Fazit: Feierstimmung bei Anhängern Jürgen Roths / Motivation für zweiten Wahlgang

Im Lager Jürgen Roths wurde gefeiert, die Anhänger der Konkurrenz verwiesen nach der Wahl am Sonntag auf die niedrige Wahlbeteiligung und zeigten sich kämpferisch. Bei einem waren sich die meisten schon im Vorfeld sicher gewesen: Nach der Wahl ist vor der Neuwahl.

Villingen-Schwenningen. Die Ergebnisse von acht Wahlbezirken standen noch aus am Sonntagabend, als sich am vorläufigen Ergebnis der OB-Wahl kurz nach 19 Uhr für etwa eine Viertelstunde nichts änderte. Noch-Oberbürgermeister Rupert Kubon wanderte auf dem Münsterplatz hin und her. "Eigentlich kann ich dem Ergebnis entspannt entgegenschauen, wenn man aber 16 Jahre lang hier gearbeitet hat, fiebert man dementsprechend mit", erklärt er der Menge am Mikrofon seine Unruhe.

Die meisten Anwesenden schauten gebannt auf den großen Bildschirm, der das Ergebnis anzeigte – viele aktualisierten parallel auf dem Smartphone den Zwischenstand mit, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Trotz der noch ausstehenden Bezirke stand bereits zu diesem Zeitpunkt der große Stimmenvorsprung für Jürgen Roth gegenüber dem stärksten Verfolger Jörg Röber fest. Sehr zur Freude von Raphael Rabe. "Klar, dass die Stimmung bei uns gut ist", sagte der Roth-Unterstützer.

Das Ergebnis zeige eine ganz klare Tendenz dahin, dass die Bürger Villingen-Schwenningens von den Visionen und Ideen überzeugt seien, die ihnen Jürgen Roth in den vergangenen Wochen vorgelebt habe. Deshalb seien die fehlenden Prozentpunkte zur absoluten Mehrheit auch "ein Grund und Motivationsschub, jetzt erst recht Gas zu geben".

Auch bei Hans-Jürgen Neumann aus Villingen, ebenfalls Unterstützer Jürgen Roths, herrschte Freude über das Ergebnis. Verwundert habe es ihn jedoch nicht, mit dem vermeintlich großen Abstand Roths zur Konkurrenz habe er ebenfalls gerechnet, nachdem er bei den Wahlveranstaltungen zuletzt mit allen Kandidaten ins Gespräch gekommen und Roth ihm am sympathischsten vorgekommen sei. Die niedrige Wahlbeteiligung werde sich seiner meiner Meinung nach im zweiten Wahlgang nicht ändern, ebenso wie das Ergebnis. "Aus finanzieller Sicht", sagte er, "wäre es von den anderen Kandidaten ein tolles Zeichen, wenn sie nun auf ein Antreten zur Neuwahl verzichten würden."

Die Enttäuschung über den überraschend hohen Vorsprung von Jürgen Roth gegenüber Kontrahent Jörg Röber wollte sich dessen Wahlkampf-Team im Villinger Gerbereck nicht anmerken lassen. Vielmehr zeigten sich die zahlreichen Helfer überrascht über die "erschreckende Wahlbeteiligung", wie SPD-Ortsverbandschef Nicola Schurr meinte. Bereits eine Stunde bevor Noch-OB Rupert Kubon das Ergebnis verkündete, hatten sich dort etwa 30 Personen eingefunden und gemeinsam mit Röber gebannt verfolgt, wie sich die Zahlen Wahlbezirk für Wahlbezirk veränderten. Nun gelte es, die Menschen für den Wahlentscheid in zwei Wochen zu mobilisieren. Das jetzige Ergebnis unter der niedrigen Wahlbeteiligung spreche nicht für einen guten OB, sondern zeige, wie enttäuscht die Bürger seien.

Wahlkampfmanager Rudolf Reim verwies auf den "riesigen Apparat", den Jürgen Roth durch die CDU hinter sich hätte. Als Niederlage wollte er das Ergebnis aber nicht bewerten. "Ich bin ein positiver Mensch und hoffe auf den zweiten Wahlgang", sagte er optimistisch.

Dass Jürgen Roth die meisten, Jörg Röber die zweitmeisten Stimmen bekommen würde, damit hätten sie gerechnet, sagten Andreas Hirt, Franz Bucher und Matthias Bucher von der Villinger Stadtmusik, nachdem sie die Wahlveranstaltung auf dem Münsterplatz musikalisch umrahmt hatten. "Ich hätte aber gedacht, dass Herr Röber näher an Herrn Roth dran sein würde. Dass dieser fast 50 Prozent der Stimmen bekommt, das hätte ich nicht erwartet", ergänzte Hirt.

"Gerade bei einer Bürgermeisterwahl, bei der man für acht, nicht vier oder fünf Jahre wählt, ist das ein Armutszeugnis", zeigte sich Matthias Bucher wie viele anderen Bürger auf dem Münsterplatz enttäuscht über die geringe Wahlbeteiligung. Im Gegensatz zu den meisten Befragten, zeigten sich die drei Musiker jedoch optimistisch, dass sich dies bei der kommenden Neuwahl ändert. "Ich glaube, dass viele nicht gewählt haben, weil sie wegen des Zweikampfs Roth/Röber nicht mit einem endgültigen Ergebnis gerechnet haben", begründete Hirt. Tatsächlich bestätigten sämtliche von unserer Zeitung befragten Bürger, dass sie nicht mit einem Wahlausgang gerechnet haben.

Nach ihrem Auftritt auf dem Münsterplatz ging es für die drei Musiker mitsamt ihren Kollegen der Stadtmusik weiter in die Neue Tonhalle. Dort zeigte sich auch Renate Breuning, CDU-Fraktionssprecherin, erfreut über das Ergebnis. Dies seien gute Voraussetzungen für einen zweiten Wahlgang.