Das IMS Gear-Vorstandsteam (von links): Bernd Schilling, Wolfgang Weber und Dieter Lebzelter. Foto: IMS Gear

Corona-Pandemie trifft das Unternehmen ins Mark. Umsatzeinbruch von 90 Millionen Euro erwartet.

Villingen-Schwenningen - Nach einem durch die konjunkturelle Abkühlung in der Automobilbranche bedingten Umsatzeinbruch im vergangenen Jahr muss der Zahnrad- und Getriebespezialist im laufenden Jahr einen erneuten Umsatzeinbruch verkraften. Um die Existenz des Unternehmens zu sichern, zieht IMS Gear deshalb harte Konsequenzen und baut bis zu 350 Arbeitsplätze ab. Einzelheiten teilt das Unternehmen am Mittwoch mit.

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Die Automotive-Branche wird seit mittlerweile gut zwei Jahren von einer konjunkturellen Abkühlung geprägt, die vor allem durch Handelskonflikte und den technologischen Wandel, dem die Branche unterworfen ist, beeinflusst wird. "Dieser Negativtrend hat sich auch bei IMS Gear niedergeschlagen. Wir mussten im Jahr 2019 einen Umsatzeinbruch von 80 Millionen Euro verkraften, unser Budget hat sich von ursprünglich geplanten 580 Millionen Euro auf 500 Millionen Euro reduziert. Diese Belastung konnten wir mit einem Kostenprogramm jedoch teilweise kompensieren", blickt IMS Gear-Vorstand Bernd Schilling auf das vergangene Geschäftsjahr zurück.

Seit Anfang dieses Jahres hat sich die Corona-Pandemie weltweit mit enormer Wucht und rasender Geschwindigkeit ausgebreitet und weite Teile der Wirtschaft phasenweise komplett lahmgelegt. Das hat auch IMS Gear schmerzhaft zu spüren bekommen: "Was die Umsatzentwicklung für das Jahr 2020 anbelangt, sind wir zunächst vorsichtig optimistisch von einer im Vergleich zum Vorjahr leichten Steigerung von 500 Millionen auf rund 520 Millionen Euro ausgegangen. Die Corona-Krise hat jedoch auch IMS Gear mit voller Wucht getroffen. Die Umsätze sind im ersten Quartal und insbesondere im April 2020 stark eingebrochen, weshalb wir neben anderen kostensenkenden Maßnahmen Kurzarbeit eingeführt haben und auch bis auf Weiteres fortführen werden", beschreibt IMS Gear-Vorstand Dieter Lebzelter die aktuelle Situation.

Zukunfstprognose nicht möglich

"Eine Prognose darüber", so Lebzelter weiter, "ob und wie schnell sich die Märkte von diesem ›Corona-Schock‹ wieder erholen werden, gleicht dem sprichwörtlichen Blick in die Kristallkugel. Was sich aber bereits deutlich abzeichnet und wovon wir ausgehen müssen: Anders als bei der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/08 wird sich die konjunkturelle Erholung dieses Mal nur langsam einstellen. Fraglich ist zudem, ob und wann der Automobilmarkt wieder die Größenordnung erreicht, die er vor der Corona-Krise hatte."

Angesichts dieser geänderten Rahmenbedingungen werde sich der Umsatz von IMS Gear auch in den kommenden Monaten bis Jahresende zwangsläufig weit unter den ursprünglichen Planzahlen bewegen, insbesondere im zweiten Quartal. "Wir können für das laufende Jahr nicht mehr von einem leichten Wachstum ausgehen, sondern müssen einen erneuten Umsatzeinbruch mit einem Volumen von circa 90 Millionen Euro verkraften. Unser Jahresumsatz wird sich in einer Größenordnung von höchstens 430 Millionen Euro bewegen und wir werden einen hohen Jahresverlust verzeichnen. Anders ausgedrückt: Einem Umsatz, der in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge deutlich eingebrochen ist, steht eine Unternehmensgröße – und damit Kostenstrukturen – gegenüber, die auf Wachstum auf einem viel höheren Niveau ausgerichtet war. Das Verhältnis zwischen Umsatz und Kosten ist also aus dem Gleichgewicht geraten. Dieses Gleichgewicht müssen wir wiederherstellen, um die Existenz unseres Unternehmens zu sichern", erklärt Lebzelter.

"Um IMS Gear auch weiterhin auf einer gesicherten finanziellen Basis und dauerhaft wettbewerbsfähig zu halten, müssen wir unser Unternehmen wieder in eine Struktur überführen, die dieser Umsatzentwicklung entspricht und Kosteneinsparungen in einer Größenordnung von mindestens 35 Millionen Euro erzielen. Davon entfallen rund 25 Millionen Euro auf Personalkostenanpassungen in Deutschland. Das entspricht einem Abbau von bis zu 350 Arbeitsplätzen. Hierzu werden wir mit den Arbeitnehmervertretern in Gespräche gehen, um eine für alle Beteiligten zukunftsfähige Lösung zu finden", geht IMS Gear-Vorstand Wolfgang Weber auf die Konsequenzen ein, die das Unternehmen jetzt zieht.

Schlägt Unternehmen 2021 wieder moderaten Wachstumskurs ein?

Wolfgang Harter, Vorsitzender des IMS Gear-Betriebsrats, betont: "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen sich IMS Gear derzeit bewegen muss, sind zweifellos sehr schwierig. Dennoch wird es bei den jetzt anstehenden Gesprächen aus meiner Sicht vorrangig darum gehen, den Stellenabbau auf einem absolut erforderlichen Minimum zu halten und soziale Härten weitestgehend zu vermeiden beziehungsweise abzufedern."

"Wir sind überzeugt, dass wir nach diesen schweren Einschnitten mit einer angepassten Struktur sowie bewährten und neuen Produkten in den Jahren ab 2021 wieder einen – wenn auch zunächst moderaten – Wachstumskurs einschlagen werden, der auch zu einer Stärkung unserer Standorte in Deutschland führen wird. Den Fokus richten wir dabei weiterhin auf Qualität und die Belange unserer Kunden", skizziert Vorstand Bernd Schilling die Perspektive, auf die IMS Gear setzt.

IMS Gear ist eigenen Angaben zufolge eines der führenden Unternehmen im Bereich der Zahnrad- und Getriebetechnik, das mit seinen technischen Lösungen für Komponenten, Baugruppen und Getrieben eine feste Größe im Automobilsektor ist. Tiefes Entwicklungs-Know-how, eine große Fertigungsbreite, Prozesskompetenz und Internationalisierung sind wesentliche Erfolgsfaktoren. IMS Gear produziert kundennah an seinen Standorten in Deutschland, den USA, Mexiko und China. Das Unternehmen beschäftigt derzeit weltweit rund 3.300 Mitarbeiter, davon rund 2.000 an seinen deutschen Standorten in Donaueschingen, Eisenbach, Trossingen und Villingen-Schwenningen.