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Doch keine Kampf-Kandidatur gegen Tanja Broghammer? / Unternehmen trennt sich von Rudolf Reim

Rudolf Reim wurde als Geschäftsführer des Elektronikfachmarktes Hoerco abbestellt. Eine Personalie, die auch im IHK-Land weitreichende Folgen haben könnte, denn: Reim kandidiert bei der Vollversammlung der regionalen IHK gegen die Villinger Unternehmerin Tanja Broghammer für die Handelssparte in der Region.

Villingen-Schwenningen. Zwei Jahre lang war Rudolf Reim nun das Gesicht des Elektronikfachmarktes und entpuppte sich als Netzwerker durch und durch. Reim übte den Schulterschluss in allen Bereichen, sei es mit den Nachbarn im Vorderen Eckweg, Politikern oder Interessensverbänden. Sein Engagement in und für die Region führte so weit, dass Reim sich bei der Vollversammlungswahl der IHK für die Wahlgruppe Handel in der Regionalgruppe "Stadt VS und umliegende Gemeinden" als Kandidat aufstellen ließ und damit der Boutiquen-Inhaberin Tanja Broghammer ihren Sitz in der Vollversammlung streitig machen könnte. Eine spannende Kampfabstimmung für die Doppelstadt – es gibt nur einen Sitz in der Vollversammlung für diese Sparte, aber zwei Bewerber. Zudem steht der Handel speziell im Oberzentrum vor wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft und hat sich der Franke Reim binnen seiner kurzen Zeit in Villingen-Schwenningen schon einen guten Ruf erworben.

Panne bei IHK-Wahl: 32 000 Stimmzettel für den Papierkorb

Doch ist der 55-Jährige überhaupt noch wählbar, nachdem er nun völlig überraschend nicht mehr Geschäftsführer von Hoerco ist? Oder wird die IHK-Vollversammlungswahl nach der Stimmzettelpanne unter ein weiteres Fragezeichen gestellt?

Erst vor wenigen Wochen mussten 32 000 Stimmzettel neu gedruckt werden, bestätigt IHK-Sprecher Christian Beck im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Layout, Druck und Versand der Stimmzettel hatte die Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg bei einem professionellen Dienstleister in Auftrag gegeben. Für die vier verschiedenen Wahlgruppen – Industrie, Groß- und Einzelhandel, Kreditgewerbe und Dienstleistungen – gibt es jeweils unterschiedliche Stimmzettel. Gemeinsam haben alle einen Infohinweis am Kopf des Wahlbogens, der den Wähler darüber informiert, wieviele Stimmen er vergeben darf. Kurz vor dem Druck habe ein Mitarbeiter des Dienstleisters noch einmal das Layout nachgebessert und dabei versehentlich den Info-Hinweis des Industrie-Stimmzettels auf alle anderen Wahlgruppen übertragen.

Fatal: 32 000 Stimmzettel waren damit falsch und mussten neu gedruckt werden, die Wahlfrist musste für die drei tangierten Bereiche auf den 20. Dezember verlängert werden. So bedauerlich der Fauxpas aus IHK-Sicht war, wähnt man sich doch in Sicherheit: "Die Kosten bleiben natürlich nicht bei uns hängen", versichert Christian Beck.

Geht dieser Kelch auch an der Kammer vorüber, muss man sich nun aber den Fragen rund um Reims Kandidatur stellen. "Uns liegen keine Informationen von Herrn Reim vor", sagt Geschäftsbereichsleiter Jan Unverhau. Er bleibt gelassen: "Da wir die Wahlzettel gerade neu gedruckt haben, schließe ich aus, dass wir die Zettel nochmal neu drucken." Grundsätzlich gelte beispielsweise: "Zur Wahl stellen kann sich ein Unternehmer selbst oder ein Geschäftsführer", diese Wählbarkeitsvoraussetzungen müssten während der Wahl und der Amtszeit gegeben sein, sei das nicht mehr der Fall, verliere das gewählte Mitglied seinen Sitz während einer Amtsperiode. Ein gewähltes Mitglied könne seinen Sitz aber behalten, wenn es beispielsweise nur zu einem anderen Unternehmen in derselben Wahlgruppe wechsle.

Verena Hoer übernimmt Geschäftsführung selbst

Warum aber trennt sich Hoerco von Rudolf Reim, welchem dem Vernehmen nach von anderen Seiten schon verlockende Offerten gemacht werden? Dazu wollte sich Verena Hoer von der Unternehmerfamilie nicht äußern. Sie selbst werde jetzt die Geschäftsführung des Elektronikfachmarktes wahrnehmen, erklärte sie auf Nachfrage unserer Zeitung.