manche Überraschung den geladenen Gästen bot.

Orgelmusik zur Marktzeit

Im Mittelpunkt des Programms stand die "Orgelmusik zur Marktzeit" mit Stephan Kreutz. Der aus Villingen stammende Organist hatte zwei für ihre Zeit charakteristische Werke ausgewählt, die ob ihrer Herkunft klanglich schwer zu bewältigen waren. Kreutz erwies sich als Fachmann, der die Disposition der Benediktiner-Orgel so nutzte, dass romantischer Klang bei Felix Mendelssohn-Bartholdys B-Dur-Sonate (opus 65,4) erzeugt wurde. Der Komponist war ein erfahrener Organist, als seine sechs Orgelsonaten entstanden.

Kreutz eröffnete das Konzert mit voller Orgel: klangvoll, majestätisch. Das Andante religioso wurde mit seiner liedhaften Gestaltung und den sanft klingenden Holzregistern zum Balsam für die Seele und das Allegretto erklang in feinsinniger Dreierbewegung. Ein gehöriges Orgelbrausen setzte im Finalsatz ein, ein hymnischer Jubel mit Klangschichtungen und anhaltender Schluss-Fermate.

Einen Bibeltext nach Lukas setzte Théodore Dubois mit "In Paradisum" seiner "12 pièces nouvelles pour orgue" um. Markant waren ein leichtes Tremolo und Näseln, die heraus ragende "Vox humana" und ein Schweben, um Lazarus auf Engelsschwingen in Abrahams Schoß zu geleiten.

Zum Schluss ein Clou

Als Clou serviert: zwei Lieder in einer hervorragenden Improvisation. "Mein Hut, der hat drei Ecken" und "Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann" wurden zu einfallsreichen Variationen mit tänzerischer Duktus, viel Verzierungen, Vogelgezwitscher, Mollwendung, Bassgrollen, pfiffiger Dynamik, opernhaften Anklängen, einer kurzen Verdi-Erinnerung und einem strahlenden Schluss.

Die Zuhörer waren erheitert, und begeistert waren die kleinen Zuhörer.