Erneut wurde der Davidstern auf dem Aufkleber zu dem Projekt Virtuelle Stolpersteine zerstört, diesmal nahe des Villinger Bahnhofs. Foto: Schidelko

Begleiter des Projekts virtuelle Stolpersteine weist auf Beschädigungen hin. Stadt will sich kümmern.

Villingen-Schwenningen - Die Bilder vom Villinger Bahnhof sprechen für sich und passen so gar nicht zu Gedenkfeiern zu Pogromnacht und Joseph-Haberer-Preisverleihung: Das steinerne Mahnmal für deportierte Juden am Villinger Bahnhof wurde beschädigt. Ein Meter daneben, auf dem Aufkleber zum Projekt virtuelle Stolpersteine, wurde der Davidstern weggekratzt.

Auf diesen unschönen Sachverhalt wies Heinrich Schidelko bei der Preisverleihung im Alten Rathaus hin. Dabei wurde das Schülerprojekt, das Schidelko als Lehrer der St.-Ursula-Schulen mitbegleitet hat, gewürdigt. Um so bitterer ist es für den Lehrer, dass das steinerne Mahnmal an exponierter Villinger Stelle auf Höhe des Davidsterns beschädigt und eine Ecke abgeschlagen wurde. Mehr noch: "Immer wieder werden auch die Davidsterne von den Aufklebern der virtuellen Stolpersteine herausgekratzt", berichtet er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Während das Mahnmal auf das Schicksal der deportierten Juden ins südfranzösische Gurs aufmerksam machen möchte, verweisen die Aufkleber auf das viel beachtete Schülerprojekt. Zwischenzeitlich hat Schidelko den zerstörten Aufkleber durch einen neuen ersetzt. Er wird das Projekt auch weiterführen, gemeinsam mit "neuen Schülern, die ich für das Vorhaben gewinnen konnte". Insgesamt weisen acht Sticker an Laternenmasten und Gebäuden auf das Projekt hin.

Forderung: Klare Ansage des Gremiums

Einmal wieder mehr. In schöner Regelmäßigkeit ist der Pädagoge im Stadtgebiet unterwegs, um die beschädigten Aufkleber zu erneuern. Schidelko berichtet sogar von einem Gebäude in der Villinger Altstadt, dessen Dachrinne eingetreten wurde, in dessen Nähe sich ein Sticker befand. Was das beschädigte Mahnmal anbelangt, versicherte Oxana Brunner von der Pressestelle der Stadt, dass sich die Stadt sofort darum kümmern würde. Bislang habe es noch keine Beschädigungen gegeben.

Für Heinrich Schidelko ist das Thema damit nicht erledigt. Er verlangt vom Gemeinderat nicht nur eine Erklärung, "dass dieser solche Beschädigungen aufs schärfste verurteilt". Der Lehrer möchte nun auch eine klare Ansage des Gremiums in Bezug auf ein zentrales Mahnmal. "Und zwar jetzt und nicht erst wieder in ein paar Jahren." Zur Erinnerung: Vor einem Jahr habe der Gemeinderat die Verlegung der Stolpersteine gestoppt, deren Gegner, so Schidelko, haben ein zentrales Mahnmal favorisiert.