Sona Mac Donald verschmilzt regelrecht mit Jazz-Sängerin Billie Holiday. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Sona MacDonald präsentiert im Theater am Ring unvergessliche Songs

"Blue Moon", die musikalische Hommage an Billie Holiday, beeindruckte im Theater am Ring ein Publikum, das hautnah die Stimmungswechsel von Sona MacDonald mit erlebte.

VS Villingen. Sona MacDonald war Billie Holiday – und dann wieder nicht, da sie in der Hommage die Sängerin nicht einfach imitierte, sondern mit ihrer magischen, emotionalen Stimme mit einer der größten Jazz-Sängerinnen verschmolz.

Nikolaus Okonkwo beleuchtete in kurzen Sätzen immer wieder das Leben und den momentanen Zustand der Sängerin, die oft parallel seine Erzählungen sofort umsetzte, mal gleichgültig, mal emotional, oft auch wütend. "Sind heute Nigger im Publikum, oder Latinos, oder Jüdinnen oder Spaghetti-Fresser?", fragte er provokant das Publikum. Ein Wort, wie zum Beispiel Nigger, werde erst dann gefährlich, wenn es unterdrückt werde – das sei die Geschichte von Billy Holiday, erläuterte er. Neben ihm stand die Sängerin im glitzernden langen Kleid, sang kleine Melodien mit ihrer betörenden Stimme, während Okonkwo sie tadelte: "Man könnte Dich für eine Weiße halten." – "Dann gib eben die Farbe her", fuhr sie ihn an mit einer Stimme, die aus dem dunkelsten Elendviertel zu kommen schien. Sie schmierte sich dunkle Farbe auf die eine Hälfte ihres Gesichts, dann tobte sie: "Ich bekomme kein Zimmer, weil ich schwarz bin, ich darf auf keine Toilette, weil ich schwarz bin", dabei zog sie sich auf dem Piano zitternd eine Linie Heroin in die Nase. Das half – gut gelaunt sang sie weiter, eine Flasche Whisky in der linken Hand und flirtete mit ihrer hervorragenden Band, die jede ihrer blitzschnellen Stimmungswechsel begleitete. Klarinette, Saxofon, Schlagzeug, Bass, Piano – diese Musiker waren die einzigen Männer, die sie nicht beschimpfte, die sie wahrscheinlich liebte. Währen Okonkwo betonte, sie sei ein Junkie und eine Diva gewesen, erklärte sie leise: "Jeder muss er selbst sein, sonst bist du eine Kopie". Billie Holiday arbeitete als Dienstmädchen "für ein fettes weißes Weib, das keinen Finger rührte und mich Nigger nannte", tobte sie. Bordell und Gefängnis waren ihre Stationen, sie schwankte zwischen Triumph und Absturz, Rampenlicht und Drogensumpf. Monoton, schwankend, sich am Mikrofon festhaltend, erklärte sie fast tonlos, dass "ein Schwarzer, der eine Weiße anschaut, gehängt wird und ein Schwarzer, der sich ein Auto kauft, gehängt wird."

Die Akteurin rekelte sich singend auf einer Bar zwischen unzähligen Flaschen, während Okokwo, der ihre wechselnden Männer darstellte, dem Publikum erklärte, dass Billie eine Jungfrau mit 50 Millionen Narben sei. Billie – in Gedanken – sagte monoton, dass ihre Mum 38 Jahre alt war, als sie starb, sie selbst würde auch nicht älter werden.

Sona MacDonald spielte den rasanten Zerfall der Sängerin, die fast über die Bühne kroch und eines Tages 1959 das Krankenhaus nicht mehr verließ. Mit ihrer Stimme, die in den verzweifelten Tagen nie nachließ, sang die unvergesslichen Songs wie "Body and Soul", "The Man I love" oder "As Time Goes By".

Das Publikum wollte sie und ihre Band am Schluss mit donnerndem Applaus am liebsten nicht mehr gehen lassen.