Foto: © Romolo Tavani – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Kriseninterventionsdienst soll künftig im Missbrauchsfall einschreiten / Inobhutnahmen nehmen in der Region dramatisch zu

Alessio und Kevin – Namen, die sich auf schauerliche Weise bundesweit eingeprägt haben. Der dreijährige Alessio vom Stiefvater zu Tode geprügelt, Kevin nach schwersten Misshandlungen gestorben – wie Synonyme stehen sie für den Missbrauch von Kindern. Auch in der Region häufen sich die Meldungen über Kindswohlgefährdungen.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Künftig soll ein Kriseninterventionsdienst (KID) einschreiten. In einer Prognose vor drei Jahren ging man noch von 70 Fällen in der Region in diesem Jahr aus. Die Realität ist eine andere: 180 Meldungen gingen ein.

Die Mitarbeiter bei den Sozialen Diensten des Jugendamtes wurden von dieser Entwicklung völlig überrannt. Ihre Zahl blieb trotz der gestiegenen Fälle gleich. Doch jetzt soll ein Kriseninterventionsdienst gegründet werden und einschreiten, wann immer es brenzlig wird oder zu werden droht.

Die Steuerung der Hilfen in solchen Fällen fordere eine Konstanz in der Bearbeitung, die kaum zu schaffen sei, wenn dieselben Mitarbeiter auch für andere Kinderschutzverfahren zuständig sind, erläuterte die Kreisverwaltung den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses am Mittwoch: "Krisenintervention braucht 100 Prozent Fachkräfte, die flexibel auf Meldungen von Kindswohlgefährdungen eingehen und diese unverzüglich bearbeiten können." Es gelte, Kindswohlgefährdungen auf Dauer abzuwenden und dadurch den Kinderschutz zu sichern, soll heißen: der Kriseninterventionsdienst soll weitergehen und im Akutfall nicht nur den Kinderschutz gewährleisten, sondern auch der Familie aus der Krise helfen. Im ersten Quartal 2020 will man daher eine Handlungslinie erarbeiten, die Umsetzung soll ab dem 1. Juni starten, nach zwölf Monaten will man die ersten Ergebnisse evaluieren.

Der Ausschuss stimmte den Plänen zu.