Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt / Ina Schweizer leitet die Volkshochschule / Ehemalige französische Schule in der Dattenbergstraße ist für sie ein ideales Gebäude

Seit Januar leitet Ina Schweizer im städtischen Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport (JuBIS) die Abteilung Volkshochschule (VHS). Sie brennt für ihre Aufgabe, sieht sie doch die Notwendigkeit, Volksbildung für die Zukunft fit zu machen.

Villingen-Schwenningen. Eigentlich wollte die in Schwenningen geborene und in Trossingen aufgewachsene 55-jährige Lehrerin werden. Davon riet man ihr Anfang der 1980er-Jahre aufgrund des damaligen Überangebots von Pädagogen dringend ab. Da sie schon als Gymnasiastin mit Begeisterung nebenbei als freie Mitarbeiterin des Schwarzwälder Boten tätig war, geriet ihr der Beruf der Journalistin ins Visier.

Auf Insel Mainau tätig

Sie studierte in Konstanz Soziologie und Politikwissenschaft, um die Voraussetzungen für ein Volontariat bei einem Verlag zu schaffen. Doch nach einem erfreulichen Praktikum bei der Pressestelle der Insel Mainau bewarb sie sich 1988 erfolgreich um eine Festanstellung. "Eine gigantisch schöne Zeit" seien die knapp vier Jahre gewesen, in denen sie "die große weite Welt auf einer kleinen Insel im Bodensee" kennenlernte.

Durch ihre Heirat kehrte sie danach wieder nach Trossingen zurück, arbeitete nach der Geburt ihrer zwei inzwischen erwachsenen Kinder wieder als freie Journalistin und lernte aus diesem Blickwinkel auch die Volkshochschule kennen und bewarb sich 2006 um die frei gewordene Leitungsstelle der Geschäftsstelle Trossingen, die sie fast zwölf Jahre lang innehatte.

Neue Herausforderung

Nachdem in Villingen-Schwenningen Abteilungsleiter Volker Müller in den Ruhestand ging, ergriff Ina Schweizer die Gelegenheit zu einer neuen beruflichen Herausforderung mit rund 35 000 Unterrichtseinheiten, zehn Mitarbeitern im Pädagogen- und sieben im Verwaltungsteam, dazu Vertretungen in zwei Stadtbezirken.

"Ich habe diesen Schritt nie bereut", sagt sie nach zehn Monaten im Amt. Neben der Gesamtleitung ist Ina Schweizer an der VHS auch zuständig für die Fachbereiche Englisch, weitere Fremdsprachen und Softskills. Das kommt nicht von ungefähr, schließlich erwarb sich die ehemalige Schülerin mit Leistungskurs Französisch mit einem Master-Aufbaustudium an der Pädagogischen Hochschule Freiburg in "Didaktik des frühen Fremdsprachenlernens" die entsprechenden Kompetenzen.

Einige Jahre leitete sie an ihrer vorherigen Volkshochschule für Grundschulkinder danach eine "Cluses-AG", benannt nach Trossingens französischer Partnerstadt.

Um Volkshochschule für das Volk, also für alle Altersgruppen, interessant zu erhalten, bedarf es nach Ina Schweizer permanenter Entwicklung. Bei regelmäßigen Austauschen innerhalb des VHS-Teams, den Vertretern im Landesverband, aber auch mit den weiteren fünf Abteilungsleitern des JuBIS – "ich genieße das, ich bin ein Teamplayer" – wird deutlich, dass die Digitalisierung auch in diesem Bereich voranschreiten muss.

Menschen wollen heute spontan reagieren können, sich nicht zwingend an Anmeldetermine, Kurszeiten und Präsenz halten müssen, weiß Ina Schweizer. "Da müssen neue und generationsübergreifende Kursformate her", sagt sie und stellt sich vor, dass Kursteilnehmer auch online nach dem Prinzip einer jederzeit abrufbaren Mediathek arbeiten können müssen. Selbst Kochkurse kann sich die Tierfreundin und Vegetarierin so vorstellen: In der bestens ausgestatteten vhs-Lehrküche in der Metzgerasse in Schwenningen steht eine Webcam und die Mutter eines kranken Kindes kann trotzdem zu Hause in der eigenen Küche mitmachen.

Digitale Kursteilnahme

Eine digitale oder analoge Kursteilnahme – "beides muss künftig möglich sein". Die ersten Schritte dahin seien bereits getan, "aber das dauert halt", sagt Ina Schweizer, die dabei ihre eigene Ungeduld zügeln muss. Immerhin: Eine Cloud zur Datenspeicherung gibt es schon, sie soll ab Herbst 2019 intern und extern, das heißt, für Mitarbeitende, Kursleitende und Teilnehmende einsetzbar sein. Interaktive Whiteboards gehören auch schon zur Ausstattung.

Weiterentwickeln möchte Ina Schweizer mit ihrem Team die Integration von Migranten. Auf deren Deutschkurse müssen passende internationale Kursangebote folgen, findet sie.

VHS am Nachmittag

Getan hat sich in Ina Schweizers Amtszeit schon eine ganze Menge. Unter anderem wurde die Senioren-VHS vom Format "VHS am Nachmittag" abgelöst. "Wer will heute noch Senior genannt werden?", fragt Ina Schweizer, die gleichwohl bedauert, dass der bisher eigenständige Bereich aufgrund der bis ins hohe Alter engagierten Akteure sein Ende fand.

Eine moderne Volkshochschule brauche barrierefreie Räume mit WLAN, die auch am Wochenende, in den Schulferien und abends nach 18 Uhr zugänglich sind. In Villingen ist dies ein Problem. Daher hofft sie auf den Erfolg des Antrages ihres Amtes, dass die Stadt die ehemalige französische Schule in der Dattenbergstraße zur Verfügung stellt.