Tragen den neuen Slogan der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg im herzen (von links): Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez, die neue Präsidentin Birgit Hakenjoy-Boyd und der zum Ehrenpräsident gekürte Dieter Teufel. Foto: Spitz Foto: Schwarzwälder Bote

IHK: Neue Präsidentin, neuer Ehrenpräsident

Für Baden-Württemberg ist es aktuell die Dritte im Amt, für die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg die Erste seit 150 Jahren. Birgit Hakenjos-Boyd ist die erste Präsidentin in der Geschiche der Industrie- und Handelskammer der Region.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Wenn sie aufgeregt war, ließ sie es sich nicht anmerken bei ihrer ersten Pressekonferenz als Präsidentin. Im schwarzen Hosenanzug und fast schon routiniert nahm sie zwischen ihrem Vorgänger – dem seit Mittwochabend frisch gekürten IHK-Ehrenpräsidenten Dieter Teufel – und dem IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez Platz. Erst ein charmanter Einstieg mit großem Dank an Dieter Teufel, der sie in ihrer Kandidatur sehr unterstützt habe. Und schon beantwortete Hakenjos-Boyd ("Bitte sagen Sie einfach Hakenjos") souverän den Frage-Marathon der Presse.

Vizepräsidentin Bettina Schuler-Kargoll hatte sie als Mitglied der Findungskommission, die einen neuen Präsidenten gesucht hatte, nach ihrer Bereitschaft zu kandidieren gefragt. Nach reiflicher Überlegung habe sie sich schließlich zur Wahl gestellt, erzählt die 52-jährige Geschäftsführerin der Hakos Präzisionswerkzeuge Hakenjos GmbH in VS-Schwenningen.

Mit der IHK hatte sie indes schon lange Berührungspunkte. Seit 2002 ist sie Geschäftsführerin der Firma Hakos, seit bereits 30 Jahren aber im Geschäft. "Ich lebe den Mittelstand mit all seinen Pros und Kontras", sagt sie. Und zur IHK: "Für mich war es einfach die lokale Möglichkeit, etwas dazu zu lernen", erzählt sie. Vor allem im Ausbildungsbereich habe sie später engen Kontakt zur IHK gepflegt.

Dass sie diesen nie verloren hat, kam ihr nun für eine beispiellose IHK-Karriere zugute: Hakenjos-Boyd war zuvor weder Vollversammlungsmitglied noch Vizepräsidentin, konnte aber auf Anhieb 41 Ja-Stimmen bei nur zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen auf sich vereinen. "Eine überwältigende Mehrheit", zollte ihr Vorgänger Dieter Teufel Respekt, der vor 20 Jahren in einer eher spektakulären Sitzung als Gegenkandidat das Feld quasi von hinten aufgerollt hatte. Erst IHK-Verweigerer, dann Präsident. Doch Erstgenanntes zahlte sich für die Mitglieder rasch aus: Teufel hatte das Ziel, die Beitragsbelastung für die Mitglieder möglichst gering zu halten. Und in der Tat: Die Beiträge hatten sich mehr als halbiert, schon 1999 gab es eine erste Rückzahlung. "Wir waren jahrelang die günstigste IHK in Baden-Württemberg", freute er sich rückblickend. Da kam der Schwabe durch: Der Tuttlinger sei sich stets dessen bewusst gewesen, dass es "fremdes Geld" ist, mit dem die IHK da arbeitet. Er wolle damit umgehen, als sei es eigenes. Heute, 20 Jahre später, hat er seine Ziele erreicht und geht er in "Kammerruhestand". Aber nicht ohne eine riesige Portion Anerkennung "seiner IHK": Die Vollversammlung kürte ihn am Mittwochabend zum Ehrenpräsidenten. Darauf sei er nun schon etwas stolz, erzählte er lächelnd bei der Pressekonferenz und gibt sich ansonsten gewohnt bescheiden. Auch die große Abschiedssause, die mancher schon erwartet hatte, bleibt auf seinen Wunsch hin aus: "Ich bin nicht erpicht über die heutige Ehrung hinaus weitere Festakte zu haben. Das würde meinem Naturell nicht entsprechen", gibt er zu.

Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez zwei Stühle weiter nickt lächelnd und lässt ahnen, welche Gespräche hinter den Kulissen mit dem bescheidenen ausscheidenden Präsidenten stattgefunden haben mögen. Doch eines freut Albiez riesig: "Ich find’s klasse, dass wir eine Präsidentin haben – nichts gegen unsere Männerwirtschaft." Ebenso wie Teufel selbst habe er lange bei Unternehmerinnen um aktive Teilhabe geworben. Bislang mit bescheidenem Erfolg. "Umso bewundernswerter, dass wir jetzt in der Spitzenposition eine Dame haben", pflichtete Teufel bei.

Und was darf die IHK von der Frau an der Spitze erwarten? Sie hat sich schon klare Ziele gesetzt und die ihrer Meinung nach drängendsten Themenfelder gefunden: "Fachkräfte, Unternehmensförderung und Standortentwicklung." Binnen ein bis zwei Jahren möchte sie unter Federführung der IHK ein regionales Start-up-Konzept erstellen, "das frische Ideen für eine Gründungskultur liefert" und das Interesse an der Selbstständigkeit steigert. Das Thema Unternehmensnachfolge dürfte "in der Region einigen Hundert Betrieben" unter den Nägeln brennen – "ich appelliere an die älteren Kolleginnen und Kollegen: Lasst Euch helfen!" Und in puncto Standortentwicklung: Sie wolle hartnäckig dran bleiben am Ausbau der Gäubahn und dem Erhalt und Ausbau wichtiger Straßen, und auch eine "Glasfaserverkabelung bis in jede Firma" sei ein Muss. Darüber hinaus müsse man die zahlreichen Vorzüge der Region wertschätzen, erhalten und fördern. "Die IHK wird sich in diesen Dingen künftig deutlich zu Wort melden", verspricht die Präsidentin. Ihr schwebt ein Ideenwettbewerb vor, der zu einem modernen Selbstverständnis der Region führen soll, denn der Begriff "ländlicher Raum" ist ihr ein Grauen.

Will sie alles umkrempeln und anders machen als Dieter Teufel? Mitnichten! Immer wieder bringt sie während des Pressegesprächs die hohe Wertschätzung für ihren Vorgänger zum Ausdruck. "Ich will den eingeschlagenen Weg breiter treten, nicht das Rad neu erfinden", betont sie. Auch wenn sie Eines ganz sicher ganz anders machen werde: "Ich muss Prioritäten setzen." Und kurz darauf wird klar, was sie damit meint: "Ich werde mir genau überlegen, welche Termine für mich und die IHK wirklich wichtig sind." So wie Dieter Teufel, gibt sie freimütig zu, "schaffe ich das nicht". Was er gemacht hat? Er war in den Augen vieler immer überall. "Das was mir durch die IHK an Zeit verloren ging, habe ich in meiner Freizeit nachgeholt", schildert Dieter Teufel daraufhin, aber das sei auch nicht mehr zeitgemäß. Weitergeben will er hingegen ganz ungeniert "die Freude am Amt". Man wird, sagt Teufel, im Ehrenamt bei der IHK keinen Cent reicher, aber das Leben werde doch ungemein bereichert.

Birgit Hakenjos-Boyd ist 52 Jahre alt, verheiratet und Mutter eines 19-jährigen Sohnes, der aktuell studiert. "Ich hoffe, dass er eines Tages mein Nachfolger wird", sagt sie. Sie hat von 1982 bis 1985 eine Ausbildung zur Feinwerkmechanikerin an der STaatlichen Feintechnikschule absolviert, 1985 bis 1988 eine Ausbildung zur Industriekauffrau, 1996 das STipendium für Senior management training in Tokyo. Seit 2002 ist sie Geschäftsführerin des Familienbetriebes, der Hakos Präzisionswerkzeuge Hakenjos GmbH in VS-Schwenningen. Zu ihren Hobbys gehören Yoga, Golf und Tauchen.