Eine junge Albino-Königspython hat sich zusammengerollt. Die Lust auf exotische Tiere zu Hause wächst. Eine Frau aus Villingen-Schwenningen hat darin einen »Markt« erkannt: Sie züchtet Kaninchen und Meerschweinchen, um die Tiere als Schlangenfutter zu verkaufen. Das Veterinäramt hat sich eingeschaltet. Foto: Dedert

Vermeintliche Notfallauffangstation für Kleintiere. Geschäfte im Internet. Veterinär ermittelt.

Villingen-Schwenningen - Die Kinder sind allergisch gegen Kaninchen und Meerschweinchen? Wie gut, dass es einen netten Menschen mit einer »Notfallauffangstation« gibt. Unschön aber, dass die »Notfälle« im Maul gieriger Schlangen gelandet sein sollen.

Was sich für einige Zeit auf diversen Internetseiten abgespielt hat, ist selbst für den langjährigen Kreisveterinär Michael Langer eine ganz neue Erfahrung: »So viel Unverfrorenheit habe ich noch nie erlebt.« Langer arbeitet seit 1989 in der Behörde des Landkreises und seit bald 25 Jahren als Veterinär. Eine Frau wirbt mit ihrer Notfallauffangstation für Kaninchen und Meerschweinchen, die Tierfreunde in andere und vor allem gute Hände geben wollen oder müssen. Erst vor kurzem hatte die ahnungslose Besitzerin eines Meerschweinchens ihr Tier an eine Adresse in Villingen-Schwenningen abgegeben und erst durch Zufall erfahren, dass diese »Auffangstation« nichts als ein Zwischenlager auf dem Weg zum nächsten Schlangenliebhaber war.

Zwischenzeitlich hatten auch andere von der windigen Sache im Internet erfahren und sich als »Kunden« ausgegeben, die auf der Suche nach Lebendfutter für ihre Reptilien waren. Denn an anderer Stelle im Netz wurden von der gleichen Frau »Meerschweinchen und Kaninchen« als Schlangenfutter angeboten, Preis Verhandlungsbasis.

Diese Geschäfte bekam auch schnell Werner Schaible, Vorsitzender des Tierschutzvereins in Schwenningen, mit, und schaltete den Kreisveterinär Michael Langer ein. Dieser machte sich mit einem Kollegen zur Adresse in Villingen-Schwenningen auf. Bei der Überraschungs- Visite stellte sich heraus, dass die Dame neben der Notfallauffangstation noch eine eigene Meerschweinchen-Zucht betrieb. Natürlich behauptete sie, nur diese Tiere als Schlangenfutter vermarktet zu haben.

Ihr einen Betrug nachzuweisen, so Langer, sei schwierig gewesen, denn die Tiere seien nicht markiert gewesen. Die Seite mit der Dienstleistung Tierauffangstation musste sie jedoch sofort schließen. Tierschutzrechtlicher Hintergrund: Für solche Stationen braucht es eine behördliche Lizenz.

»Dazu muss jemand Sachkunde, eine entsprechende Ausbildung und zudem die richtigen Räumlichkeiten besitzen«, erläutert Langer. Kleintiere als Lebendtiere an Reptilienbesitzer zu verkaufen sei dagegen tierrechtlich abgesichert.

Mittlerweile wird der »Notfalldienst« tatsächlich nicht mehr angeboten. Wer die betreffende Nummer anruft, bekommt die Auskunft, dass man solche Tiere nicht mehr aufnehme.