Am liebsten mit und in der Natur: Thomas Schalk. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Thomas Schalk ist BUND-Kreisvorsitzender / Schüler für Ökologie begeistert

In den Ferien bei den Großeltern in Garmisch-Partenkirchen gab es keine Spielkameraden, also beschäftigte sich Thomas Schalk schon als Kind mit der Natur. Die Begeisterung dafür lässt ihn nicht mehr los.

VS-Villingen. Seit mehr als 30 Jahren ist er Mitglied des Naturschutzbundes (NABU) und seit zehn Jahren Vorsitzender der Kreisgruppe Schwarzwald-Baar. Der Biologie- und Englischlehrer am Hoptbühl-Gymnasium (GaH) in Villingen hat in den vergangenen Jahren zusammen mit den Schülern der Ökologie-AG einen großen Teil des Schulgeländes der Natur zurückgegeben und davon profitieren nicht nur die Pflanzen, Insekten, Vögel und Schmetterlinge, sondern auch die Jugendlichen. "Ich möchte auch sie dafür begeistern, sich durch gemeinschaftliches Handeln erfolgreich für die Natur einzusetzen".

Schalks Vorgehen rund um das Gymnasium macht Schule – gerade ist das benachbarte Landratsamt dabei, in Kooperation mit dem GaH eine Blumenwiese anzulegen.

Thomas Schalk ist 52 Jahre alt, in Bielefeld geboren und zusammen mit einer Schwester aufgewachsen. Früh verlor er seinen Vater, die Mutter musste die elterliche Wäscherei aufgeben und fand in Augsburg neue Arbeit. Thomas Schalk besuchte dort die Realschule und legte die Mittlere Reife ab, bevor er das Gymnasium besuchte. "Ein Weg, der kaum mehr eingeschlagen wird. Heute sollen und wollen alle Schüler gleich aufs Gymnasium", bedauert der Lehrer Schalk.

Nach seinem Zivildienst in einem Internat, in dem er den Jüngeren Nachhilfe gab, stand sein Berufswunsch fest. Er studierte zuerst in Augsburg und später in Tübingen Biologie und Englisch und kam 1998 ans Hoptbühl-Gymnasium.

Die klassische Naturschutzarbeit begleitete ihn schon als Schüler und Student, er trat dem NABU und dem BUND bei, war Mitglied im Naturwissenschaftlichen Verein Augsburg und ist es noch im Donaueschinger Baarverein und im WWF.

Umgestaltung an Schule

Mit Helmut Gehringer traf er am Hoptbühl-Gymnasium auf einen gleichgesinnten Kollegen, der den Grundstein legte für die naturnahe Umgestaltung des Schulgeländes. Ein kleines Wäldchen direkt gegenüber dem Biologiesaal zeugt noch davon. Inzwischen hat Schalk mit wechselnder Schülerschaft zudem ein Trockenbiotop, ein Hochbeet mit Kartoffeln und Kräutern und eine Streuobstwiese mit Insektenhotels angelegt. Es folgten ein Blumenband, eine "Naschhecke" mit Zwetschgen, Sanddorn, Him- und Brombeeren und zuletzt ein Schmetterlingsbiotop, in dem sich mittlerweile wieder 20 verschiedene Arten wohlfühlen.

Als NABU-Vorsitzender ist Thomas Schalk für rund 1000 Mitglieder verantwortlich, runde 25 davon sind aktiv. Gemeinsam pflegt man ein gepachtetes Offenland-Biotop bei Blumberg und eine Streuobstwiese sowie ein Teichkomplex mit Feuchtwiesen bei Neudingen. Viele solcher Gebiete gebe es nicht, bedauert Schalk. Die Landwirtschaft intensiviert jeden Quadratmeter. Das treibt den Naturschützer um und er wünscht sich einen generell für die Natur gewinnbringenderen Umgang mit den Flächen.

Ob die Gestaltung einer städtischen Brache oder eines Waldrandes oder mehr Platz für Tümpel, Teiche und Hecken – "ein bisschen umweltfreundlicher" dürfte es nach seinem Geschmack schon zugehen. Daher ist er als Ratgeber immer gerne zur Stelle, wenn jemand seinen Garten zum Wohle der Flora und Fauna umgestalten will. Der Klassiker ist der Rasen, der zur insektenernährenden Blumenwiese werden soll. Einfach wachsen lassen, geht nicht, denn der fette Boden muss mager werden. Schalk rät, das Rasenstück umzugraben und vom dichten Wurzelwerk der Gräser zu befreien. Sand dazu, im ersten Jahr nährstoffhungrige Sonnenblumen aussäen und im zweiten die Samen heimischer Blumen und Kräuter – "bitte nichts Exotisches".

Frustrierende Aufgabe

Zuständig ist Schalk in seinem Ehrenamt auch für das NABU-Jahresprogramm. Darin sind neben monatlichen Treffen mit Vorträgen auch Exkursionen mit Fachleuten, Pflegeeinsätze, Nistkastenbau und Vogelzählungen enthalten. Und dann sind da noch die Stellungnahmen, um die er als Naturschützer bei kommunalen Bauvorhaben gebeten wird. Als "frustrierend" empfindet er diese Aufgabeallerdings, weil sie nur selten erfolgreich ist und sein ökologischer Rat oft in den Wind geschlagen wird. "Der wirtschaftliche Druck auf die Landschaften ist enorm", weiß er. Im Gewerbebau gebe es nur wenige Anreize dafür, Platz zu sparen, außerdem stelle er einen "ausufernden Parkplatzwahn" fest. Solaranlagen und Dachbegrünungen müssten außerdem längst Auflagen sein.

Thomas Schalk hat sich in Sachen Naturschutz "den großen Wurf" zwar abgeschminkt, doch er selbst lebt im Einklang mit Flora und Fauna und kann andere mit seinem Wissen darüber begeistern.