Er war gruselig anzuschauen, aber gut anzuhören – der Fanfarenzug der Glonki-Gilde unter der musikalischen Leitung von Patricia Hochstein rockte den Glonkiball in der Neuen Tonhalle. Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Faszinierender Glonkiball mit jeder Menge Effekten und tollen Ideen / Schemen werden 2053 aus Wueschtstroh geschnitzt

Das hat sich das Regieteam der Glonki-Gilde fein ausgedacht: die Geschichte des Glonkiballes spielte am Donnerstag- und Freitagabend in der Neuen Tonhalle im "Hotel Glonkivanien", einem Spukhotel als fantastisch gelungener Kulisse und mit den absonderlichsten Gästen.

VS-Villingen. Auch der Hotelbesitzer und das Personal waren dem Animationsfilm "Hotel Transsilvanien" entnommen und gekonnt in Szene gesetzt. Dracu (Michael Walther) und seine Schwester Doro (Dagmar Maczey) wollen der kleinen Mavis (Ramona Münzer) zu ihrem 118. Geburtstag eine Party ausrichten. Unter den skurrilen Gästen ist auch der Rotschopf Jonathan (Kevin Hirt), der nur einen Nachteil hat – er ist ein Mensch.

Dracu kann nicht verhindern, dass sich sein Töchterchen in den Sonderling verliebt. Der ist ihm aber durchaus sympathisch, weswegen er ihn als "Partyplaner" im Hotel behält.

Jonathan hat einiges zu tun, denn es gilt, die Auftritte der Gäste zu koordinieren. Die transsilvanischen Monster entpuppten sich als der Fanfarenzug. Der Spielmannszug war offensichtlich direkt aus Mexiko gekommen und heizte dem Publikum als Toten-Mariachi-Band ein.

Die Glonkinchen tanzten als Garde und als süße Vampirinnen und die Majoretten setzten ihren obligatorischen Leuchtstabtanz diesmal als Skelette um. Auch das Personal schwang das Tanzbein, sofern es nicht, wie die originell in Szene gesetzte sprechende Statue (Sebastian Stehle), "ortsgebunden" war. So die Majoretten als Putzhexen und das Männerballett als etwas ungelenke Hotelpagen. Im Hintergrund erschuf derweil Frau Doktor Dukannstmichmal (Kersten Haas) das aus Glonkileber und Narro-Holzkopf zusammengesetzte Frankensteinmonster Nenad (Grzan). Der zog wieder ordentlich über alles und jeden her. Die genderfreie "emwede"-Sprache treibe ihre Blüten bis in die Villinger Fasnet mit ihren "Schemen tragenden Objekte" hinein, maulte er. Die neue Kassenwartin der Glonkigilde "Säckelmeisterin" zu nennen, sei ihm zu ungenau und er schlug "Säckelmeisternde" vor.

Die vom Digitalisierungsbeauftragten der Stadt angekündigte App, die den Füllstand von Mülltonnen erkenne, sei überflüssig, fand Nenad. Da reiche die Glonki-App, die den Ehefrauen der Trommler stets anzeige, wann ihre Männer "voll sind und stinken". Sein Zukunftsblick zum Thema Klimaschutz: Schemen werden an der Fasnet 2053 statt aus Lindenholz aus recyceltem und gepresstem Wueschtstroh geschnitzt.

Die Trommlerwieber zelebrierten ihren 40. Geburtstag als WhatsApp-Dialog mit Plakaten und Smileys statt Worten. Nach "TW 4.0" – eine Frau im Vorstand, zwei im Rat und eine Glonkimotter – könne durchaus einst auch ein 5.0 werden, mutmaßten sie selbstbewusst.

Höhepunkt und Abschluss des Glonkiballes war der Auftritt der "Brigachklampfen" Patrick Beikirch und Manuel Gross. Sie besangen – mit Rap-Einlage – den Umzugszuschauer, der es sich an seinem Fenster bequem macht und rieten in einem zweiten neuen Song "Lass die Scheme auf". Wie schon auf dem Ball der Katzenmusik blieben die beiden Barden nicht alleine auf der Bühne. Die "Gassenhauer" Dominik Schaaf, Thomas Streit und Andreas Duffner kamen im Glonkikleid, und zu fünft schmetterte man das zur Fastnachtshymne avancierte "Es isch egal, wo du bisch" der Brigachklampfen und die legendäre "Blutorange" der Gassenhauser.

Regie: Steve Kuschal, Bernd Armbruster und Michael Walther. Moderation: Annemie Werner als Krattisa, Matthias Molnar als DPD-Fahrer. Trommlerzug: Patrick Bannwarth, Lars Bergmann, Patrick Bergmeister, Bernhard Blessing, Claudio Codispotti, Christian Distel, Timm Junghanns-Szkoda, Kevin Kempf (erster Tambour), Dennis Kessler, Thorsten Münch, Daniel Oberle, Marius Schumpp, Sebastian Stehle, Philipp Thriene, Marc Witfer, Klaus Schnackenberg, Jörg und Matthias Uhrig und Adnann Loncar. Trommlerwieber (Auftritt): Bianca Rais, Miriam Uhrig, Lesley De Luca, Tina Fischer, Anette Dörr, Nicola Heinzelmann, Irini Tsagkanas, Anja Sauter, Melanie Lorenzen, Tamara Armbruster und Ulrike Heggen. Spielmannszug: Manuel Gross (Tambour), Leon Nirwing, Sandra und Stephan Jerchel, Lukas und Sabine Gross, Karina Haug, Jens und Vanessa Rieder, Bernhard und Dominik Armbruster, Mirsada Ruf, Julia und Thomas Hasler (Zugführer), Anela Blazevic, Chiara Del Grosso, Julia Klehn und Steve Kuschal. Majoretten: Tanja Böhm, Sabrina Morawe (Trainerinnen), Jana Kruckow, Cynthia Wimmer, Saskia Jauch, Marissa Jerchel, Jessica Messer, Meike Kühne und Jacqueline Reichenberger. Fanfarenzug: Stefanie Bauer, Katrin und Pascal Biermann, Stephan Bucholz, Jens Böhm, Katja Dannecker, Matthias Drzyzga, Sven Geiger, Gaby Günthner, Ilona Grützmacher, Frank Haller, Marie Herrmann, Patricia Hochstein (Tambour), Erika, Heike und Mathias Ketterer, Sonja und Harald Kiefer (Zugführer), Daniela Kienzle, Renate Maier, Alois und Daniela Müller, Ilona Niederauer, Fabiola Nunes Beck, Günther Reichenberger, Ramona und Stefan Vorpahl. Glonkinchen: Maren Dörr, Annika Kienzler (Trainerinnen), Kasiana Teleki, Deborah Contino, Fabienne Bangert, Franziska Dammert, Lara Dörr, Jasmina Loncar, Chiara Drewes und Yvonne Krieg. Männerballett: Nadine Kuschal, Jacqueline Singler (Trainerinnen), Peter Bangert, Michael Blodt, Ralf Fiesser, Andreas Heggen, Jörg Heilmann, Matthias Ketterer, Jochen Munz und Frank Schmidt. Maske/Frisuren: Sybille Walther, Daniela Werner, Tina Fischer, Heidi Uetzfeld, Tanja Schaaf, Miriam Ablassmeier, Vera Steinhäuser, Katrin Laufer und Meike Kühne. Technik: Martin und Max Dobernecker, Michael und Lukas Reichenberger, Simon Kiefer, Thomas und Felix Rapp und Tanja Böhm. Bühnenbau: Axel Elsässer, Klaus Maier, Markus Schuler, Patrick Strack, Robin Steinkamp, Raphael Strobel, Dennis Meyer und Frank Zimmermann; Bühnenmaler: Miriam und Vanessa Uhrig, Anja Mahler, Sybille Walther, Dirk Haas und Heidi Uetzfeld. Krawazi-Ramblers: Verena Bartler, Renate Bendel (Zugleitung) und Jens Bergmann (musikalische Leitung).