Luise Kinseher ist eine Marke für sich – als Mama Bavaria rührt sie die Werbetrommel. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Luise Kinseher begeistert im Theater am Ring / Das Publikum amüsiert sich köstlich

Von Renate Zährl

Luise Kinseher wickelte im Theater am Ring in Villingen ihr zahlreiches Publikum mit links um den Finger. "Mia san Mia", so ihr Mantra.

Villingen-Schwenningen. Bayern lässt sie nicht los, obwohl sie bereits siebenmal dort reinkarniert ist. Als Mama Bavaria vertritt sie ihre Heimat, was auch immer das ist. Da passen auch die Schläge auf einen bayrischen Heimatminister. Sie verkündet großartig: "Wer in sich selber wohnt, ist überall daheim."

Die Globalisierung ist an allem schuld. Diffuse Ängste treiben die Menschen um, deshalb brauchen sie eine Mama, eben Mama Bavaria. Die verwirrten Menschen wissen nicht, woher sie kommen und wie es weitergeht. Da geht es den Menschen wie der Essiggurke auf dem Wurstbrot. Auch so eine Unglückliche die nichts mehr von ihrer Herkunft weiß.

Die Zuschauer erfuhren was der Nabel der Bayern ist. Nämlich das Wirtshaus. Es ist die Stätte der Tradition und der Zukunft, um die Bayern zu erhalten. Das weiß die Mama Bavaria, da sie in ihren zahlreichen Reinkarnationen jedes Mal ein Wirtshaus betreibt. Die Frage, ob das bairische Volk ausstirbt, kann sie verneinen. Das Wirtshaus als Wiege der Toleranz mit Schafkopf und Blasmusik wird bevölkert mit römischen Straßenbauern, Langobarden, Germanen, Kelten und sogar Schwaben.

Alle sorgen für die Erhaltung des urbairischen Volkes. Es ist jedes Klischee dabei, vom Schweinsbraten, die Kirche, das Dirndl und das Oktoberfest. Der Schuhplattler bewirkt einen Energiekreis, der Touristen anzieht und auch dafür sorgt, dass die Bayern niemals aussterben. Die Mama Bavaria hat ein großes Herz und liebt jeden. Als Fischerin am Starnberger See fuhr sie mit ihrem Boot an dem schwimmenden bairischen König vorbei, der übrigens das goldenen Seepferdchen hat.

Den traf sie 200 Jahre später wieder, da hatte er eine Boutique in München. Ein gentechnisches Produkt, ein leuchtendes Karnickel, kann als stromsparende Straßenbeleuchtung genutzt werden. So bot die sympathische Kabarettistin ein reichhaltiges Soloprogramm. Sie ist eine hervorragende Schauspielerin, sing- und sprachbegabt, die locker zwischendurch mit der ersten Reihe plaudert.

Das begeisterte Publikum amüsierte sich köstlich und verabschiedete sie mit Jubel, Pfeifen und schier endlosem Klatschen.