»Ist das Neue immer gut. Und ist das Gute immer neu?« fragte Holger Reinecke zu Beginn seines Vortrags über Forschungs- und Entwicklungstrends in der Mikrofertigung. Foto: Kienzler

Bei neuen Technologien ist Miniaturisierung Trend. MicroMountains Innovationsforum mit 135 Teilnehmern.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Vom "Tal der Enttäuschungen über den Pfad der Erleuchtungen ins Plateau der Produktion und auf den Gipfel der überzogenen Erwartungen" führt die "Hype-Kurve neuer Technologien", die Thomas Link, Geschäftsführer der MicroMountains Applications AG. an die Wand warf. Zum fünften Mal fand in der Neuen Tonhalle das MicroMountains Innovationsforum statt.

"Die tolle Kurve haben wir jetzt zwei Mal gesehen", sagte Zuhörer Gerrit Häcker beeindruckt. Denn auch Jochen Schliesser von der Festo AG, der anschließend über "Kritische Erfolgsfaktoren im Innovationsmanagement" sprach, gestand: "Wir beobachten das Gleiche. Bei uns heißt es Tal der Tränen." "Sie haben die wunderbare Kurve gezeigt, es ist eigentlich alles gesagt", fand der nächste Referent Holger Reinecke, Leiter des Mikroinstutes in Villingen-Schwenningen, Worte dafür, dass die Kurve offensichtlich stimmt.

Der Schwerpunkt des Innovationsforums lag in diesem Jahr erneut auf Miniaturisierung, kombiniert mit neuen Technologien. 28 Vorträge, zusätzlich 15 weitere Beiträge und 16 Aussteller im Foyer der Tonhalle erwarteten die Gäste.

"Es geht um mehr Funktion auf gleichem Raum und um weniger Kosten", schilderte Organisator Link. Und er meint: "Das wird auch in zehn Jahren noch ein Thema sein." Vor 135 Teilnehmern, unter anderem auch aus Frankreich, der Schweiz und Belgien, erklärte IHK-Vizepräsident Steffen Würth zu Beginn der Veranstaltung: "Ich bin stolz darauf, dass neben vielen regionalen Unternehmen auch eine große Anzahl an Wirtschaftsvertretern außerhalb der Region und sogar aus dem banachbarten Ausland unserer Einladung gefolgt ist."

Wie zum Beispiel Gerrit Häcker, der eine eigene Firma mit 50 Mitarbeitern in Thüringen aufgebaut hat. Die Mikrosystemtechnik, so Würth, gelte als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Sowohl bei der Automobilindustrie, als auch im Maschinenbau werde schon seit Jahren auf den Innovationsmotor Mikro- und Mikrosystemtechnik gesetzt. Das Innovationsforum solle kleine und mittelständische Betriebe unterstützen und eine "Brücke von der mikrotechnischen Forschung in die industrielle Praxis schlagen".

Neuer Verbund Technology-Mountains

In diesem Zusammenhang erwähnte Würth den neuen Verbund Technology-Mountains, der aus 50 Firmen, Bildungsinstituten und Kommunen im Südwesten entstanden sei und "auf einzigartige Weise die drei Welten Mikrotechnik, Medizintechnik und Kunststofftechnik verbindet, um Wettbewerbsvorteile für seine Mitglieder zu erzielen".

Mit Health-Monitoring, Gesture Controlling, NFC (Near Field Communication) Payment, Argumented Reality, 3D-Printing und Machine to Machine Speeking schilderte Thomas Link einige Trends und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Zum Beispiel wäre es künftig möglich, sich mit dreidimensionalen Sensoren vermessen zu lassen und passende Kleidungsstücke zu finden, ohne sie vorher in Umkleidekabinen anzuprobieren.

Unfallfreies Fahren und höhere Sicherheit Fahrassistenz-Systeme sind Thema bei den Automobilen, schilderte Link. Sensoren könnten künftig Unfälle durch Fehlverhalten verhindern helfen. Sensoren könnten außerdem Herzinfarkte verhindern, die durch Stress am Arbeitsplatz ausgelöst werden, Sie könnten direkt am Körper oder auch am Arbeitsplatz, beispielsweise an der PC-Maus angebracht werden.

Die Innovationsstrategie der Firma Festo AG und Co KG schilderte Jochen Schliesser. "Bei uns ist eine Innovation erst eine Innovation, wenn sie sich am Markt durchgesetzt hat", sagte er. Relevante Megatrends werden regelmäßig gescannt und beobachtet, wobei klar ist: "There will always be a next big thing.". So gelang es Festo beispielsweise, rechtzeitig am Photovoltaik-Boom zu profitieren, und den Trend Elektromobilität hat man ebenfalls erkannt.

Auf dem "Future Radar" erkennt das Unternehmen Chancen und Risiken von Trends und versucht, Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten. Schliesser empfahl, nicht immer einen Business-Plan zu machen. Neben Unternehmensnetzwerken sind Wissensmanagement und Kultur von hoher Bedeutung. Es gilt, Menschen für Technik zu begeistern, Innovation beginnt in den Köpfen."

"Für die Mikrosystemtechnik ist die Frage wichtig: Wie bekomme ich Nanotechnologie?" So leitete Holger Reinecke. seinen Vortrag ein. Wir reden über Gutes und Neues", zitierte er aus Lessings "Nathan der Weise". Die neuesten Trends enthielten viel Neues und Gutes. "Die Frage ist: ›Ist das Neue immer gut und ist das Gute immer neu?‹ Smart Systems, Cyber Systems und Industrie 4.0 seien im Prinzip drei Generationen ein und desselben, so Reinecke.

Industrie 4.0 bezeichne als dritte Generation allerdings schon intelligente, energieautarke Systeme. "Das ist im Prinzip das Internet der Dinge. Wir forschen sehr interessiert an autonomen Systemen." Sowohl in Medizin, als auch in Automobilen sowie seit neuestem in Landmaschinen finden die Sensorsysteme, die das HSG-Imit entwickelt, Anwendung. Als etabliertes System schilderte Reinecke eine chipintegrierte Brennstoffzelle, die zur miniaturisierten Energiequelle wird. Zukunftsvision ist eine Keramik, die auf der Innenseite Wasser spalten und Wasserstoff herstellen kann.

Siegfried Kaiser, Leiter des neuen Kunststoff-Institutes Südwest, stellte Trends in der Kunststofffertigung vor