Eindrücklicher Moment: Die Rottweiler Pfarrerin Gabriele Waldbaur segnet in Vertretung für den erkrankten Dekan Sebastian Berghaus den neuen und doch bisherigen Pfarrer. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder Bote

Investitur: Simon Ziegerer nach drei Jahren Probezeit jetzt im ständigen Dienst / Wahlheimat Schwenningen

Drei Jahre besetzte der in Calw geborene Simon Ziegerer in der evangelischen Kirchengemeinde Schwenningen seine erste Pfarrstelle im sogenannten "unständigen Dienst". Mit einem Gottesdienst in der Johanneskirche wurde seine Investitur als Pfarrer im ständigen Dienst der Gemeinde am Sonntagnachmittag umfangreich gefeiert.

VS-Schwenningen. Für Kirchen am Sonntag gar nicht mehr selbstverständlich, war die Johanneskirche sehr gut gefüllt. Gemeindemitglieder, geladene Gäste aus Villingen-Schwenningen und dem Kirchenbezirk Tuttlingen, der württembergischen Landeskirche wie auch Familienangehörige und Studienfreunde waren gekommen. Pfarrerin Märit Kaasch drückte gleich zu Beginn ihre Freude über die Entscheidung Ziegerers aus: "Danke, dass du zu uns gekommen bist und danke, dass du bleibst."

In Vertretung für den erkrankten Tuttlinger Dekan Sebastian Berghaus übernahm die Rottweiler Pfarrerin Gabriele Waldbaur die Investitur. Als Geschenk und Symbol für seine künftige Arbeit hatte sie ein Bild von Sieger Köder, einem der bekanntesten deutschen Maler christlicher Kunst, mitgebracht: "Die Nacht von Hebron". Es zeige Abraham als Stammvater des Glaubens, wie er allein in der Wüste mit seinen Ängsten und mit Zweifeln an Gott verharre. "Abraham steht mit leeren Händen vor Gott und vertraut dann auf ihn", so Waldbaur. Gott sehe das Vertrauen und stehe zu seinen Zusagen. "Ich wünsche dir, dass du dich mit deiner Gemeinde auf solche Wege machen kannst. Dass du loslassen kannst und dich auch immer wieder neu ausrichten." Dies sei wichtig, so die Pastorin, um sich nicht "im Kreisverkehr der eigenen Gedanken zu verlieren".

Gegliedert war der Gottesdienst in mehrere Abschnitte: Bevor Ziegerer offiziell eingesetzt wurde und anschließend eine Predigt hielt, stellte er sich zuvor den Gottesdienstbesuchern noch einmal in einem Rückblick vor: Inzwischen 33 Jahre alt absolvierte er nach dem Abitur am Flughafen Stuttgart ein freiwilliges soziales Jahr. Dadurch sei die Entscheidung gefallen, Pfarrer werden zu wollen. Dieser Entscheidung folgte das Theologiestudium in Tübingen und Leipzig, wobei ihn besonders sein Tübinger Theologie-Professor Hans-Joachim Eckstein geprägt habe. Ihm zu Ehren integrierte Ziegerer auch zwei dessen Kirchenlieder in den Liedablauf des Gottesdienstes. Nach dem Vikariat in der Nähe von Göppingen trat Ziegerer in Schwenningen seine erste Pfarrstelle an. Diese, als "unständiger Dienst" bezeichnet, wurde nun in einen "ständigen Dienst" verwandelt. "Ich gab mir alle Mühe", so Ziegerer, "dass aus dem ›unständigen Dienst‹ kein unanständiger Dienst wurde." Vermutlich hat dies geklappt, denn nach Ziegerers kurzem biografischen Abriss folgte feierlich die Investitur. Hierzu standen rund zwei Dutzend Vertreter von Kirche und Gemeinde im Kreis im Altarraum um Simon Ziegerer und Pastorin Gabriele Waldbaur. Diese befragte die Runde, ob sie mit der Einsetzung einverstanden sei, ebenso auch Ziegerer. Nach dem "Ja-Wort", fast ähnlich einer Trauzeremonie, segnete Waldbaur den nunmehrigen Pfarrer im ständigen Dienst.

Zwei einstige Studienkollegen aus Tübingen ergriffen nach der Einsetzung das Wort: "Ihr Pfarrer ist ein Tüchtiger", so die beiden.

Dass Simon Ziegerer theologische Inhalte vor allem in erzählerischer Form liebt, war in seiner Predigt schnell festzustellen. "Eine Geschichte vom Seeufer in Galiläa hin zum Seeufer am Neckar" überschrieb er seine Ausführungen, in welcher er besonders das Erscheinen Jesu bei den nächtlich erfolglosen Fischern am See Genezareth thematisierte. "Als es schon Morgen war, stand Jesus am Ufer" – eine Bibelstelle des Neuen Testaments, welche ihn besonders ergreife, so Zigerer. Es kämen die Fischer ohne Fang nach Hause, aber Jesus sei da und helfe – plötzlich seien doch Fische vorhanden und die Jünger erkennen ihren Herrn. Echter Glaube werde aus Armut geboren, so Ziegerer.

Selbstverständlich auch in der Gegenwart müsse Menschen geholfen werden. Ganz besonders eindrücklich habe er in den bisherigen drei Jahren die Schwenninger Vesperkirche erlebt. "Menschen, die gemeinsam essen, trinken, feiern und Jesus mitten drin – so stelle ich mir Kirche vor."

Das Zitat ließ sich im Anschluss an den Gottesdienst bei Kaffee und Kuchen gut verwirklichen.

Sechs Pfarrer sind in der evangelischen Kirchengemeinde Schwenningen in drei Pfarrämtern und Kirchen tätig und vertreten sich gegenseitig. Das Schwenninger Modell des Teampfarramts findet sich kaum anderswo und bildet vielfach ein Vorbild. Den Wahl-Schwenninger Simon Ziegerer gefällt es ebenfalls: "Man kann sich besser austauschen und vieles intern klären". Unterteilt sind die drei Pfarrämter mit folgenden Personen: Stadtkirche I, Klaus Gölz (geschäftsführender Pfarrer), Andreas Güntter und Pfarrerin Karin Ott.

Das Pfarramt in der Pauluskirche haben Andreas Güntter und Brigitte Güntter inne. Jenes in der Johanneskirche nunmehr Simon Ziegerer und Märit Kaasch.

Das Gemeindegebiet Johannes ist ein bunter Mix von Menschen unterschiedlichster Herkunft aller Generationen und umfasst rund 3500 Gemeindeglieder. Waren es nach 1945 vor allem Heimatvertriebene und Flüchtlinge, so kamen später viele Familien russlanddeutscher Herkunft nach Schwenningen. Mit dem Kleinen Eschle gehört auch ein neues und junges Wohngebiet zum Bezirk.