Idyllisch liegt die Junghans-Villa im Warenbachtal am Rande von Villingen. Foto: Kienzler

Villa lockt nur Schatzsucher. Erschließung und Erweiterung beschränkt. Gut gepflegte Außenanlage.

Villingen-Schwenningen - Repräsentative Fabrikantenvilla, Kinderklinik, Informatikschmiede: Die Liste der Nutzer der Junghans-Villa kann sich sehen lassen. Doch seit zwei Jahren ist es sehr ruhig um das einstige Prachtexemplar geworden. Lediglich moderne Schatzsucher, Stichwort Geocaching, lockt die Immobilie.

Im Januar 2011 gab das junge Unternehmen XS Embedded das stattliche Gebäude nur ungern aus Platzgründen auf und siedelte in Räume im Innovationspark über. Nach wie vor gehört die Immobilie im Warenbachtal dem Automobilzulieferer Harman Becker mit Sitz in Karlsbad, der sich vor einigen Jahren vom Standort Villingen-Schwenningen zurückgezogen hatte. Der bisherige Mieter, XS Embedded, hatte sich damals ausgegründet, als das Unternehmen seine Forschungsstätte im Schwarzwald aufgab. Schon kurz danach hieß es aus der GmbH, dass man die Immobile veräußern wollte.

Mit diesen Plänen zum Verkauf der markanten Villa scheint es bislang nichts geworden zu ein. Das Gebäude sei nach wie vor im Besitz von Harman Becker, bestätigte Unternehmenssprecher Ivo Poguntke. Man sei jedoch weiterhin bemüht, einen geeigneten Käufer für das Jugendstilgebäude mit den Stuckdecken und den Flügeltüren zu finden.

Mit den bisherigen Interessenten konnte bislang keine Einigung über die Veräußerung erzielt werden. "Für die vorübergehende Nutzung wird aktuell nach einem solventen Mieter gesucht", hieß es in der Stellungnahme aus Karlsbad.

Wichtig ist dem Unternehmen der Hinweis darauf, dass das Gebäude regelmäßig gewartet werde, die Außenanlage gepflegt und die Villa selbst durch einen Sicherheitsdienst überwacht werde.

Nicht automatisch erfährt die Stadtentwicklung davon, wenn es um die Neunutzung von (privaten) gewerblichen Immobilien geht. "Nicht immer suchen Unternehmen den Kontakt zu uns", so Hennig Keune, Leiter der Stadtentwicklung. "Wir empfehlen aber jedem, der eine Immobilie vermarkten möchte, dies auch zu tun. Manche machen es, manche nicht."

Bereits in 80er Jahren Widerstand gegen Erweiterungspläne

Harman Becker wollte lieber nicht. Und dies, obwohl die Junghans-Villa ihre Problemzonen hat. Zum einen, so Keune, sei die Erschließung problematisch. So müsse das Haus über eine schmale Zufahrt, die von Spaziergängern und Radfahrern genutzt wird, angesteuert werden.

Andererseits lasse die Jugendstilvilla bauliche Ergänzungen nicht ohne Weiteres zu. In den 80er Jahren hatte es bereits erbitterten Widerstand gegen Erweiterungspläne des Mikroinstituts gegeben.

Ein entsprechender Gemeinderatsbeschluss für das Gebiet lässt kaum bauliche Entfaltungsmöglichkeiten zu.

Indirekt hat zumindest Günter Reichert, Interimsgeschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgeselleschaft VS (Wifög), mit der Villa zu tun. In deren Datenbank taucht sie unter jenen 300 Objekten auf, die noch zu haben sind. Kontakte über die Wifög zwischen dem Karlsbader Unternehmen und Interessenten habe es zwar gegeben, aber "offenbar war bislang nichts Brauchbares dabei." Für Firmen, die Brachen suchen, sei die Datenbank ideal. Hier finde sich alles, ob Flächen für Büros oder Lagerräume. Auch große Areale bis maximal 2000 Quadratmeter könne er in VS anbieten.

"Wir sehen uns in der Rolle des Vermittlers und stellen die Kontakte zwischen Interessenten und Eigentümern her." Die Nachfrage nach leer stehenden Objekten, so Reichert abschließend, sei aufgrund der guten Wirtschaftslage "recht rege".