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Landwirte unter Strom. Pfaffenweiler will am 25. November Empfehlung an Gemeinderat geben.

Villingen-Schwenningen - Sauberen Strom erzeugen über Photovoltaikanlagen? Ist doch eine saubere Sache, das finden auch die hiesigen Landwirte. Doch so, wie Planungen in und um das Oberzentrum herum teilweise laufen, wollen sie das definitiv nicht.

Wie sehr geplante Anlagen zur regenerativen Energiegewinnung die Stimmung in Dörfern kippen lassen und für erhitzte Diskussionen sorgen, zeigt das jüngste Beispiel aus Pfaffenweiler: Das Unternehmen BayWa, ein international tätiger Handels- und Dienstleistungskonzern, möchte in einem der kleinen Stadtbezirke von VS eine zehn Hektar große Photovoltaikanlage bauen. Der Widerstand kam prompt, nicht nur Anlieger lehnen das ambitionierte Vorhaben bei den Spitalhöfen ab, auch viele Landwirte stemmen sich gegen die Planungen. Der Gegenwind war so stark, dass sich der Ortschaftsrat Pfaffenweiler Bedenkzeit geben wollte. Erst am 25. November will das Gremium eine Empfehlung an den Gemeinderat der Stadt geben.

Geht der Daumen eher nach oben oder doch nach unten? Ortsvorsteher Martin Straßacker möchte sich im Vorfeld einer Richtungsweisung im Ortschaftsrat nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Die Stimmung, so fasst er auf Anfrage des Schwarzwälder Boten zusammen, sei gemischt. Aus seiner persönlichen Meinung zu dem strittigen Thema macht er keinen Hehl: Jede regenerativ erzeugte Kilowattstunde Strom sei ihm um einiges lieber als Elektrizität aus Kohlekraft- oder Atomkraftwerken.

Obereschach blockt ab

Dennoch hat Straßacker durchaus Verständnis dafür, dass Landwirte bei Anlagen solcher Art rot sehen und sich vor allem gegen den unvermeidlichen Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen wehren. Doch alle Beteiligten seien gehört worden, die Argumente ausgetauscht: In zwei Wochen wisse man mehr.

Es ist nicht die erste Photovoltaikanlage, bei der die Daumen im Ortschaftsrat eindeutig nach unten gehen. Mit neun zu einer Stimme wurde vor fast einem Jahr die Errichtung einer Freiflächenanlage in einer Größe von zehn bis 15 Hektar an der Landesstraße in unmittelbarer Nähe des Umspannwerkes zwischen Villingen und Obereschach abgelehnt. Ortsvorsteher Klaus Martin damals: Grundsätzlich stehe er Photovoltaikanlagen positiv gegenüber. Wünschenswert wäre es aber, mehr Dachflächen für diesen Zweck zu erschließen. Auch hier war das Hauptargument gegen das Großprojekt der Geländeverbrauch: Durch den Bau einer solchen Anlage werde eine große Fläche guten Ackerbodens entzogen.

Bernhard Bolkart, Vizepräsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BHLV) und Vorsitzender des Kreisverbands Villingen, kann solche Einwände gut nachvollziehen. Auch Bolkart kritisiert den Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen. Warum, stellt er die öffentliche Frage, plane man solche Anlagen nicht auf Dächern: "Da gibt es sicherlich ein Riesenpotential." Viele Bauern, fügt er hinzu, haben bereits auf ihren ausladenden Dächern Photovoltaikmodule anbringen lassen, um sauberen Strom zu gewinnen. In Zusammenhang mit auf Freiflächen geplanten Solarparks sieht Bolkart noch einen weiteren Fallstrick: Wertvolles Ackergelände gehe verloren – und damit sinke der Anteil von Pachtflächen im Kreis weiter. Durch die weitere Verknappung steigen unweigerlich die Pachtpreise, zeigt er auf. Investoren zahlen hohe Pachten und dies treibe die Zinsen nach oben, wird er noch deutlicher.

Ruf nach Gesamtkonzept

Während im Bezug auf den Bau großer Photovoltaikanlagen die Meinungen auseinander gehen, sind sich Ortschaftsräte und Landwirte in einem Punkt einig. Wenn es um den Ausbau regenerativer Energien geht, "wäre ein grundsätzliches Konzept für VS nicht schlecht", wie es der Pfaffenweiler Ortsvorsteher Martin Straßacker und BLHV-Vizepräsident Bernhard Bolkart unisono formulieren. Was Bolkart unter einem schlüssigen Gesamtkonzept für VS versteht, zeigt er auf: Unter anderem sollte geprüft werden, auf welchen Dächern künftige Photovoltaikanlagen installiert werden könnten. Zudem sollte untersucht werden, welche landwirtschaftlichen Flächen für Solarparks in Frage kämen. Dabei könnte auch geklärt werden, ob Kompromisse möglich wären und neue Photovoltaikanlagen nicht aufgeständert werden könnten: So ließe sich, zumindest mit Einschränkung, die Fläche auch weiterhin landwirtschaftlich nutzen. Große Anlagen, so hieß es auch aus dem Obereschacher Gremium im Spätherbst 2018, dürften nicht isoliert betrachtet, sondern sollten in einem Gesamtkonzept gestellt werden.

Wie sieht es aus mit den Chancen auf ein Gesamtkonzept zum Ausbau regenerativer Energien in VS? Konkretes gibt es derzeit nicht, erklärt die städtische Pressesprecherin Oxana Brunner. Im Rahmen des Energiemanagementprozesses European Energy Award (EEA), wie vom Gemeinderat kürzlich beschlossen, sei dies jedoch möglich, zeigt Brunner Perspektiven auf.