11 000 Quadratmeter Gewerbefläche in zentraler Villinger Lage – keiner will sie. Foto: Eich

Bahn-Gewerbefläche in Villingen wird Ladenhüter. Stadt lehnt 1,1 Hektar im Zentrum ab.

Villingen-Schwenningen - 11.000 Quadratmeter Gewerbefläche in Innenstadtlage, mit Bahnanschluss und, bei Bedarf, der Arbeitsagentur in direkter Nachbarschaft. Dieses Sahnestück im Herzen Villingens ist zu haben – und schläft den Dornröschenschlaf. Nicht einmal die Stadt macht von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch.

Die Deutsche Bahn offeriert das zentral gelegene Grundstück an der Lantwattenstraße, seitdem der Konzern beschloss, nicht mehr benötigten Grund und Boden entlang der Gleise zu Geld zu machen. Das Grundstück werde nach dem "Höchstgebotsverfahren" an den Mann gebracht, erläutert ein Bahnsprecher auf Anfrage unserer Zeitung. "Jeder kann ein Gebot abgeben, nach den Verhandlungen wird das Grundstück an den Höchstbietenden verkauft." Es wäre mit etwas Glück also sogar ein Schnäppchen, bislang aber will es niemand haben. Viele Gemeinden nutzten die zentral gelegenen Flächen zur Stadtentwicklung oder Gewerbeansiedelung.

Den Kommunen seien die Grundstücke angeboten worden, "sie haben generell ein Vorkaufsrecht", so der Bahnsprecher. VS aber mache davon offenbar keinen Gebrauch. Das 1,1 Hektar große Gelände werde – übrigens auch auf weithin sichtbaren Plakatwänden – schon eine ganze Weile offeriert, "aber wir haben keine Antwort, dass die Stadt Interesse hat". Scheinbar gebe es "in Villingen-Schwenningen ein recht ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bei Gewerbeflächen". Dem widerspricht Wirtschaftsförderer Georg Seeck mit seinen Einlassungen, wonach die Stadt dringend neue Gewerbefläche benötige, weil sie die Nachfrage nicht mehr befriedigen könne.

Wer glaubt, da käme das große Bahngrundstück der Wirtschafts- und Tourismus GmbH (WTVS) gerade recht, irrt offenbar: Auf der Homepage listet die Stadt das Gewerbegebiet Lantwattenstraße zwar auf, bei den verfügbaren Flächen jedoch geht man auf das Grundstück der Bahn mit keinem Wort ein und wird auch nicht angeboten, bei Bedarf Kontakte zu privaten Anbietern zu vermitteln. Von unserer Redaktion auf das Gewerbeareal angesprochen, reagierte der Wirtschaftsförderer gestern irritiert: "Lantwattenstraße? Sie meinen, wenn Sie das Arbeitsamt rechts liegen lassen, dahinter?" Ob bei der Stadt schon einmal Anfragen für das Gelände eingegangen seien, müsse er intern erst einmal abklären, generell aber begrüße die Stadt natürlich Gewerbeansiedlungen, egal ob auf privater oder städtischer Fläche. "Hauptsache, sie kommen zu uns." Bei Bedarf weise man Interessenten natürlich auch auf das Bahngrundstück hin.

Nach interner Recherche meldet sich Seeck zurück: Es habe keine Nachfrage nach dem Bahngrundstück gegeben. "Die Nachfragen, die bei uns eingehen, konzentrieren sich ganz stark auf Herdenen", die Lantwattenstraße, wo unter anderem die Wieland-Werke stehen, "ist natürlich verkehrlich auch nicht einfach". Nein, die Stadt habe an dem Gelände, auch zur Weitervermittlung an Gewerbetreibende, kein Kaufinteresse, so Seeck abschließend.