Jazzer in Aktion: Christoph Neuhaus an der Halbresonanzgitarre, Jens Loh am Bass und Felix Schrack am Schlagzeug in Härings Kulturcafé. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Hochkarätiges Christoph Neuhaus-Trio aus Stuttgart gastiert in Härings Kulturcafé nur vor 30 Besuchern

VS-Schwenningen. Wettervorhersagen können auch anderweitig benutzt werden, so beispielsweise zur Prognose der Gästezahlen für ein Jazzkonzert. Was zu erwarten war, traf am vergangenen Freitagabend beim letzten Termin im Halbjahresprogramm von Härings Kulturcafé ein.

Das Christoph Neuhaus-Trio hatte gegen den warmen Sommerabend im Frühling keine Chance. Nur rund 30 Besucher kamen zusammen. Während die draußen Gebliebenen ein tolles Wetter unter sternklarem Himmel genießen durften, gab es für die Besucher drinnen Jazz und Groove vom Feinsten. Das Trio versteht es hervorragend, bisweilen etwas angestaubte Klassiker wieder frisch auferstehen zu lassen.

Hierzu griffen die Protagonisten an Gitarre (Christoph Neuhaus), Bass (Jens Loh) und Schlagzeug (Felix Schrack) vor allem in das bekannte Great American Songbook. Spritzig, lyrisch, verspielt könnte man die Interpretationen bezeichnen. Aber auch impulsiv bis eruptiv. Ähnliches lässt sich auch für den Vortrag der Eigenkompositionen sagen – egal ob langsam getaktet oder mit rasend schnellen Rhythmen, egal ob laut, leise, intro- oder eher extrovertiert.

Dass beim Spiel der technische Aspekt stimmte, ist hingegen kaum erwähnenswert, da in dieser Klasse letztlich selbstverständlich. Der Stuttgarter Neuhaus ist Vizepreisträger des Landesjazzpreises Baden-Württemberg 2016. Er studierte in Mannheim, Amsterdam und Basel. An mehreren Musicalproduktionen war er inzwischen beteiligt (unter anderem "Rocky" im Palladium Theater Stuttgart), er schreibt Filmmusiken und Auftragskompositionen und ist an verschiedenen Hochschulen Dozent für Gitarre und Jazz, so beispielsweise an der Hochschule für Musik in Freiburg.

Inzwischen sind mehr als zehn Alben mit seiner Beteiligung auf dem Markt. "Wie kann ich die Musik bereichern?", sei seine Frage, meinte kürzlich das Fachmagazin "Jazzthing".

Die Antwort darauf sei komplex. Daher bleibe er offen, forsche, erfinde sich neu und leite alle Einflüsse durch den eigenen Filter, um authentisch zu sein. "Neuhaus ist ein Geschichtenerzähler, der sein virtuoses Spiel in den Dienst seiner Kompositionen stellt."

Auch die beiden Kollegen sind gefragte Solisten und traten bereits als Sidemen bei unter Jazzern bekannten Bands und Musikern wie beispielsweise Richie Beirach oder der SWR Big Band, Fola Dada und Joo Kraus auf. Elegant glitten am Freitag die Finger über die Seiten von Bass und Gitarre, souverän wurde im Kulturcafé die Percussion bedient. Sich einfühlsam in ihrer Musik verlieren sie sich alle drei. Nicht selten begann beispielsweise Jens Loh bei einem Solo am Bass mit zu summen und den Körper zu krümmen, um sich noch besser eindenken zu können.

Latin, Swing, Blues: Das kleine Publikum zeigte sich begeistert und formte sich schnell zu einer verschworenen Fangemeinde. "Mal schauen, was sie jetzt sagen", wähnte sich Christoph Neuhaus etwas in Unsicherheit bei der Vorankündigung einer weiteren Eigenkomposition. "Wir werden ebenfalls begeistert sein", konterte eine Besucherin aus der hinteren Reihe des Cafés lautstark. Und ihre Vorhersage sollte stimmen – ähnlich wie jene für das Wetter.