Ein Blick auf die Freilichtbühne in Hornberg.Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Jedes Jahr immer wieder ein Besuchermagnet ist die Freilichtbühne Hornberg / Familienstück gehört zum festen Bestandteil

Eintauchen in die berühmtesten und schönsten Geschichten der Region und der Welt: Auf der Freilichtbühne in Hornberg werden jeden Sommer die unterschiedlichsten Stücke von Schauspielern aus Hornberg und aus der Region zum Besten gegeben.

Hornberg. Auf dem Platz herrscht gespannte Stille, als die zwei Jungen durch den dunklen Wald streichen. Leise folgen sie dem Pfad, immer weiter in den dunklen Wald hinein. Die Bäume sehen seltsam verzerrt aus, als würden sie sich den beiden Jungen ihre langen, knorrigen Wurzeln absichtlich in den Weg zu stellen. Ein tiefes, unheimliches Lachen hallt aus dem Wald. Die beiden bleiben plötzlich stocksteif stehen. Ein großer bärtiger Mann mit breitem Hut und sieben Messern im Gürtel stellt sich ihnen in den Weg. Er hebt die Pistole und grinst hämisch: "Hände hoch".

Die Zuschauer sitzen regungslos vor Spannung auf ihren Sitzen. Keiner rührt sich mehr. Ein kleiner Junge, zwei Reihen weiter unten, schaut auch voller Respekt auf den Räuber Hotzenplotz, der sich auf der Szene der Freilichtbühne Hornberg bewegt. Hier werden jedes Jahr die unterschiedlichsten Stücke von Schauspielern aus Hornberg und Umgebung aufgeführt. Egal ob Märchenliebhaber, Krimi-Freund oder historisch Interessierte, für jeden ist etwas dabei.

Eine bekannte Geschichte

Die Spiele auf der Freilichtbühne wurden von dem Gründerrat des historischen Vereins, der 1955 entstand, ins Leben gerufen. Einer der 15 Gründer war Erwin Leisinger. Er schrieb ein Theaterstück über die, in Hornberg nur allzu gut bekannte, Sage vom Hornberger Schießen. Zunächst gab es nur einzelne kleinere Aufführungen, bis der Erfolg so groß wurde, dass immer mehr und auch neue Stücke dazukamen. Nach Erwin Leisingers Tod gab seine Frau dem historischen Verein Hornberg die Rechte an dem Stück. Damit wurde die Basis für die Existenz der jährliche Spiele geschaffen. Bis heute wird die Freilichtbühne von rund 10 000 Zuschauern pro Jahr besucht – und es werden nicht weniger.

Die Geschichte vom Hornberger Schießen ist sehr bekannt. Sogar Schiller erwähnte sie in seinem Werk "Die Räuber". Auch wird heute die Redewendung "Sonst geht es aus, wie das Hornberger Schießen" oft benutzt.

Die Geschichte handelt im 15. Jahrhundert. Der Herzog sollte das kleine Städtchen Hornberg besuchen. Deswegen wollten ihn die Hornberger mit einem ordentlichen Festmahl und lauten Kanonenschüssen empfangen. Sie postierten einen Wächter auf dem Turm, der Wache halten sollte, doch da der Herzog länger als erwartet brauchte und es sehr heiß war, tranken die Hornberger schon mal ein bisschen Bier. Da ertönte das Hornsignal vom Turm, es sollten Reiter gesichtet worden sein. Da rannten die Hornberger zu ihren Kanonen und schossen sie viel sie konnten. Doch die vermeintlichen Reiter waren nur eine Rinderherde!

Also gingen alle wieder auf ihre Posten, natürlich mit dem nächsten Bier. Da ertönte wieder das Horn und sie schossen wie wild. Doch es war nur eine Postkutsche!

Frustriert setzten sich die Hornberger wieder und tranken weiter. Nicht viel später ertönte wieder das Signal vom Turm. "Diesmal muss er es sein", dachten sich die Hornberger und sie schossen lauter denn je. Doch es war nur eine Schafherde!

Nachdem der Wächter auf dem Turm sich also das nächste Bier geholt hatte, sah er sie. Der Herzog kam. Der Wächter trötete in sein Horn und die Hornberger rannten wie wild zu ihren Kanonen. Doch nein, es war kein Pulver mehr da! Was sollten sie nun tun?

Als der Herzog dann mit seinem Gefolge eintraf kamen ihm von allen Seiten laute "Piff-paff! Piff-paff"-Rufe entgegen. Zunächst soll der hohe Gast ziemlich sauer über die seltsame Begrüßung gewesen sein. Doch nachdem er die Geschichte gehört hatte, musste auch er lachen und so feierten sie alle zusammen ein großes Fest. Natürlich mit ganz viel Bier!

Jedes Jahr etwas Neues

Das "Hornberger Schießen" wird immer noch jedes Jahr im Sommer mehrfach gespielt. Mit den Jahren kamen jedoch auch andere Stücke dazu. So wird jedes Jahr ein anderes Familienstück aufgeführt. Bekannte Geschichten wie zum Beispiel "Michel aus Löneberga" oder bekannte Märchen wie "Die Schöne und das Biest" oder "Aschenputtel". Dies sind immer die Highlights des Jahres auf der Freilichtbühne.

Wer es lieber Spannend und gruselig mag, kann auch zu den Krimi-Aufführungen für Erwachsene kommen, Gänsehaut und Zähneklappern im Eintritt inbegriffen.

Anna Ketterer spielt seit neun Jahren auf der Freilichtbühne und seit 14 Jahren beim Hornberger Schießen. Ihre Familie wirkt schon lange mit. Sie und noch viele andere, insgesamt 60 bis 70 Aktive, üben schon Monate vor dem großen Auftritt für die Familien im Sommer. "Die Proben und der Auftritt sind immer das Beste. Außerdem fördert es dem Selbstbewusstsein, auf der Bühne zu stehen", meint die 15-Jährige.

"Die Proben sind am Anfang oft ziemlich chaotisch, da alle zuerst ihre Rollen bekommen und dann in Gruppen aufgeteilt werden", sagt Anna. Im Dezember beginnen die Proben und dauern bis Juli. Sie werden von dem jeweiligen Regisseur und seinen Helfern geleitet. Es wird zuerst drinnen geprobt und dann später auf der Bühne. Die Familienstücke enthalten nicht nur Schauspiel sondern auch Gesang, was auch noch oft extra geprobt werden muss stehen.

Wenn der große Tag gekommen ist, herrscht hinter den Kulissen überall geschäftiges Treiben. "Ein ziemliches Durcheinander, da sehr viele Menschen auf engem Raum sind", erklärt Anna lächelnd, "Doch es läuft alles immer wie am Schnürchen".

Die Aufführungen dauern insgesamt drei Stunden. Dazwischen gibt es eine Pause, in der sich jeder etwas zu trinken und zu essen holen kann, wie zum Beispiel Wienerle oder den über Hornberg hinaus berühmten und beliebten "Datsch-Wecken". Danach geht es weiter mit dem Stück. Nach der Aufführung gibt es nicht selten viel Applaus und auch Standing Ovations. Alle Schauspieler kommen auf die Bühne, Verbeugen sich und werden vorgestellt. Nachdem sich das Publikum wieder gesetzt hat und die Menschen sich langsam auf dem großen Platz verteilen, gibt es noch die Chance für Fans, ein Autogramm von den Hauptdarstellern zu bekommen und Fotos zu machen.

Die Vorstellungen auf der Freilichtbühne in Hornberg sind immer ein tolles Ausflugsziel für jeden. Und auch dieses Jahr gibt es wieder tolle Vorstellungen wie "Madagascar" und "Der Nackte Wahnsinn". Die Proben haben schon begonnen und alle sind gespannt und freuen sich auf eine tolle Vorstellung.   Die Autorin ist Schülerin der Klasse 9b des Schwarzwald-Gymnasiums Triberg.