Ines Strittmatter hat ihr großes Ziel erreicht: Die junge Mutter begann eine Teilzeit-Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Schwenninger Firma Morath Systems. Das Bild zeigt sie mit Firmenchefin Michaela Morath (rechts). Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Zufall bringt Ines Strittmatter die Lehrstelle bei Morath Systems

VS-Schwenningen. Ines Strittmatter hat ihr großes Ziel erreicht: Die junge Mutter begann eine Teilzeit-Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Schwenninger Firma Morath Systems.

Dabei sah es vor gut einem Jahr noch ganz anders aus: Ihre Wunsch-Lehrstelle konnte sie wegen der eher schwachen Zeugnisnoten nicht ergattern. Doch nach der Geburt von Töchterchen Mela entschloss sich die damals 19-Jährige, ihre Noten durch den Besuch des einjährigen Berufskollegs zu verbessern. Damals half das Jugendamt der Stadt mit der Finanzierung einer Tagesmutter. Zu ihr bringt die inzwischen 20-jährige Mutter ihre Tochter auch heute noch jeden Morgen, bevor sie um 8 Uhr die Ausbildung im Betrieb beginnt.

Doch woher bekam sie die Lehrstelle in Teilzeit? Da spielte der Zufall eine ebenso wichtige Rolle wie die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit VS, Sandra Husseck. Kurz vor Abschluss des Berufskollegs schien die Suche nach einer Lehrstelle in Teilzeit ein aussichtsloses Unternehmen zu sein: Es war keine zu finden, in keiner Jobbörse.

In ihrer Not schrieb die junge Mutter eine E-Mail an die Expertin der Agentur für Arbeit. Die konnte zunächst auch nur "Fehlanzeige" zurückmelden. Kurze Zeit später traf Michaela Morath, Geschäftsführerin der Firma Morath Systems, mit Sandra Husseck zusammen, um sie für den Arbeitskreis Familienfreundlichkeit zu gewinnen. Kein Zufall: Beide sind ebenfalls Mütter. Die Unternehmerin hat drei Kinder, die Beraterin der Agentur erwartet gerade das zweite. Die beiden stießen auf die Frage, wie Mütter zum Unternehmenserfolg beitragen könnten. Und schon kam die Sprache auf junge Muttis, die gern eine Ausbildung machen möchten, wegen des Nachwuchses aber nur in Teilzeit lernen können. Und Sandra Husseck stellte die entscheidende Frage: "Würden Sie eine junge Mutter in Teilzeit ausbilden?"

Für Michaela Morath kein Problem: "Flexible Modelle sind gerade in unseren Klein- und Mittelbetrieben nötig, sonst können wir bei den Fachkräften ebenso wenig mit der Großindustrie mithalten wie bei den Gehältern, die sie bieten können." Und die Chefin von 20 Mitarbeitern, darunter viele Mütter in Teilzeit, und bereits einer Auszubildenden zur Industriekauffrau, sagte kurz entschlossen: "Sie soll sich einfach bei mir bewerben, dann sehen wir, ob wir zusammen passen."

Und sie passten zusammen: Seit Anfang September verbringt Ines Strittmatter die Vormittage von Dienstag bis Donnerstag im Ausbildungsbetrieb, der sich auf die Konzeption und Umsetzung von Montageabläufen spezialisiert hat. Montags und freitags besucht sie die Berufsschule – als einzige Teilzeit-Auszubildende in ihrer Klasse. "Das klappt prima, der Lernstoff ist der gleiche, ich habe nur ein bisschen weniger Zeit für die Praxis. Ich muss halt immer etwas schneller sein als die Kolleginnen", lacht sie glücklich.