Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt / Die Pädagogin Constanze Kaiser sitzt jetzt für die Grünen im Gemeinderat

Sie liebt die Musik – und seit einiger Zeit auch die Kommunalpolitik. Con-stanze Kaiser ist gerade für die Grünen in den Gemeinderat eingezogen. Damit ging für die 32-Jährige der Wunsch in Erfüllung, an der Gestaltung der Stadt mitzuwirken.

 

Villingen-Schwenningen. Sie stammt aus Titisee-Neustadt, lebt seit 2012 in der Doppelstadt und hat diese recht schnell lieben gelernt. Dabei stand der Schwarzwald-Baar-Kreis bei ihrer Bewerbung um eine Lehrerstelle nur auf Rang vier.

Dass sie einmal Pädagogin werden würde, das zeichnete sich schon in Teenagerzeit ab. Für die Kolpingfamilie leitete sie Sommerfreizeiten und auf Dekanatsebene Gruppenleiter-Grundkurse. Dort sei ihre Leidenschaft dafür erwacht, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg ins Leben zu begleiten, sagt sie. Zur gleichen Zeit sang Constanze Kaiser in Chören und entdeckte in Musicals ihre Freude am Agieren auf der Bühne. Aus einer musikalischen Familie stammend, wuchs sie mit dem Cello auf und begann als 16-Jährige mit dem Gesangsunterricht. Nach dem Abitur nahm sie das Studium der Grund- und Hauptschullehrerin für Musik und Mathematik auf und sang – natürlich – im Chor der Pädagogischen Hochschule. Nach dem Referendariat an einer Freiburger Schule hieß es dann aber doch Abschied nehmen aus ihrer Lieblingsregion.

Die erste Stelle wurde ihr an der Grundschule in Niedereschach-Kappel zugeteilt, dort war sie eine von drei Lehrkräften. Die vier schönen Jahre wolle sie nicht missen, aufgeblüht sei sie jedoch, nachdem sie 2016 in das große Pädagogenteam der Bickeberg-Gemeinschaftsschule aufgenommen wurde. "Ich bin ein Teamplayer", sagt sie. Sie übernahm den Grundschulchor und damit die Kooperation mit dem Sängerkreis Villingen. Ihre Stärke liegt darin, Netzwerke zu knüpfen. Das tat die kleine, quirlige Person von Anfang an. Sie lernte den Stadtführer und Kneipenfastnachter Gunther Schwarz kennen, über den sie Mitwirkende sowohl bei "Wächters Runde" als auch bei "Lady Gagack und die Südstadtfüchse" wurde. Kein Wunder, dass sie so bei so vielen Aktivitäten die Stadt und ihre Menschen schnell kennenlernte und unter ihnen ehemalige Kommilitonen wiedertraf. Musikbegeisterte, wie sie, die auch das Interesse an ihrer unmittelbaren Umgebung verband.

Zur Debatte im Gemeinderat über die "Stolpersteine" als dezentrale Gedenkstätten an die Opfer des Nazi-Regimes kam man mit selbst gebastelten Pflastersteinen und in der Überzeugung, dass der Rat sich selbstverständlich dafür entscheiden würde. Umso größer war das Entsetzen, als das nicht geschah. Constanze Kaiser schloss sich Friedrich Engelke an, der wenig später den Verein "Pro Stolpersteine VS" gründete. Constanze Kaiser war Gründungsmitglied. An der musikalischen Umrahmung der Mahnwachen auf dem Münsterplatz wirkte sie häufig mit. Aus der losen Gesangsgruppe ist inzwischen das Ensemble "Futa" geworden, das eigene Konzerte zu Gunsten karitativer Einrichtungen gibt.

Ihre soziale Ader lebte Constanze Kaiser auch aus, als die Stadt 2014/15 mit einer großen Zahl an Flüchtlingen umzugehen hatte. Sie war als Erste dabei, als sich Bürgergruppen unter kirchlicher Organisation zusammenfanden, um den Geflüchteten erste Hilfen zukommen zu lassen. Sie war Sprecherin für den Bereich "Kinder und Familien", richtete mit rund einem Dutzend Helfern Willkommensfeste, Spiel- und Bastelnachmittage aus. In dieser Phase ihres Lebens lernte sie viele Akteure der Kommunalpolitik kennen und näherte sich einem für sie neuen Betätigungsfeld an.

Im Vorfeld der Oberbürgermeisterwahl 2018 setzte sie sich als aktive Wahlkampfhelferin für Jörg Röber ein und wurde hernach gleich von mehreren Ortsparteien angesprochen, ob sie nicht für die Kommunalwahlen im Mai 2019 kandidieren würde. Sie wollte und sie entschied sich schließlich für die Liste der Grünen/Bündnis 90. "Ich wusste, dass es knapp wird", sagt sie rückblickend. Aber sie hat es mit über 7000 Stimmen geschafft. Jetzt gehe es darum, sagt sie, sich im Gemeinderat zu orientieren, zu beobachten und die Strukturen kennenzulernen. Für ihre erste Arbeitssitzung hat sie auf die Lehrerabschlussfeier verzichtet. Sieben Stunden Sitzung – eine lange Zeit, aber "man weiß schließlich wofür man das macht", sagt sie und lacht.

Ihre Schwerpunkte liegen auf der Hand: Kinder, Jugend und Familien brauchen ausreichend viele und bezahlbare KiTa-Plätze und anständige Schulen, die zunächst einmal die Grundbedürfnisse der Schüler abdecken können, bevor es an die mediale Ausstattung gehe, sagt sie. Constanze Kaiser ist seit drei Jahren ohne Auto unterwegs und erlebt, dass der Radwegeausbau Lücken hat. "Hier ist es mit dem Auto leider noch immer schneller und bequemer", sagt sie und plädiert für ein Umdenken. Stark will sie sich zudem machen für die alternative Kulturszene, sie plädiert aber auch für den Ausbau der Helios-Arena und nutzt selbst das Angebot der sogenannten "Hochkultur", auch wenn sie diesen Begriff nie verwenden würde.

Ob sie denn ihre Überzeugungen im Gemeinderat vertreten und den Mund aufmachen werde? "Na klar", sagt sie bestimmt.