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Neue Installationen von externer Firma sorgen teilweise für Unverständnis. Stadt räumt mit falschen Informationen auf.

Villingen-Schwenningen - Ein holländischer Blumenanbieter hat in der vergangenen Woche Kübel an Laternen in den VS-Innenstädten aufgehängt. Der Rundum-Service der Firma, die auch zum Gießen in die Doppelstadt kommt, sorgt allerdings für Unverständnis.

Eigentlich sollen sie die Innenstädte von Villingen und Schwenningen aufhübschen – vorerst haben sie aber für böses Blut gesorgt: Über 60 Blumenkübel, die vor wenigen Tagen in VS verteilt wurden, ist eine Diskussion entbrannt.

Wie kommt es? Der niederländische Anbieter "Flower and Shower" aus der Nähe von Apeldoorn hatte vergangene Woche hängende Blumenkübel am Schwenninger Marktplatz und entlang der Paradiesgasse installiert. "Mit unserem Konzept haben Sie 365 Tage im Jahr ein Wow-Gefühl", heißt es da zu den Blumen, die auf den PR-Bildern üppig blühen. Damit jedoch nicht genug: Auch ein Rundum-Service, der unter anderem das Gießen der Kübel beinhaltet, wird von den Niederländern angepriesen.

Schwenninger Blumenhändler fassungslos

Doch spätestens hier rieb sich so mancher Bürger die Augen: Blumen aus den Niederlanden, für die extra eine Firma angefahren kommt, um die Kübel zu gießen? Unter anderem der Schwenninger Blumenhändler Michael Schopfer zeigte sich in sozialen Netzwerken fassungslos darüber, dass trotz der regionalen Anbieter von Blumen auf einen Händler und Dienstleister aus den Niederlanden zurückgegriffen wird. Und auch die Vereinbarkeit eines ausgerufenen Klimanotstandes mit dem Gießservice aus den Niederlanden wurde in Frage gestellt.

Infolge des Shitstorms versucht die Stadtverwaltung nun zu beschwichtigen. Das Projekt, so heißt es auf Anfrage unserer Zeitung, diene "insbesondere in jetzigen Zeiten, in denen viele Einzelhändler auf jeden Kunden angewiesen sind, der Attraktivität der Innenstädte und sorgt unter anderem für angenehmes Ambiente in den Innenstädten".

Warum nicht regional?

Doch warum geht das nicht auch regional? Die städtische Pressesprecherin Madlen Falke betont, dass die Firma für diese Art der Blumenpräsentation Spezialist sei. Dazu würden die technischen Aspekte gehören – wie etwa die Verwendung spezieller Blumenkübel mit extra für die Laternen austariertem Gewicht und die professionelle Anbringung – aber auch das Gesamtpaket, welches nicht nur das wöchentliche Gießen beinhalten würde. Neben der Pflege sorge die Firma ebenso dafür, dass kaputte Pflanzen oder Kübel ersetzt werden. "Die Firma ist auf dieses Leistungsspektrum spezialisiert und bedient diese Nische mit großer Erfahrung in vielen Städten Deutschlands, auch in der Region", so Falke. Deshalb habe die Firma einen Sitz in Kleve.

Demnach würde "Flower and Shower" für den Service keineswegs extra aus Holland angefahren kommen. Falke: "Die Firma hat regionale Auftragstrupps im Einsatz, die in den verschiedenen Städten, zum Beispiel, auch in Schramberg, die Aufgabe der Installation und des Gießens übernehmen." Die Befürchtung, dass möglicherweise hunderte Kilometer zurückgelegt werden, um für ein blühendes Ergebnis in den Innenstädten zu sorgen, scheint somit unbegründet.

Angebot "sehr wirtschaftlich"

Aufgrund der aufkeimenden Kritik an der Vergabe außerhalb der Stadtgrenze möchte die Stadtverwaltung das Projekt auch grundsätzlich hinsichtlich der gesamten Maßnahmen im Bereich Grünflächen einordnen. Demnach handle es sich um ein Pilotprojekt, da die Blumenkübel angemietet werden. Dieses Angebot sei deshalb interessant, da von Seiten der Stadt nicht bereits zu Beginn hohe Kosten durch die alleinige Anschaffung und Umsetzung entstehen würden.

So hätten laut Falke die Technischen Dienste der Stadt (TDVS) weder die Kapazitäten für die Umsetzung solcher Blumeninstallationen, noch das entsprechende Equipment, "um die Blumenkübel hoch oben an den Laternen zu versorgen." So sei es schon jetzt erforderlich externe Firmen aus der Stadt und der Region zu beauftragen, um überhaupt sämtliche Grünflächen zu versorgen. Falke: "Das würde die TDVS alleine nicht schaffen."

Dass gerade zu Coronazeiten die Diskussion über Angebote von Firmen außerhalb der Region aufkommen, sei aus Sicht der Verwaltung zwar verständlich. "Jedoch möchten wir darauf hinweisen, dass Projekte in diesem Bereich einen Vorlauf von mehreren Monaten benötigen, also lange vor Corona die Beauftragung erfolgt ist", so die Pressesprecherin. Ohnehin würden die Kosten nur im niedrigen vierstelligen Bereich liegen, "und machen somit einen Bruchteil dessen aus, was die Abteilung insgesamt pro Jahr an Mitteln aufbringt, um die Stadt erblühen zu lassen." Aus Sicht der Verwaltung sei das Angebot "sehr wirtschaftlich".

Das Gesamtbudget in der Abteilung Stadtgrün würde demnach bei 3,7 Millionen Euro liegen, wovon 2,3 Millionen Euro durch die TDVS umgesetzt werde. Rund 1,4 Millionen Euro sei die Höhe des Vergabebudgets an externe Firmen, die laut Stadt überwiegend aus der Region und aus VS stammen. "Die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Firmen funktioniert hervorragend und wir sind dankbar für die jahrelange Zusammenarbeit mit Unternehmen aus VS und der Region", betont Falke.