Sabine Marzzita hat immer ein Lächeln für die Schüler und erfüllt Sonderwünsche so gut es geht. Fotos: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Pause: Vielfalt bestimmt den Speiseplan in der Goldenbühlschule / Vielfältige Organisation einer Mensa

320 Mittagessen werden in der Mensa der Villinger Goldenbühlschule jeden Tag ausgegeben.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Ganztagsschüler haben täglich die Wahl zwischen zwei Gerichten Fleischklösschen mit Makkaroni zum Beispiel, Geflügelspieße mit Knöpfle oder Rahmgeschnetzeltes mit Spätzle – immer mit Salat – stehen im Wochenspeiseplan auf der "Menü 1"-, der fleischlastigen Liste, Käsetortellini mit Spinatsoße, Penne mit Gemüsebolognese oder Kaiserschmarrn mit Apfelmus auf der "Menü 2"-, der vegetarischen Liste.

Vier-Schichtbetrieb ist nötig

Zwischen 11.45 und 13.30 Uhr werden die 80 Stühle in der Mensa mehrfach besetzt. Ein Vier-Schichtbetrieb ist nötig, denn "für alle Schüler ist sie zu klein", sagt Konrektorin Kathrin Mecke. Die Mensa ist inzwischen 13 Jahre alt, nachträglich wurde zumindest ein Schallschutz eingebaut.

Die "Kundschaft" ist gemischt. Da sind zum einen die Grundschüler, deren Eltern sich für die Ganztagsbetreuung entschieden haben. Zum anderen alle Schüler der Sekundarstufe, denn in den Klassen fünf bis zehn besteht an der Goldenbühlschule keine Wahlform. Sie halten sich jeden Tag bis 16 Uhr an der Gemeinschaftsschule auf. Die Neunt- und Zehntklässler dürfen dennoch wählen, ob sie ihr Mittagessen in der Mensa einnehmen oder sich anderweitig verköstigen. "Einige essen trotzdem gerne bei uns", weiß Mecke. Und die Eltern schätzen die zuverlässige Betreuung und Aufsicht in der Mittagspause.

Die jüngeren Schüler der Klassen fünf und sechs werden – sofern genug Personal zur Verfügung steht, was laut Mecke vor allem bei Krankheitsausfällen derzeit nicht immer der Fall ist – auch während der Mittagszeit und bei Tisch von Erwachsenen begleitet, von Erzieherinnen, FSJlern oder Lehrkräften. Schließlich gehe es dabei nicht nur um die Nahrungsaufnahme, sondern auch um eine familiäre Situation mit Reden, Zuhören, Erzählen.

Das Benehmen am Esstisch findet besondere Beachtung, denn nicht jedem Kind werde das vom Elternhaus mitgegeben, sagt die Pädagogin. Geregelt werde die Lautstärke am Tisch, und auch die Sitzhaltung und der Umgang mit Messer und Gabel sind nicht selbstverständlich: "Es gibt Kinder, die essen alles mit dem Löffel".

Das Entsorgen der eigenen Essensreste und das Versorgen des benutzten Tellers und des Bestecks gehören mit zum Knigge-Programm. Käppis gehören während der Mahlzeit nicht auf den Kopf, Taschen und Jacken müssen draußen bleiben. Der Benimm-Unterricht beginnt schon in den Klassenzimmern: Alle waschen sich die Hände, bevor es in die Mensa geht.

Für das Lehrerteam gehört die gemeinsame Mittagspause mit ihren Schülern zur erweiterten Lernzeit. "Dabei erlebt man die Kinder ganz anders", weiß Kathrin Mecke, die am Staatlichen Schulamt Fachberaterin für den Ganztagsbetrieb ist.

Die ersten Kinder strömen in die Mensa. Die Leiterin der Essensausgabe, Sabine Marazitta, hat für jeden Schüler ein Lächeln und erfüllt, so gut es geht, auch Sonderwünsche: hier ein bisschen weniger Nudeln, dort mehr Soße oder eine größere Portion Salat. Nachschlag gibt es immer. Neben ihr sorgen heute Bettina Ganter und Elsa Gieck für einen reibungslosen Ablauf, in dem sie Geschirr und Besteck säubern und für die nächste "Schicht" bereitstellen. Alle drei sind städtische Angestellte. Sie nehmen auch die Lieferung eines externen und auf Mensaessen spezialisierten Caterers aus der Region entgegen und halten es bis zur Ausgabe warm. Noch besser wäre ein Konvektomat, mit dem abgekühlte Speisen vor Ort vitaminschonend wieder aufgewärmt werden, doch darüber verfügen noch nicht alle der städtischen Schulen mit Mittagessensausgabe.

Heute gibt es Spaghetti Bolognese mit Salat. In der Fleischsoße steckt nur Rindfleisch, damit auch muslimische Kinder zugreifen können. Bei Linsen mit Spätzle bestehen die Saitenwürstchen aus dem gleichen Grund generell aus Putenfleisch.

Hinweise auf Allergien

Schüler mit Allergien erkennen im ausgehängten Speiseplan, ob in den Mahlzeiten Bestandteile stecken, auf die sie reagieren. Dann müssen sie sich selbst etwas mitbringen, "schließlich kann man nicht auf alle Rücksicht nehmen", sagt Kathrin Mecke.

Wenn die Tonne mit den Essensresten übervoll ist, dann gibt sie dem Caterer eine Rückmeldung. So habe man bestimmte Speisen schon aus dem Programm genommen. Einige gehen aber immer: Spaghetti, Schnitzel, Pfannkuchen, Dampfnudeln und Nürnberger Bratwürste stehen in der Gunst der Goldenbühlschüler ganz oben. Auch Spinat mit Omelett und Kartoffeln sei überraschenderweise recht beliebt. Wert werde von Seiten der Schule auf ausgewogene Mahlzeiten gelegt. Daher gehört immer ein Salat dazu, Obst oder Joghurt als Dessert und als Getränk Wasser.

In ihren Geschmäckern unterscheiden sich die Schüler kaum, weder Klein und Groß, noch Mädchen und Jungen. Die Mädels seien allenfalls etwas "schneikiger". Vor allem, wenn im Fernsehen gerade eine neue Staffel von "Germanys next Top Model" laufe, essen viele nur ein "paar Gäbelchen", erzählt Mecke.

Das Ober-Lieblingsessen aller Schüler – Pizza – gibt es an der Goldenbühlschule hingegen nie: "Die kann man leider nicht warmhalten".

An insgesamt neun der 25 städtischen Schulen gibt es Mensen, in denen täglich rund 1500 Mittagessen ausgegeben werden. Die erste Mensa wurde in der Bickebergschule eingerichtet, als sie 2003 Ganztagesschule wurde. An derzeit sechs Schulen (Bickebergschule, Gartenschule, Goldenbühlschule, Haslachschule, Karl-Brachat-Realschule und Sprachheilschule) wird die Mensa von Mitarbeitern der Stadtverwaltung betrieben. Dort sind 17 städtische Mitarbeiterinnen beschäftigt. Für die anderen Schulen gibt es Verträge mit Dienstleistern, die mit der Organisation und der Ausgabe des Essens beauftragt sind. Die Kosten für das städtische Personal und die Personalersatzkosten für die privaten Dienstleister belaufen sich 2018 auf insgesamt 350 000 Euro. Pro Mittagessen bezahlen die Schüler zwischen 3,40 und vier Euro. In den Teilorten wird der Mittagstisch teilweise über einen Förderverein organisiert und liegt nicht in der Verantwortung der Stadt. Ein warmes Essen wird an 14 Schulen angeboten. Ab September wird sich die Zahl der Mensen, die von städtischem Personal betrieben wird, auf neun, die Zahl der Mitarbeiter auf 23 erhöhen. Die Essensanlieferung durch Caterer muss in regelmäßigen Abständen öffentlich ausgeschrieben werden. Die derzeitigen Caterer sind: apetito, Tellerrand, Kompa-Care, Kuratorium Wohnen im Alter Bad Dürrheim und Gasthaus Löwen Rietheim. Da die Mensen unterschiedliche Ausstattungen aufweisen, sind die Anforderungen für die Essensanlieferung auch sehr unterschiedlich. So wird das Essen sowohl täglich beim Caterer frisch gekocht und warm angeliefert als auch das Menü vorgekocht und gefroren geliefert, um dann vor Ort erhitzt zu werden.