Bünjamin Toy, Vorsitzender der Alevitischen Gemeinde (von links), Autor Taner Akçam, Schriftführerin Elif Cangür und Kassierer Hüseyin Akin freuen sich über den Besuch. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Taner Akçam kommt auf Einladung der Alevitischen Gemeinde Villingen-Schwenningen

Der türkische Wissenschaftler Taner Akçam referierte über sein Buch "Armenien und der Völkermord" vor 50 Zuhörern im Foyer des Franziskaners in Villingen.

VS-Villingen. Die Alevitische Gemeinde Villingen-Schwenningen hatte den Historiker eingeladen, der als einer der ersten türkischen Akademiker den Völkermord 1915/16 an den Armeniern öffentlich gemacht hatte.

Bundestagsabgeordneter Thorsten Frei und Oberbürgermeister Rupert Kubon zeigten in ihren Grußworten die Solidarität mit dem armenischen Volk. Frei betonte die Parallelen und Verbindungen zwischen den Aleviten und Armeniern. Er bezog sich auf die Resolution im Jahr 2016, in dem der Deutsche Bundestag die Tötungen, Vertreibungen und Deportationen an dem armenischen Volk mit dem Ziel ethnische, kulturelle und religiöse Säuberungen vorzuzunehmen, als Völkermord einstufte. Für Frei ist es wichtig, "sich der Geschichte zu stellen, denn es ist die Grundlage zu gegenseitigem Verständnis". Der Vorstandsvorsitzende der Aleviten, Bünyamin Toy, erläuterte wie eng "das Massaker an den Armeniern mit dem Schicksal der Aleviten zusammenhängt". Die alevitischen Anführer sollten 1915 alle Armenier übergeben, um sie in den sicheren Tod zu schicken. Sie weigerten sich, wofür sich Atatürk 1937 rächte. Akçam schilderte was er vorfand, als er mit seinen Recherchen begann. Er stellte den Völkermord und seine Vorgeschichte dar. Mit detaillierten Quellenstudien konnte er die systematische Vertreibung und Ermordung der Armenier anhand von Dokumenten nachweisen.

Talat Paa ordnete als Innenminister am 24. April 1915 die Verhaftung armenischer Intellektueller in Istanbul an, was den Völkermord an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich einleitete. Akçam stellte fest, dass noch heute die Türkei den Genozid zwischen 1915 und 1917 von mindestens 800 000 Armeniern, leugnet. Nach dem Vortrag stellte sich Akçam den Fragen des Publikums.