Jürgen Roth besucht Christina Haller, Geschäftsführerin der Firma Identa. Foto: Schwarzwälder Bote

Wahlkampf: Oberbürgermeister-Kandidat tourt weiter durch Schwenningen

VS-Schwenningen. Beim Besuch der Firma Identa lernte OB-Kandidat Jürgen Roth einen weiteren "Hidden Champion" der Stadt kennen. Geschäftsführerin Christina Haller führte ihn durch das Gebäude, in dem 85 Mitarbeiter ausschließlich in Schwenningen produzieren.

Seit mehr als 50 Jahren werden hier Ausweissysteme entwickelt, die weltweit zum Einsatz kommen. Haller betonte, wie wichtig für ihre Firma die Anbindung des Industriegebietes Ost an die Bundesstraße 523 sei, die ja nun endlich im Haushaltsplan der Stadt erscheine. Sie beklagte auch die aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens langsame Verbindung zwischen den Stadtteilen Villingen und Schwenningen.

Die Sorge wegen des Fachkräftemangels treibe sie genauso um, wie viele andere Firmen der Stadt. Roth schlug vor, dass Firmen mit dem Buchen von festen Kita-Plätzen Vorteile schaffen könnten, die andere Firmen nicht haben, um für neue Arbeitnehmer attraktiver zu werden.

Im anschließenden Gespräch mit Mitarbeitern von Identa wurden dem OB-Kandidaten die Sorgen mitgegeben, auf die er auch bei anderen Gesprächen schon getroffen ist: Mangel an Kita-Plätzen und Studentenparkplätzen. Überhaupt müsse für Studenten in der Stadt mehr gemacht werden, hieß es. Der Bereich Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt wurde als eine der vordringlichsten Aufgaben genannt. Hier sicherte Roth zu: "Auch mir liegt dieses Thema sehr am Herzen, deshalb werde ich mich im Falle meiner Wahl intensiv darum kümmern."

Interessant waren die Kommentare von Firmenmitarbeitern zu dem Gespräch. So sagte Marcel Rohrer: "Ich fand die Möglichkeit eines offenen Dialogs mit Herrn Roth sehr toll. Ich hatte das Gefühl, dass er durchaus weiß, wo es in VS brennt. Von einem potenziellen Oberbürgermeister erwarte ich, dass er die Probleme anpackt und aufgeschobene, wichtige Projekte in VS angeht." Sein Kollege Marco Reitze ergänzte: "Es hat mir gefallen, dass er sich Zeit für uns genommen hat. Erwartungen habe ich insbesondere für eine intensive Arbeit an der Infrastruktur von VS. Zudem erhoffe ich für junge Menschen ein attraktiveres VS." Jürgen Roth wiederum resümierte: "Die Firma, die Kultur innerhalb der Firma und die Produkte haben mich sehr beeindruckt."

Besuch bei der Diakonie

Ebenfalls ein aufschlussreiches Gespräch führte Roth mit Reinhold Hummel, dem Leiter der diakonischen Beratungsstelle in Schwenningen. Dabei standen im Mittelpunkt des Gesprächs Fragen der Armut und des Wohnraums. Bei den Beratungen begegnen Hummel und seine Mitarbeiterinnen zunehmend der Altersarmut von Senioren über 65 Jahren. Schuldnerberatung und die Suche nach bezahlbarem Wohnraum ist ein weiteres Problem. Das wird auch noch ständig größer durch Migranten aus EU-Ländern, insbesondere Bulgarien und Rumänien.

Bei jedem Ratsuchenden werden die Diakonie-Mitarbeiter mit schwierigen Lebensverhältnissen und Schicksalen konfrontiert, ging aus dem Gespräch hervor. Im Diakonieladen in Schwenningen erwirtschaften 50 bis 60 ehrenamtliche Helfer einen sechsstelligen Jahresumsatz, indem dort gebrauchte Kleider und Haushaltsgegenstände als Spenden angenommen und dann weiter verkauft werden. Diese Gelder fließen wieder in die Arbeit der Diakonie zurück.

Neben diesen, leider überall vorhandenen Themen, sprach Hummel ein spezifisches Problem von Villingen-Schwenningen an: Wenn alle Behörden nach Villingen kämen, hätten viele Klienten der Beratungsstelle ein Mobilitätsproblem, denn eine Busfahrt kostet schon 3,60 Euro – undenkbar für viele arme Menschen. Jürgen Roth und Reinhold Hummel waren sich komplett einig, dass auch Leute mit wenig Geld voll akzeptiert werden und am Leben teilnehmen wollen.