Das Parkhaus ist noch immer nicht instand gesetzt, die beiden Parkplätze an der Unfallstelle sind weiterhin gesperrt. Foto: Eich

Obere Etage bei Schnee und Eis nicht nutzbar. Und in der Betonbrüstung klafft noch immer ein Loch.

Villingen-Schwenningen - Ist das Klinikparkhaus eine Fehlkonstruktion? Dieser Verdacht drängt sich Besuchern von Patienten im Schwarzwald-Baar-Klinikum auf.

Der spektakuläre Unfall am Klinikparkhaus im April, bei dem ein Kleinwagen die Betonbrüstung des Parkhauses komplett durchbrach und in die Tiefe stürzte, könnte längst vergessen sein. Doch wer das Klinikparkhaus nutzt, wird unweigerlich tagtäglich seit April daran erinnert: In der Parkhauswand klafft noch immer ein Loch. Rot-weiße Warnbaken, Gitter und ein rot-weißes Absperrband hindern Autofahrer daran, ihr Fahrzeug dort abzustellen. Laut Polizeimeldung hatte eine 38-jährige Autofahrerin an dem verhängnisvollen Sonntag im April Gaspedal und Bremse verwechselt und war in der Folge gegen die Parkhausbrüstung gedonnert. Diese wurde durchbrochen, das Fahrzeug stürzte mitsamt den beiden Insassen aus dem zweiten Stockwerk rund sieben Meter in die Tiefe und blieb auf dem Dach liegen. Die Polizei ging nicht von zu hoher Geschwindigkeit aus. Polizeisprecher Michael Aschenbrenner sagte damals: "Das glaube ich anhand der offiziellen Fakten eher nicht." Dass Bremse und Gaspedal verwechselt würden, komme häufig vor.

Für den Parkhausbetreiber, die Parkservice Hüfner GmbH in Stuttgart, stellte sich der Fall vollkommen anders dar. Ihrer Überzeugung nach müsse die Frau auf dem Parkdeck geradezu gerast sein, um die massive Betonbrüstung zu durchbrechen.

Ein eigener Gutachter sowie zwei Sachverständige des zuständigen Baukonzerns Züblin, der das Gebäude vor fünf Jahren errichtet hatte, waren vor Ort und seinerzeit zu dem Schluss gekommen: "Es müssen sehr große Kräfte gewirkt haben", sagt Anke Meisenbacher von Park Service Hüfner. Die Plattenkonstruktion des Parkhauses sei auf eine Aufprallkraft von fünf Tonnen ausgelegt.

Streit um die Kosten

Doch offenbar herrscht noch immer Klärungsbedarf: Das Parkhaus ist noch immer nicht instand gesetzt, die beiden Parkplätze an der Unfallstelle sind weiterhin gesperrt. Und laut dem Geschäftsführer der Parkservice Hüfner GmbH, Frank Rothardt, entspann sich um den Unfall am Klinikparkhaus ein "riesengroßes Ärgernis". Zankapfel soll die Höhe des Schadens sein. "Es ist ein Streit auf dem Papier um die Kosten", sagte Rothardt. Solange das nicht geklärt sei, werde auch nicht saniert. Auch Sachverständige seien nochmals hinzugezogen worden. Ob diese Zweifel an der Parkhauskonstruktion und dem Gutachten der Sachverständigen des Baukonzerns hegen, ist unserer Zeitung nicht bekannt.

Klar ist hingegen: Die Parkservice Hüfner GmbH muss sich noch mit einer zweiten unangenehmen Wahrheit bezüglich des Klinikparkhauses von Villingen-Schwenningen herumplagen: Denn offenbar ist das Parkhaus, dessen oberste Etage im Freien liegt, bei entsprechend widriger Witterung im Schwarzwälder Winter nicht nutzbar. "Dieser Bereich ist gesperrt. Vorsicht Glätte! Betreten auf eigene Gefahr" verkündete am zurückliegenden Dienstag ein Warnschild im Parkhaus. Dieses war auf der Auffahrt zur obersten Parketage aufgestellt worden und hindert Besucher seither daran, diese zu befahren. Von den 488 Stellplätzen sind deshalb viele derzeit nicht nutzbar.

Frank Rothardt bekräftigt jedoch: "Im Parkhaus gibt es weiterhin genug Kapazitäten." Die Sperrung des Freiluftdecks sei eine "übliche Verfahrensweise" im Hinblick auf die Verkehrssicherungspflicht, weil die Mitarbeiter nicht rund um die Uhr streuen und die Etage damit eisfrei halten können. "Es wäre uns zu heiß, dort im Winter zu öffnen", berichtet der Geschäftsführer. Auf die gleiche Weise werde beispielsweise mit dem Inselparkhaus verfahren.

Doch warum plant man im Schwarzwald mit seinen teilweise strengen Wintern ein Freiluftdeck? Rothardt: "Dabei geht es um baurechtliche Themen." Die bestehende Höhe hätte nicht überschritten werden dürfen, man habe sich deshalb gegen die Überdachung entschieden. Das Geld hätte der Betreiber zwar gerne in die Hand genommen ("es hätte uns die Arbeit erleichtern"), doch ihm seien die Hände gebunden.

Rothardt erklärt darüber hinaus, dass eine zunächst geplante, zweite Einfahrt – die Verbesserungen bei der Nutzung der unteren Etagen hätte bewirken sollen – derzeit kein Thema mehr sei. "Das ist derzeit nicht unsere Priorität", so der Geschäftsführer.