Foto: Schwarzwälder Bote

Wenn in Villingen-Schwenningen Wahlkampf ist, dann wird schon mal mit Rossbollen

Wenn in Villingen-Schwenningen Wahlkampf ist, dann wird schon mal mit Rossbollen geworfen. Ja, während des Wahlkampfs herrschen in der Baden-Württemberg-Stadt raue Sitten. Dabei sind es in der Regel nicht einmal die Kandidaten selbst, die die Haltung verlieren. Sie machen sich weder an Pferdeäpfeln, noch an anderen unappetitlichen Geschossen die Finger schmutzig. Es sind ihre Wahlhelfer, die so viel Herzblut in den Wahlkampf für ihren Favoriten stecken, dass der Gaul schon mal mit ihnen durchgehen kann.

Im OB-Wahlkampf 2018 hat das schon zu bemerkenswerten Auswüchsen geführt. Da wurden aus verschiedenen Lagern schlimme Vorwürfe gegen den einen oder anderen Kandidaten erhoben – beweisen ließen sie sich am Ende aber nicht. Bemerkenswert jedoch: Auf diese Weise wurde sogar die Staatsanwaltschaft in den doppelstädtischen Wahlkampf involviert. Ob es nun, da die Ermittler der Justiz die Vorwürfe als "objektiv falsch" bezeichnet haben, auch objektiv ruhiger wird? Wohl kaum.

Bis zum Wahltag ist es schließlich noch ein Weilchen hin: 15 lange Tage. Über zwei Wochen Zeit also, Emotionen hochkochen zu lassen. Dass sie das tun, wird unter anderem in den Kommentarspalten in sozialen Netzwerken im Internet deutlich. Dort wird nämlich buchstäblich tatsächlich mit Pferdeäpfeln geworfen. So fühlte sich der SPD-Stadtrat aus dem Lager des OB-Kandidaten Jörg Röber bemüßigt, einzuhaken, als sich der 2010 unterlegene OB-Kandidat Siegfried Lorek bei der aktuellen Wahl als Unterstützer von Jürgen Roth outete. Nach entsprechendem Gegenwind warf Lohmiller dem CDU-Lager vor, mit besagten Rossbollen anstatt Argumenten zu werfen. Wild um sich geworfen hat in dieser Diskussion am Ende aber jeder gegen jeden.

Doch irgendwie hat es auch sein Gutes, dass die Doppelstädter sich voller Leidenschaft in den Wettbewerb um den Chefsessel im Rathaus stürzen. So werden die Bürger gerade Zeuge eines Wahlkampfes, der sich gewaschen hat. Von Politikverdrossenheit herrscht keine Spur – das zeigte auch der große Ansturm auf die Podiumsdiskussion des Schwarzwälder Boten in der Neuen Tonhalle. Wer dort seine Fragen an die OB-Kandidaten nicht stellen konnte, hat am heutigen Samstag übrigens erneut die Gelegenheit dazu: Alle OB-Kandidaten beteiligen sich am Meet & Greet des Schwarzwälder Boten von 9.30 bis 12 Uhr in der Muslen in Schwenningen und von 13 bis 15 Uhr in der Niederen Straße in Villingen.

Wer genau hinhört, stellt übrigens fest: So langsam aber sicher trennt sich auch im turbulenten OB-Wahlkampf mit seinen zahlreichen Nebenkriegsschauplätzen die Spreu vom Weizen. So schoss sich beispielsweise Kandidatin Marina Kloiber-Jung mit ihrer Forderung nach Home-Office-Modellen für leitende Erzieherinnen für manche ins Aus. Fridi Miller verlor stellenweise mit der Contenance bei der Podiumsdiskussion auch Sympathien bei den Wählern. Und Jam von der Linde, der in seinem Wahlkampf von Anfang an auf Facebook und das Internet gesetzt hat, verspielte mit seiner Schelte gegen die Digitalisierung und seinen wenig glaubhaften Ausreden in Bezug auf sein Versäumnis zur Teilnahme am Kandidat-O-Mat selbst bei seinem jungen Stammpublikum Chancen. Aber abgerechnet wird bekanntlich zum Schluss – pardon, natürlich am 7. Oktober.