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Stefany Goschmann ist Messefachfrau mit Leib und Seele / Durch Corona-Krise schwer gebeutelt

Sie ist seit fast 40 Jahren Messefachfrau mit Leib und Seele. Doch derzeit blutet Stefany Goschmann, der Geschäftsführerin der SMA Südwest Messe- und Ausstellungs-GmbH, das Herz. Wegen der Coronapandemie fällt Messe um Messe aus.

VS-Schwenningen. Die 64-Jährige ist mit ihrer Schwester in einer Familie groß geworden, in der sich das Leben zunächst in Stuttgart, später in Neu-Ulm und Mannheim stets im Rhythmus von Messeveranstaltungen abspielte. Ihr Vater Kurt Langer übernahm 1953 von der Stadt Schwenningen die Organisation der Südwest Messe, die damals noch "Südwest stellt aus" hieß und gerade drei Jahre alt geworden war. Sie wurde zu einem Erfolgsmodell, ebenso wie der Mannheimer Maimarkt, der seit 1962 über seinen Schreibtisch lief und bis heute von seiner Tochter ausgerichtet wird.

Stefany Goschmann absolvierte in der väterlichen GmbH eine kaufmännische Grundausbildung und sog die Begeisterung für die "intensivste und älteste Form des Handels" mit jeder Faser ihres Körpers in sich auf. Angebot und Nachfrage zusammenzubringen, die Begegnung von Menschen möglich zu machen, das sei ein zwar aufreibender, aber auch sehr befriedigender Job, sagt sie. "Wem das keinen Spaß macht, der hält das nicht aus".

Nach dem Tod des Vaters 1997 übernahm Stefany Goschmann, damals schon 14 Jahre lang seine rechte Hand, die Leitung des Betriebes mit heute 33 Mitarbeitern in Mannheim und 15 in Schwenningen. Gut 180 eigene Messen und Weihnachtsmärkte – die Gastmessen nicht mitgerechnet – hat sie seither mit ihren Teams ausgerichtet. Langfristige Planungen und kurzfristige Reaktionen reichen sich dabei die Hände. "Man kann so gut planen wie man will, kurz vor Messebeginn oder währenddessen geht immer etwas schief", sagt sie und denkt dabei an das Unwetter während der Südwest Messe vor wenigen Jahren, das für Überschwemmungen in den Zelten und Hallen sorgte und einen nächtlichen Feuerwehreinsatz nötig machte. "Der nächste Messetag begann, als wäre nichts gewesen", erinnert sich Stefany Goschmann.

Wohnsitze in Mannheim und Pfaffenweiler

Zur Routine werde eine Messeveranstaltung nie. Für den Dauerbrenner Südwest Messe mit jährlich rund 100 000 Besuchern habe man sich im Laufe der vielen Jahre zwar standardisierte Abläufe, ein aktives Netzwerk aller Partner und gute Kontakte zu den rund 700 Ausstellern erarbeitet, trotzdem stehe man in jedem Jahr wieder neu vor einer Herausforderung. "Nach der Südwest Messe ist vor der Südwest Messe", sagt sie, und wenn der Arbeitsdruck steige, gebe es hin und wieder auch einmal eine schlaflose Nacht.

Stefany Goschmann führt ein zweigeteiltes Leben mit Wohnsitzen sowohl in Mannheim als auch in Pfaffenweiler. In ihrer übersichtlich bemessenen Freizeit kann sie bei der Gartenarbeit oder als "Bücherwurm" sehr gut abschalten. Nach dem frühen Tod ihres Mannes Klaus, ebenfalls ein Messefachmann durch und durch, lebt sie alleine. Rund ein Drittel ihrer Zeit verbringt sie am Neckarursprung, wo sie ansonsten von Messeleiter Tobias Ertl vertreten wird. Die Nennung seines Namens nimmt die Chefin zum Anlass für ein Loblied auf ihren Mitarbeiterstab vor Ort, auf den sie sehr stolz sei, wie sie betont. Dazu gehört seit vielen Jahren auch ihr Sohn Jan. Die Übergabe der Geschäfte an ihn wurde zwar schon eingeleitet, verrät Stefany Goschmann, ans Aufhören denke sie derzeit aber noch nicht. "Ich kann zwar keinen Marathon mehr laufen, aber in den Ruhestand gehe ich trotzdem nicht so schnell". Im Team werden die bewährten Verbrauchermessen auf die Beine gestellt, gemeinsam aber auch neue Ideen entwickelt. Dabei sei keine verrückt genug, sagt die Geschäftsführerin. Gleichwohl werden nicht alle Vorschläge umgesetzt, denn "unseren Markenkern wollen wir ja nicht revolutionieren, sondern ein Spiegel der Region bleiben".

"Ohne Hilfe schaffen wir das nicht"

Für Veränderungen äußerst unangenehmer Art hat indes das Coronavirus gesorgt: Keine Südwest Messe, keine Gastmesse und – das steht erst seit wenigen Tagen fest – kein Weihnachtsmarkt, weder in Villingen noch in Schwenningen. "Uns hat es wirtschaftlich schwer gebeutelt", sagt Stefany Goschmann, die momentan vor allem mit Schadensminimierung beschäftigt ist. Wie geht es weiter? Für die in den September verschobene Berufsmesse "Jobs for Future" wartet sie gerade händeringend auf die Vorgabe der Rahmenbedingungen und hofft, dass genügend Zeit für eine Neukonzeption bleibt. Sie und ihre derzeit kurzarbeitenden Angestellten seien dennoch zuversichtlich, vorausgesetzt, es fließen Fremdmittel, denn "ohne Hilfe schaffen wir das nicht".