Tierquäler legen zuweilen Gift-Köder aus um Hunde und Katzen anderer zu schaden. Foto: Pixabay

Kreistierheim ist erste Adresse für viele Ausreißer in Ferienzeit. Zahl der Streuner steigt.

Villingen-Schwenningen - Offenbar gehen auch mal Vierbeiner gerne "Zigaretten holen". Viele Ausreißer landen vor allem in der Ferienzeit im Kreistierheim. Doch binnen Stunden sind sie meistens wieder dort, wo sie hingehören. Probleme bereitet dagegen eine steigende Zahl verwilderter Katzen.

Die einen suchen ihre Haustiere, ob Katzen, griechische Landschildkröten oder ihren Schäferhund, andere wiederum finden Tiere, die sie am liebsten in der nächsten Sekunde wieder loswerden würden. Wenn Tiere verschwinden oder auftauchen, tut sich ein Netz von verschiedenen Ansprechpartnern und Helfern auf: Vom Fundbüro der Stadt über die Polizei bis hin zum Kreistierheim in Donaueschingen. Nicht nur mit Zetteln und Fotos ihrer entlaufenen Lieblinge suchen Besitzer nach ihren vermissten Mitbewohnern, auch in den sozialen Netzwerken wundern sich manche darüber, was da alles aus den Haushalten wegläuft.

Spinnen eher Privatsache

Wer wen sucht, das erfährt auch häufig die Polizei über Anzeigen der Besitzer. Doch wenn es um gefährliche Schlangen geht, die sich plötzlich auf Terrassen sonnen oder Taranteln, die in Bananenkisten herumkrabbeln, dann wird das Lagezentrum eingeschaltet und Experten werden kontaktiert. Der "Freund und Helfer" kennt jedoch seine Grenzen. Der Hinweis eines Facebook-Nutzers, dass Polizeibeamte auch ausrücken, zu groß geratene Spinnen mit einem Netz einfangen und aus in Panik geratenen Haushalten entfernen, verweist Jörg Kluge, Sprecher aus dem Polizeipräsidium Konstanz, in den Bereich der Märchen: "Fake News, das machen wir natürlich nicht." Wenn Tiere ausreißen oder ausgesetzt werden, dann bekommt auch die Stadt immer wieder Anrufe. Oft geht der Weg direkt ins Kreistierheim nach Donaueschingen, erläutert Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt VS, vor allem dann, wenn Chip oder Halsband fehlen. Können die Besitzer nicht ermittelt werden (weder über Anrufe bei der Polizei noch Vermisstenanzeigen), bleiben die Tiere in Gewahrsam, bis sie vermittelt werden. Die Stadt trägt für diese Zeit die Kosten, es sei denn, die Tiere werden wieder abgeholt, dann gehe die Rechnung an die Halter.

Bei Anruf Gebell

Beim Anruf ertönt gleich munteres Gebell. Derzeit sind im Kreistierheim fast 70 Katzen, davon 35 Babykatzen, und elf Hunde untergebracht, unter ihnen vier Pensionshunde. Ausgesetzte Tiere finden sich hier in der Sommerzeit so gut wie nicht mehr. Dafür so einige Ausreißer, deren Besitzer im Urlaub waren und die ihre Tiere einem "Sitter" anvertrauten. Die meisten davon, erzählt Nadine Vögel, Leiterin der Einrichtung, seien keine zwei Stunden weg, allenfalls eine Nacht. "Die Leute reagieren gleich, wenn ihnen ein Hund alleine über den Weg läuft." Die "Festnahme" läuft meistens friedlich ab. Die wenigsten Vierbeiner widersetzen sich. "Solche Fundhunde haben wir häufig." Meist springen sie über den Zaun, entwischen, weil Türen nicht geschlossen waren oder aber das Halsband viel zu locker gesessen habe.

Die zunehmende Zahl verwilderter Katzen mit Babys, die teils in einem schlechten Zustand von besorgten Tierliebhabern abgegeben werden, sind für Nadine Vögel ein großes Problem. "Das ist ein jährliches Drama geworden." Im Kreistierheim werden die Tiere wieder aufgepäppelt, unter hohem Kosten-und Pflegeaufwand. Diese "Katzen-Flut" ließe sich vermeiden, "wenn die Leute konsequent ihre Tiere kastrieren ließen". Deshalb machen sich Tierschutzverein VS und Kreistierheim-Leitung für eine Katzenschutzverordnung stark, die eine generelle Kastrations- und Registrierpflicht vorsieht.

Kommen sie und ihre Mitarbeiter auch mit exotischen Tieren in Kontakt, die entwischten oder ausgesetzt wurden? Spinnen oder Schlangen? "Gott sei Dank nicht", so Vögels Antwort. "Dafür sind wir nicht ausgestattet und wir bringen auch nicht die nötige Sachkunde mit." Die zuständige Adresse sei hier die Auffangstation am Bodensee. Das Exotischste sei ein Käfig mit Zwergschläfer gewesen, die ausgesetzt wurden, aber alle eine neue Bleibe fanden.